Rahdener Unternehmen meldet Insolvenz in Eigenverwaltung an

Rahden. Das 249 Jahre alte Rahdener Unternehmen Kolbus ist in wirtschaftlich schwieriges Fahrwasser geraten. Seit Längerem kursieren im Nordkreis Gerüchte über Kurzarbeit. Das Traditions- und Familienunternehmen begibt sich deshalb in ein sanierendes Eigenverwaltungsverfahren, um nach eigenen Angaben &bdquo;verbesserte Sanierungs- und Restrukturierungsmöglichkeiten“ nutzen zu können. Das teilte das Unternehmen mit und erklärte, dass das zuständige Amtsgericht Bielefeld dem Antrag entsprechend ein vorläufiges Eigenverwaltungsverfahren angeordnet habe. Anwälte äußern sich in der Mitteilung zu den Zielen des Verfahrens. Begleitet wird das Verfahren auch durch Rechtsanwalt Stefan Meyer von der Pluta Rechtsanwalts GmbH. Meyer wurde zum vorläufigen Sachwalter bestellt. Das Unternehmen werde von der renommierten Kanzlei Aderhold in dem Eigenverwaltungsverfahren unterstützt, heißt es in der Mitteilung. Zur Ergänzung der Geschäftsführung um den verfahrensrechtlichen Sachverstand werde Rechtsanwalt Maximilian Michelsen zum Generalhandlungsbevollmächtigten bestellt. Kolbus sei seit vielen Jahren ein Symbol für Beständigkeit und Innovationskraft in Ostwestfalen. &bdquo;Unser aktuelles Maschinenprogramm spiegelt genau das wider und zeigt das Know-how unserer jahrelangen Geschichte“, wird in der Mitteilung Geschäftsführer Wilfried Kröger zitiert. &bdquo;Es umfasst Neuentwicklungen wie die Rotationsstanze und die Boxmaker sowie unsere bewährten Deckenautomaten für die Buch- und Packmittelproduktion.“ &bdquo;Für die Maschinen gibt es einen Markt“ Für diese Maschinen gebe es einen Markt, teilte Kröger mit und verwies auf die bedeutende Fachmesse Drupa in Düsseldorf. Die Messe im Mai habe gezeigt, dass das Interesse der Kunden erheblich vorhanden, sei. Kröger weiter: &bdquo;Die dort und im Nachgang abgeschlossenen Projektverträge können ungehindert vom Eigenverwaltungsverfahren jetzt umgesetzt werden.“ Das Eigenverwaltungsverfahren diene dem Ziel der erfolgreichen Sanierung des Unternehmens in Eigenregie in einem geordneten gerichtlichen Verfahren. Unter den gegebenen Bedingungen biete ein Eigenverwaltungsverfahren die notwendige Flexibilität für eine nachhaltige Sanierung im Sinne der Mitarbeiter, Gläubiger, Lieferanten und Dienstleister sowie Kunden, heißt es in der Mitteilung. Die Entwicklungs-, Produktions- und Vertriebstätigkeiten würden unverändert fortgeführt. Die Verfahrensart der Eigenverwaltung sei auf den Erhalt des Unternehmens und der Arbeitsplätze ausgerichtet. Alle Leistungen würden auch im Verfahren gegenüber den Kunden in der gewohnten Zuverlässigkeit erbracht, heißt es weiter in der Mitteilung. &bdquo;Unsere oberste Priorität ist es, die Substanz des Unternehmens zu bewahren und eine tragfähige Grundlage für die Zukunft zu schaffen. Durch eine gezielte Restrukturierung und eine enge Zusammenarbeit mit allen Beteiligten wollen wir sicherstellen, dass das Unternehmen gestärkt aus der Krise hervorgeht und langfristig erfolgreich am Markt bestehen kann“, wird in der Mitteilung Rechtsanwalt Maximilian Michelsen zitiert. Belegschaft in Betriebsferien informiert Die Löhne und Gehälter der Mitarbeiter seien über die Insolvenzgeldvorfinanzierung abgesichert. Über das Insolvenzgeld würden die Gehälter und Löhne für die Monate Juli, August und September 2024 über die Bundesagentur für Arbeit gesichert, danach erfolgen die Zahlungen wie gewohnt aus den Mitteln des Unternehmens. Die Belegschaft wurde trotz der aktuellen Betriebsferien bereits informiert, heißt es. Viele Mitarbeiter hätten über Generationen hinweg im Unternehmen gearbeitet und seien dem Unternehmen eng verbunden, so dass davon auszugehen seit, dass die Belegschaft auch weiterhin motiviert die anstehenden Maßnahmen unterstützen werde. "Unsere Mitarbeiter sind das Herz unseres Unternehmens," wird Kröger. "Wir danken den Mitarbeitern für ihre harte Arbeit, ihr Engagement und ihre Loyalität auch im Namen der Gesellschafter, die das Unternehmen in den vergangenen Jahren mit erheblichen Zuschüssen unterstützt haben.“ Das Unternehmen habe eine lange Tradition und Strahlkraft in der Region und sei ein wichtiger Arbeitgeber. &bdquo;Das soll allen Beteiligten Antrieb genug sein, gute Sanierungslösungen zu finden. Ich werde gemeinsam mit meinem Team jedenfalls alles daransetzen, damit das Unternehmen und seine Arbeitsplätze erhalten werden können,“ wird in der Stellungnahme der vorläufige Sachwalter und Fachanwalt für Insolvenz- und Sanierungsrecht, Stefan Meyer, zitiert. Ursprung des Unternehmens 1775 eine Schmiede Noch vor gut einem Jahr hatte die Geschäftsführung in einem Gespräch mit der Redaktion dem Gesamtunternehmen einen guten? Auftragsbestand attestiert. Außerdem wurde auf die betriebsinterne Ausbildung hingewiesen, mit der man dem Fachkräftemangel begegnen wolle. Der Fachkräftemangel sei da und die Antwort darauf sei die Ausbildung, hatte Wilfried Kröger seinerzeit betont. Die Ausbildungsquote liege bei rund 15 Prozent. Insgesamt beschäftigte Kolbus in Rahden zuletzt rund 600 Menschen. In dieser Zahl nicht enthalten waren die rund 100 Azubis in der Kolbus Ausbildung GmbH. Das Unternehmen Kolbus wurde 1775 gegründet, Ursprung des heutigen Unternehmens war damals eine Schmiede. Im Jahr seines 225. Jubiläums hatte Kolbus noch rund 1.000 Beschäftigte gezählt. Das Rahdener Traditionsunternehmen Kolbus hatte im Januar 2018 Jahres den Verkauf seiner Buchbindereisysteme-Sparte, lange Zeit Herzstück des Unternehmens, an das Schweizer Unternehmen Müller Martini bekannt gegeben. Für die Buchherstellung liefert das Unternehmen nur noch Ausrüstungen für die Produktion und die Veredelung von Buchdecken. Als einen neuen Schwerpunkt hatte Kolbus damals den Sondermaschinenbau für die Packmittelproduktion und die Komponentenfertigung genannt. Im November 2019 hatte Kolbus mit Verweis auf eine konjunkturelle Abkühlung im Maschinenbau angekündigt, 75 Arbeitsplätze streichen zu wollen. 45 Beschäftigte schieden durch einvernehmliche Regelungen aus, bei 30 Beschäftigten gab es betriebsbedingte Kündigungen. In den vergangenen Monaten machten Gerüchte über Kurzarbeit bei Kolbus im Nordkreis die Runde. Die Redaktion bat in den vergangenen Monaten die Geschäftsführung mehrfach um ein Gespräch - ohne Erfolg.

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