Rahden. Pünktlich um 11 Uhr fährt der Wagen auf den Hof eines Hauses in Kleinendorf. Der Fahrer steigt aus dem Nissan Townstar und fragt die beiden wartenden Frauen: „Wird Hilfe benötigt beim Einsteigen“, öffnet dann nicht nur die Türen, sondern bietet auch eine Fußbank als Einstiegshilfe an. Wird zwar nicht benötigt, „aber toller Service“, freuen sich Ulrike Kokemor und Elke Bösch.
Die Vorsitzende und die Schriftführerin der Senioren Union (SU) Rahden haben an diesem Tag einen Test vor. Auf dem Prüfstand: der ehrenamtliche Fahrdienst der Stadt Rahden. „Das probieren wir einmal aus!“, beschlossen die beiden und so bestellte Ulrike Kokemor – wie von den Organisatoren des „Seniorentaxis“ erbeten – drei Werktage vor der gewünschten Fahrt den Fahrdienst unter Tel. 05771 73888. Sie bespricht am Telefon mit Ingrid von Mitzlaff ihre Wünsche und es klappt wie am Schnürchen. Ihr Fahrer Klaus Riecke ist einfach nur nett, hilfsbereit und einem Plausch nicht abgeneigt.
Anlass für diese Aktion ist auch, eine Antwort auf die Frage zu finden: „Was machen wir, wenn wir uns im Straßenverkehr beim Fahren unseres Autos nicht mehr sicher fühlen? Wie erhält man sich trotzdem weiterhin seine Unabhängigkeit, ohne immer auf Freunde, Angehörige oder Nachbarn angewiesen zu sein?“ Diese Problematik bewegt nicht nur Elke Bösch und Ulrike Kokemor, sondern viele ältere Menschen.
Es gibt insgesamt 13 Fahrer
Kokemor und Bösch überlegten: „Welche Möglichkeiten beziehungsweise Fahrangebote gibt es zurzeit überhaupt in Rahden? ÖPNV, und das auf dem Land? Nein, das ist für die beiden Frauen keine große Option, denn die Wege zu den Haltestellen sind meistens weit von der Wohnung entfernt und die Busse fahren in zu großen zeitlichen Abständen. Außerdem müssen ja nicht selten auch größere Einkäufe transportiert werden.“
Aber vielleicht ist der ehrenamtliche Fahrdienst eine gute Alternative? Also auf geht es mit dem ehrenamtlichen Fahrer Klaus Riecke zur Tour. Die erste Station ist ein Lebensmittelgeschäft. Eine halbe Stunde später, nachdem die Einkäufe erledigt und verstaut waren, geht es weiter zur nächsten Station nach Tonnenheide zum Spargelhof Winkelmann. Dort hat man Zeit zum Verweilen, eine Mittagsmahlzeit einzunehmen und auch noch im Hofladen einzukaufen.
Wiederum kommt der Fahrer pünktlich zur verabredeten Zeit und holt beide Frauen ab. Übrigens, während der Fahrt gibt es nette Gespräche mit dem „Chauffeur“, der zweimal im Monat Engagement für das „Seniorentaxi“ zeigt. „13 Fahrer, zwölf Männer und eine Frau, sind wir ehrenamtlichen Fahrer insgesamt und unsere Einsätze koordinieren Ingrid von Mitzlaff, Sylvia Goertz und Horst Lehning“, berichtet Riecke.
Nette Gespräche mit dem „Chauffeur“
„Und jetzt, wo wir ein zweites Fahrzeug haben, sind auch Ziele wie Minden erreichbar. Außerdem können wir bis zu vier Personen und drei Rollatoren transportieren. Und, wie er schmunzelnd bemerkt, die Fahrten hätten auch Unterhaltungswert.“ Riecke: „Man kennt sich eben oft schon.“ Das nehmen Kokemor und Bösch dem Fahrer nach ihrer Tour unwidersprochen ab. Die Fahrt endet schließlich am Rahdener Rathaus.
Denn dort sind Ulrike Kokemor und Elke Bösch mit der Familienbeauftragten Heike Krüger sowie den Ehrenamtlichen Organisatoren dieses Fahrdienstes Ingrid von Mitzlaff und Horst Lehning verabredet. Sylvia Goertz, die Dritte im Bunde, kann nicht teilnehmen. Die beiden Mitglieder der Senioren Union erfahren, dass den drei Organisatoren besonders am Herzen liegt, dass auch Ältere weiter am normalen Leben teilnehmen können.
Deshalb werde versucht, alle Wünsche zu erfüllen, auch außerhalb der offiziellen Zeiten. 13 bis 15 Fahrten erfolgten bisher mit nur einem Fahrzeug in der Woche und über 70 Fahrten im Monat. Man wünscht sich jetzt mit zwei Fahrzeugen noch mehr. Alle Außenortschaften von Rahden werden angefahren, Wünsche erfüllt. „So haben wir kürzlich vier Frauen aus Varl zur Eisdiele gefahren, damit sie gemeinsam Eis genießen konnten. Danach ging es wieder zurück“, nannte Frau von Mitzlaff ein Beispiel.
Fazit der beiden Frauen aus der Senioren Union
„Es ist tatsächlich eine tolle Möglichkeit, im Alter mobil zu bleiben, denn dieser neue Service der Stadt Rahden ist ausgerichtet für die Generation 65+. Dieses Angebot richtet sich an Rahdener Bürgerinnen und Bürger aus allen Ortschaften, die keine Fahrmöglichkeit haben. Das Gute ist: Die Fahrten beginnen und enden direkt an der Haustür. Man kann diesen Service in der Zeit von Montag bis Freitag von 8 bis 19 Uhr nutzen zum Einkaufen, für Arztbesuche oder andere Aktivitäten.
Auf Nachfrage sind auch andere Zeiten möglich, zum Beispiel Theater- oder Kinobesuch, Feiern und mehr. Für die Fahrten wird ein Kostenbeitrag von 0,40 Euro pro Kilometer berechnet. Zusätzlich fällt pro Buchung eine Gebühr von drei Euro an. Fahrzeiten sind Montag bis Freitag von 8 bis 19 Uhr. Auch Fahrtwünsche außerhalb dieses Zeitrahmens sind nach Vereinbarung möglich. Die Fahrerinnen und Fahrer sind engagierte Ehrenamtliche aus Rahden, die Freude daran haben, die Gäste sicher an ihr Ziel zu bringen.“
Angerufen werden kann: montags von 9 bis 12 und donnerstags von 15 bis 18 Uhr unter der Tel. 05771 73888.