Rahdener Wahrzeichen erstrahlt in neuem Glanz: So wird gefeiert

Rahden. Die Gerüste sind fast komplett abgebaut. Nur an der Sakristei steht noch ein kleiner Teil, denn hier werden derzeit letzte Arbeiten ausgeführt. Dann ist es endlich geschafft und die evangelische Kirchengemeinde Rahden hat einen Kraftakt hinter sich. Die Sanierung von Dach und Außenfassade von St. Johannis in Rahden ist beendet. Das wird die Gemeinde mit einem besonderen Gottesdienst feiern. Pfarrer Udo Schulte freut sich auch über die große Unterstützung für das Projekt aus der Gemeinde - und richtet den Blick bereits auf das Jahresende. Dann wird die Kirchengemeinde die Gotteshäuser in Tonnenheide, Wehe und Alt-Espelkamp aufgeben. St. Johannis ist dann die einzige Predigtstätte in der Gemeinde - so wie das schon bei der Gründung der Gemeinde im Mittelalter war. Am Sonntag, 10. November, möchte die Kirchengemeinde einen Dank-Gottesdienst zum Abschluss der Kirchensanierung feiern. Daran schließt sich ein Beisammensein im Gemeindehaus an. Dann möchte die Gemeinde noch einmal auf die Entwicklung des Projektes und den Ablauf der Sanierung zurückblicken. Zu dem Dank-Gottesdienst sind nach Angaben von Pfarrer Udo Schule die beteiligten Firmen ebenso eingeladen wie die Stadt Rahden, Architekt Günter Rohrberg und der aus Rahden stammende SPD-Bundestagsabgeordnete Achim Post. Post wurde in St. Johannis getauft und war bei der Vermittlung eines Bundeszuschusses für die Sanierung behilflich. Zu dem Gottesdienst sind auch die Spender aus Rahden und umzu eingeladen, die das Projekt mit großen und kleinen Spenden unterstützten. Gotteshaus ist Naturschutzgebiet Auch der Kreis Minden-Lübbecke, der Naturschutzbund (Nabu) und das Umweltamt begleiteten die Sanierung, denn der Dachraum von St. Johannis ist Lebensraum des großen Mausohres. Wegen der geschützten Fledermaus-Art ist der Dachbereich des Gotteshauses als FFH-Gebiet geschützt. &bdquo;Da gab es eine enge Abstimmung mit Kreis und Nabu“, merkt Pfarrer Udo Schule an und freut sich über die gute Zusammenarbeit in einer für die Gemeinde herausfordernden Zeit. Die Fledermäuse hätten den sanierten Dachraum auch gut angenommen. Die abschließenden Arbeiten, die neue Isolierung des Daches von innen und das Beseitigen des Bauschutts seien im September gemacht worden, als die Fledermäuse wieder weg waren. Es zeichne sich ab, als ob der Kostenrahmen von 780.000 Euro eingehalten worden sei, sagt Udo Schulte. &bdquo;Das ist bei solchen Sanierungen nicht selbstverständlich. Aber das zeigt, dass die Recherche im Vorfeld sehr sorgfältig war.“ Es sei im Vorfeld genau untersucht worden. Gerade bei der Dachsanierung sei diese genaue Prüfung wichtig gewesen, weil es sich um schadhafte Stellen im Dachstuhl handelte. Hier habe erst die alte Isolierung entfernt werden müssen, um den Umfang der Arbeiten abzuschätzen, merkt Schulte an. Preissteigerungen und mehr Handlungsbedarf Der Bund unterstützte das Vorhaben in Rahdens Mitte mit 225.000 Euro. Das sind 50 Prozent des Kostenrahmens, der vor sechs Jahren bei der Antragstellung genannt wurde. Dieser Antrag sei bewilligt worden - inklusive der 50 Prozent von Bundesmitteln für den Denkmalschutz. Dass es nun 780.000 Euro geworden sind, liegt zum einen an der Baupreissteigerung. Zum anderen war vor knapp sechs Jahren der Schaden am Dachstuhl noch nicht bekannt. Zuletzt war die Kirchengemeinde wegen der Sanierung und der Bundesförderung unter Zeitdruck geraten. Udo Schulte: &bdquo;Wenn es nicht gelungen wäre, im vorigen Jahr mit den Baumaßnahmen zu beginnen, wäre die Zusage verfallen. Man hätte es neu beantragen müssen - mit der Unklarheit, ob es wieder genehmigt worden wäre.“ In dem Kostenvolumen für die Sanierung sind auch 60.000 Euro aus dem Nachlass des langjährigen Rahdener Pfarrers Körling Lansky enthalten. Lansky habe mit diesem Impuls für einen neuen Anstrich die Sanierung ins Rollen gebracht, betont Udo Schulte. Das Spendenziel von 30.000 Euro aus der Gemeinde heraus sei erstaunlich schnell erreicht worden, betont der Seelsorger. &bdquo;Daran merkt man, dass die Rahdener eine hohe Identifikation mit St. Johannis haben.“ Auch wenn es beim Kirchenbesuch sicher Luft nach oben gebe: Wie die Kirche aussehe, welche Farbe die Dachziegel haben und was sich auf dem Platz tue, das beschäftige nicht nur die älteren Rahdener. Das sei doch ein schönes Zeichen dafür, dass in Rahden die Kirche noch vor Ort sei. &bdquo;Da war nicht viel Spielraum“ Ob ihm nun ein Stein vom Herzen fällt? &bdquo;Ja“, sagt Pfarrer Udo Schulte. Es sei alles &bdquo;just in time“ gelaufen und die Förderzusage habe kurz vor dem Ablauf gestanden. Auch die Manpower sei begrenzt gewesen. &bdquo;Alle Beteiligten mussten in einem sehr engen Zeitfenster zusammenkommen. Da war nicht viel Spielraum. Es hätte sich nicht viel verzögern dürfen.“ Und wenn dann im kommenden Jahr Pfarrstellen wegfallen, wäre es aus Sicht Schultes offen gewesen, wie es mit St. Johannis weitergegangen wäre angesichts des organisatorischen Umbruchs und der personellen Veränderungen in der Kirchengemeinde. Die Sanierung von St. Johannis sei unabhängig gelaufen von der Aufgabe der Kirchen in Tonnenheide, Wehe und Alt-Espelkamp. Schulte: &bdquo;Selbst wenn St. Johannis nicht saniert worden wäre, wäre es nicht möglich gewesen, die anderen drei Kirchen zu halten.“ Die 1353 gegründete Johanniskirche sei früher das Zentrum der Gemeinde gewesen und werde es jetzt wieder werden. Es gehe zurück zu den Wurzeln der Kirchengemeinde Rahden. Für die letzten beiden Generationen sei das sicherlich ungewöhnlich. Aber die Gebäude in Alt-Espelkamp, Wehe und Tonnenheide seien zwischen 30 und 60 Jahren alt, St. Johannis aber schon 1353 gegründet. Ältere Gemeindeglieder könnten sich dagegen noch gut daran erinnern, dass Konfirmanden-Unterricht oder auch Beerdigungen zentral in Rahden abgehalten worden seien. Abschied von drei Kirchen naht Für die Gebäude in Alt-Espelkamp, Wehe und Tonnenheide ist nach Angaben Schultes bislang keine konkrete Lösung gefunden worden. In Gottesdiensten wird sich die Gemeinde am 28. und 29. Dezember von den drei Kirchen verabschieden und dann wird symbolisch liturgisches Gerät wie Bibel oder Kreuz herausgetragen. Einen neuen Platz werden diese Geräte in St. Johannis oder im Gemeindehaus finden. In einer Kirche könne nicht einfach der Schlüssel umgedreht werden. Es gebe hinsichtlich einer Nachnutzung kirchenrechtlich viele Aspekte, die beachtet werden müssten, betont Udo Schulte. Glocken zum Beispiel würden zum Gebet und Gottesdienst einladen und dürften nur zu diesem Zweck geläutet werden. So eine Vorgabe schütze auch vor missbräuchlicher Nutzung von Glocken. Schulte: &bdquo;Die Glocke einer Kirche läutet für den Herrn der Kirche und nicht für die Machthaber dieser Welt.“

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