Rahdener Geschäftsleute blicken auf Coronazeit zurück: „Ein Teil der Mitarbeiter hat geweint“

Rahden. Vor fünf Jahren brach auch in Deutschland die Corona-Krise aus. Schnell erreichte das Virus von China aus weite Teile der Welt. Mit Lockdowns und zeitweisen Ausgangsbeschränkungen brach das öffentliche Leben über Wochen weitgehend zusammen. Der Corona-Ausbruch hierzulande jährt sich in diesen Wochen zum fünften Mal. Was hat die Pandemie mit Menschen gemacht? Dem geht die NW in einer kleinen Serie nach. Im Interview äußern sich Britta und Andreas Winkelmann. Familie Winkelmann betreibt in Rahden das Modehaus Lange und das Jeans Center. Vor fünf Jahren erreichte ein bis dato unbekanntes Virus Europa. Was war das damals aus Ihrer Sicht als Geschäftsleute Ihr erster Gedanke? Andreas Winkelmann: Der erste Kontakt mit dem Thema erfolgte privat. Wir kamen aus dem Urlaub zurück und standen auf dem Flughafen und warteten auf unsere Koffer. Dann wurden das Kofferband abgestellt und alles abgeriegelt. Es hieß, dass keiner den Raum verlässt, weil es einen Corona-Verdachtsfall an Bord des Flugzeugs gab. Zu dem Zeitpunkt war noch alles normal in Deutschland. Zu diesem frühen Zeitpunkt habe ich mir noch keine Gedanken über mögliche geschäftliche Auswirkungen gemacht. Wann erreichte Corona Ihr persönliches Umfeld? Britta Winkelmann: Meine Tennis-Mannschaft und ich waren an dem Wochenende vor dem Lockdown in Den Haag. Dann kam es, dass in den Ländern die ersten Corona-Maßnahmen getroffen wurden. Zum Teil wurden die Grenzen geschlossen. Wir kamen am letzten Tag vor dem Einsetzen der Maßnahmen zurück. Lesen Sie auch: Als das Coronavirus das Lübbecker Land lahmlegte Was waren die Gedanken, als die ersten Veranstaltungen abgesagt wurden und von einem Lockdown die Rede war? Andreas Winkelmann: In dem Moment war es eine ganz große Ungewissheit. Man wusste nicht, wie sich das weiterentwickelt, welche Folgen das für uns und auch für unser Geschäft hat. Es waren ganz viele Fragezeichen auf einmal. Keiner konnte zu dem Zeitpunkt einschätzen, wie sich das entwickeln und welche Auswirkungen das letztlich haben würde. Dann kam am 18. März 2020 der Lockdown. Wie haben Sie in der Rückschau diesen Tag erlebt? Britta Winkelmann: Das war deprimierend. Ein Teil der Mitarbeiter hat geweint, alle waren fassungslos. Das wurde auch an den Tagen danach nicht besser. Andreas Winkelmann, Britta Winkelmann: Wir haben uns nicht gesehen, der Laden war zu. Hielten Sie Kontakt zu den Mitarbeitern? Britta Winkelmann: Wir haben eine WhatsApp-Gruppe gebildet. Wir verstehen uns untereinander sehr gut. Wir verbringen sehr viel Zeit miteinander, denn wir sind ja jeden Tag acht bis zehn Stunden im Geschäft. Und dann merkt man das schon, wenn Menschen, die man sonst jeden Tag trifft, nicht mehr da sind. Und zwar nicht, weil es selbst gewählt ist etwa wegen Urlaub, sondern weil man es nicht mehr durfte. Was macht das mit Geschäftsleuten, wenn der Staat ihnen die Ausübung ihres Geschäftsbetriebs verbietet? Andreas Winkelmann: Erst mal muss man dem Folge leisten. Man muss es erst einmal schlucken, die Auflagen. Dann hinterfragt man das: Warum dürfen Baumärkte aufmachen und wir Einzelhändler nicht? Welche Maßstäbe werden angelegt, das wurde nie offensichtlich. Zu den Kriterien hat sich niemand geäußert, es schien ein wenig willkürlich. Was hat die Corona-Zeit mit der Kundschaft gemacht? Britta Winkelmann: Ich fand es ganz toll, dass sehr viele Kunden loyal waren. Sie haben einen unterstützt – zum Beispiel bei &bdquo;Click & Collect“, als das möglich war. Es gab aber auch auf der Straße moralische Unterstützung, es gab viele aufmunternde Worte. Wie hat die Corona-Zeit das Kaufverhalten nachhaltig beeinflusst? Britta Winkelmann: In der Corona-Zeit wurde vermehrt online gekauft. Aber ich glaube, dass sich heute viele Menschen zurückbesonnen haben. Es wird wieder mehr vor Ort gekauft. Andreas Winkelmann: Die Studien sagen auch aus, dass die größeren Städte mehr verloren haben. Warum? Lesen Sie auch: Pfarrer im Interview: Was hat die Corona-Pandemie mit den Menschen in Rahden gemacht? Andreas Winkelmann: Das hat vielleicht eine psychologische Komponente, dass manche Menschen größere Menschenansammlungen in größeren Innenstädten vermeiden. Das hält bis heute an. Britta Winkelmann: Ich glaube, dass es auch eine Rückbesinnung gibt auf das Angebot vor Ort und insgesamt auf kleine und mittelständische Unternehmen. Hat der stationäre Einzelhandel also etwas profitiert von der Corona-Krise? Andreas Winkelmann: Das ist schwierig zu sagen, weil auf die Corona-Krise eine Reihe anderer Krisen folgte, die bis heute andauern und natürlich das Kaufverhalten beeinflussen. Fühlten Sie sich während der Corona-Krise von den Behörden ausreichend informiert? Andreas Winkelmann: Man musste schon ein Stück weit selbst tätig werden und recherchieren. Aber man konnte sich auch auf den Seiten der Behörden informieren. Vom Land etwa gab es Seiten mit Informationen zu aktuellen Themen. Fünf Jahre nach dem Corona-Ausbruch betrachtet: Was hat aus heutiger Sicht nicht geklappt und was funktionierte ganz gut? Andreas Winkelmann: Die staatlichen Hilfen für Betriebe haben eigentlich ganz gut geklappt. Nach anfänglichen Unsicherheiten und diversen Ergänzungen hat das eigentlich gut geklappt und war auch eine Hilfe. Wie fällt nach den fünf Jahren Ihr persönliches Fazit aus? Britta Winkelmann: Ich bin froh, dass es vorbei ist. Andreas Winkelmann: Dem kann ich mich nur anschließen. 📱News direkt aufs Smartphone: Kostenloser WhatsApp-Kanal der NW Kreis Minden-Lübbecke

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