Sexuelle Belästigung bei Konfirmationsfeier - Rahdenerin braucht nach Vorfall Therapie

Rahden. Zuletzt traf sich diese Runde wohl Ende April vergangenen Jahres bei einer Konfirmationsfeier in Rahden. Dabei muss viel Alkohol geflossen sein. Ein heute 48-jähriger Rahdener war Gast dieser Feier. Am Dienstag, 1. Oktober, traf er damalige Gäste der Konfirmationsfeier im Amtsgericht Rahden wieder – der Rahdener als Angeklagter, die weiteren Gäste als Zeugen. Die Staatsanwaltschaft warf dem verheirateten 48-jährigen Handwerker sexuelle Belästigung vor. Richter Bastian Janotta verhängte eine hohe Geldstrafe gegen den Mann. Laut Anklage der Staatsanwaltschaft Bielefeld soll sich der Vorfall bei der Konfirmationsfeier Ende April vorigen Jahres zu später Stunde ereignet haben. Gegen Mitternacht soll der Angeklagte einer 34-jährigen Rahdenerin zunächst an die Schenkel in die Nähe des Intimbereichs gefasst haben. &bdquo;Komm schon, du willst es doch auch“, soll der Mann dabei gesagt und von &bdquo;geil“ gesprochen haben. Anschließend soll der Mann aufgestanden sein und der Frau von hinten an die Brüste gefasst haben. &bdquo;Ich weiß ehrlich gesagt nicht mehr ganz viel“, sagte der Angeklagte gegenüber Richter Bastian Janotta und Staatsanwältin Große Wortmann. Er räumte ein, Gast bei der Feier gewesen zu sein, will aber aufgrund erheblichen Alkoholkonsums keine Erinnerung an den angeklagten Vorfall haben. &bdquo;Es wurde sehr, sehr viel getrunken, auch harter Alkohol.“ Es habe noch Schluck nachgeholt werden müssen. Was er getrunken habe, wollte der Richter vom Angeklagten wissen. Der sprach von Bier und &bdquo;Dutzenden kleiner Flaschen. Es war sehr viel und sehr durcheinander.“ Angeklagter hat sich bei Ehemann der Frau gemeldet Die 34-jährige Rahdenerin hatte den Mann angezeigt, trat im Verfahren als Nebenklägerin auf und wurde von Rechtsanwalt Martin Hesse unterstützt. Hesse zeigte sich nach eigenen Angaben überrascht, dass sich der Angeklagte an nichts erinnern könne. Am nächsten Tag habe er doch den Kontakt mit dem Ehemann der Rahdenerin gesucht. Ihm sei am nächsten Tag von dem Vorabend erzählt worden und da habe er sich sofort bei dem Ehemann der Frau gemeldet, antwortete der Angeklagte. Er habe das klären wollen und der Ehemann habe ihm gesagt, dass alles gut sei. Hesse wollte von dem Angeklagten dann wissen, ob der bei Feiern dazu neige, zu trinken und Frauen zu belästigen. Das verneinte der Angeklagte. Er habe aber entsprechende Infos, hielt Hesse dagegen. Es folgte eine erste kurze Diskussion zwischen dem Richter und Anwalt Hesse wegen dieser Frage. Die 34-jährige Rahdenerin bestätigte die Vorwürfe der Anklage. Es sei die Konfirmation ihres Patenkindes gewesen und am Nachmittag seien die Nachbarn dazu gekommen – auch der Angeklagte. Schon am Nachmittag sei der Angeklagte hinter ihr hergekommen, als sie mit ihren Kindern zur Hüpfburg wollte. Hinter ihr sei der Mann auch eine Rutsche herabgerutscht. &bdquo;Das fand ich schon nicht so witzig.“ Bei der Feier sei getrunken worden. Depressive Verstimmungen und Schlafstörungen nach Belästigung Gegen Mitternacht habe sie dann im Handy nach Partymusik gesucht, als sich der Angeklagte neben sie gesetzt und mit ihr gesprochen habe. Sie habe nicht zugehört, weil sie nach Musik suchte, sagte die Frau. &bdquo;Auf einmal spürte ich seine Hand in meinem Intimbereich.“ Zwei Mal habe sie den Mann aufgefordert, das zu unterlassen. Der habe noch gesagt, &bdquo;ich solle mich mal nicht so haben, ich würde das doch auch geil finden“. Dann sei der Angeklagte aufgestanden und habe sie an die Brüste gefasst. Das habe ihr Ehemann bemerkt und sei dazwischen gegangen. Das sei nicht ein bloßes Anfassen gewesen, sondern &bdquo;ein richtiges Grabschen“. Den Angeklagten beschrieb die Frau als &bdquo;alkoholisiert, aber klar“. Der Mann habe nicht getorkelt oder gelallt. Zeugen, darunter die Schwägerin des Angeklagten, berichteten übereinstimmend, dass bei der Feier viel getrunken worden sei. Manche Zeugen beschrieben den Angeklagten als stark alkoholisiert, der Freund der Schwägerin bezeichnete den Zustand des Angeklagten an jenem Abend als &bdquo;sternhagelvoll. Da ging nichts mehr.“ Einige Zeugen bestätigten den Griff an die Brüste der 34-jährigen Rahdenerin. Auch der Ehemann der Frau hatte das gesehen und schritt ein. Welche Folgen der Vorfall habe, fragte Richter Janotta die Frau. Die berichtete von depressiven Verstimmungen und Schlafstörungen. &bdquo;Generell ist es schwierig, neue Menschen in mein Leben zu lassen“, sagte die Frau. Mit der Familie des Angeklagten sei sie früher befreundet gewesen. &bdquo;Eigentlich hat mich der Vorfall innerlich kaputt gemacht.“ Eine Therapie hat die Frau bereits hinter sich, eine weitere folgt. Ist das Flirtverhalten des Angeklagten beweiserheblich? Während der Befragung der Zeugen wiederholte sich die Diskussion zwischen Nebenklage-Anwalt Hesse und Richter Janotta wegen Hesses Frage, ob sich der Angeklagte bei Feiern Frauen nähere. Das sei nicht &bdquo;tatrelevant“ und &bdquo;beweisrelevant“ in diesem Fall, merkte der Richter an. Das sei &bdquo;beweiserheblich“, widersprach Hesse und hielt dem Angeklagten vor, dass dessen angeblich fehlende Erinnerung nur eine Schutzbehauptung sei. Die Frage nach dem Verhalten des Angeklagten bei anderen Feiern sei relevant, so Hesse. Sonst könne es heißen: &bdquo;Haut euch die Hucke voll und fummelt an Frauen – mit Verweis auf verminderte Schuldfähigkeit.“ Reinhard Lührmann, Verteidiger des angeklagten Rahdeners, wies Hesses Fragen und Vermutungen entschieden zurück. Nach einer umfangreichen Beweisaufnahme sah Staatsanwältin Große Wortmann den Vorwurf als erwiesen an und beantragte wegen sexueller Belästigung 140 Tagessätze zu 65 Euro gegen den bislang unbescholtenen Rahdener. Der Mann sei alkoholisiert gewesen. Dass er aber so betrunken war, dass er nicht mehr wusste, was er tat, das glaube sie nicht. Groß Wortmann erinnerte an die Folgen für die Frau, die noch einen weiten Weg vor sich habe, die Lebensfreude wiederzufinden. &bdquo;Der eigene Körper gehört nur einem selbst“, wandte sich Groß Wortmann an den Angeklagten. Angeklagter zahlt 2.000 Euro Schmerzensgeld Die Zeugen hätten &bdquo;wohlwollend“ für den Angeklagten ausgesagt, sagte Nebenklage-Anwalt Martin Hesse und erinnerte an die Folgen des Vorfalls für seine Mandantin. Zeugen hätten vom Griff an die Brust gesprochen und das werde wohl auch so sein, meinte Anwalt Reinhard Lührmann als Verteidiger des Angeklagten und beklagte, dass es kein ärztliches Attest gebe, was die Verhandlung hätte abkürzen können. Angesichts der teils auch durch Zeugen beschriebenen Alkoholisierung sei sein Mandant schuldunfähig. Deshalb beantragte Lührmann Freispruch. &bdquo;Ich möchte ausdrücklich mein Bedauern ausdrücken“, wandte sich der Angeklagte an die als Nebenklägerin auftretende Frau. Er könne sich nicht erinnern: &bdquo;Es tut mir sehr leid, was ich dir mit dem vermeintlichen Vorfall angetan habe.“ Richter Janotta verhängte schließlich 140 Tagessätze zu 65 Euro gegen den Rahdener, also 9.100 Euro insgesamt. Ob der dieses Urteil annimmt, ließen er und Anwalt Lührmann im Gerichtssaal offen. Geeinigt hatten sich beide Parteien während einer Sitzungsunterbrechung zuvor darauf, dass der Angeklagte der Frau 2.000 Euro Schmerzensgeld zahlt. Damit sollen alle zivilrechtlichen Ansprüche der Frau gegen den Angeklagten abgegolten sein.

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