So läuft der Trödelmarkt in der Rahdener Innenstadt

Rahden. Ein kleiner Plüschbär hat es einer Besucherin offenbar angetan. Interessiert schaut sie sich das niedliche Stück an, fragt nach dem Preis. Die Verkäuferin nennt eine überschaubare Summe. "Und der schaut einen doch so an, als ob er mit will", schiebt sie hinterher. Ein paar Meter weiter interessiert sich eine Besucherin für eine alte Kamera mit Stativ. Das optische Gerät dürfte schon vor 80 oder 90 Jahren im Einsatz gewesen sein. Der Verkäufer nennt einen Preis, 150 Euro sei das Gerät mit Stativ schon wert. Die Frau bietet 50 Euro. Ob sie sich einig geworden sind - vielleicht bei einem weiteren Besuch der Frau am Stand. Bummeln, felischen, stöbern: Das war am Wochenende in der Rahdener Innenstadt wieder möglich. Zum 44. Mal hatte der Gewerbebund zum Trödelmarkt eingeladen. Das ist in Rahden guter Brauch: Teils schon am frühen Morgen bauen die großen und kleinen Trödler ihre Stände an den Straßen in der Innenstadt auf. Die ersten Gäste sind da auch schon unterwegs. Der frühe Vogel fängt den Wurm - das galt schon immer auf dem Rahdener Trödelmarkt. Die Sonne steht mittlerweile höher, die Innenstadt füllt sich. Es wird schon wieder hochsommerlich. Der Stimmung aber tut das keinen Abbruch. Überall sind zufriedene Gesichter zu sehen. "Drei Fragezeichen": Höhere Nummern kosten mehr Der CVJM nutzt mit seinen Ständen den Platz zwischen Gemeindehaus und Johanniskirche. Schon am Freitagabend wurde aufgebaut, dabei halfen auch zahlreiche Flüchtlinge mit. Oliver Nickel und sein Team freuen sich. "Wir haben ordentlich was zusammengetragen." Alte Bücher sind dabei, die legendären "Drei Fragezeichen"-Hörspielkassetten, Porzellan und auch allerhand Nippes. Carsten Zimmermann, natürlich wieder mit Zylinder, ist mittlerweile ein gewiefter Auktionator. Und selbst wer nichts kaufen will, bleibt doch stehen und schaut sich das Treiben an. Und findet am Ende doch auch noch etwas. Kassetten der "Drei Fragezeichen"-Hörspielserie mit den höheren Nummern, die würden mehr kosten. "Die sind seltener", sagt Zimmermann mit einem Brustton der Überzeugung. Dass bei den neueren Folgen mitunter die Originalmusik der früheren Serienfolgen nicht mehr zu hören ist - Zimmermann winkt ab und bleibt hart. Ob er die historische Kamera für den gewünschten Preis dann doch noch verkauft hat oder dem Angebot der Interessentin etwas nachgegeben hat? Das wissen nun nur beide Beteiligten. Billige Single-Preise als Trauma Der Trödel am Stand des CVJM sei gespendet, etwa aus Haushaltsauflösungen, merkt Oliver Nickel an. Zudem bieten Konfirmanden Waffeln und Kaffee an. Den Kaffee gibt es in Porzellantassen - auch zum Mitnehmen. Die Tassen seien gespendet, so Nickel. Was am Wochenende an den Ständen des CVJM eingenommen wird, wird für die Jugendarbeit des CVJM und für die Partner in Sierra Leone genutzt. Vielleicht seien es etwas weniger Besucher als früher, meint an seinem Stand Nils Fangmeyer. "Aber wir verkaufen gut", sind sich Fangmeyer, seine Frau Uta und Dietmar Engel einig. Engel stammt aus Rahden, ist wieder zu Besuch in der Stadt und erinnert sich daran, vor 40 Jahren Singles auf dem Trödelmarkt verkauft zu haben. "Viel zu billig", weiß er noch. Offenbar Engels Trauma noch heute. "Die Atmosphäre ist toll, die Stimmung ist gut", sagen Uta und Nils Fangmeyer. Auch die Organisation habe in diesem Jahr gut geklappt. Ob die Leute auch feilschen? "Natürlich", sagt Fangmeyer. Manche würden alles zahlen, was man fordere. Andere aber wüssten zu handeln, betont der Rahdener. "Wir sind ja nicht hier, um reich zu werden. Es soll ja Spaß machen." Manche Gäste sind resistent gegen Feilschen Rainer und Monika Schirmbeck aus Oppenwehe haben Daheim ausgeräumt. "Aus einem Nachlass und was sich so im Lauf der Jahre angesammelt hat." Es gibt viel Deko und Glas. "Hier in Rahden läuft es immer ganz gut", freuen sich die beiden Oppenweher. Sie seien auch schon mal zu einem großen Trödelmarkt in Osnabrück gewesen, aber das lasse sich überhaupt nicht vergleichen. Jetzt spiele in Rahden auch das Wetter mit - anders als im Vorjahr. Da seien sie trotz der gezahlten "horrenden Standgebühr" nicht gekommen, wegen des Regens. Gefeilscht werde eher weniger, haben die Oppenweher beobachtet. "Mir wäre lieber, sie würden mehr feilschen", sagt Monika Schirmbeck. "Das gehört doch dazu." Auch bei Frederik Adam und seinen Geschwistern Raphael und Viola wird eher gezahlt, was gefordert wird. "Die zahlen das einfach", meint Frederik Adam. Manche Gäste seien wohl "verhandlungsresistent". Die Geschwister haben daheim ausgeräumt und ihren Eltern Wolfgang und Christa Adam einen Drei-Meter-Stand auf dem Trödelstand geschenkt. Die etwas andere Geschenk-Idee. Und natürlich sind auch die Eltern dabei und verkaufen munter mit. Ein Maskottchen für St. Johannis Anke Hähnel aus Tonnenheide war zuletzt als Kind auf dem Trödelmarkt und verkaufte Dinge. Nun ist sie wieder da. Sie hat den Schrank ihrer Tochter durchgeschaut und bietet Kleidung sowie Deko an. "Wir freuen uns, die Leute freuen sich, für kleines Geld Kleidung und Deko zu bekommen." Manche Gäste seien erstaunt, wie günstig man auf dem Trödelmarkt kaufen könne. Zudem müsse ja auch nichts weggeworfen werden. Dabei ist dieses Mal auch die evangelische Kirchengemeinde. Gegen eine Spende bietet sie 60 Stoff-Fledermäuse an, die eine Frau aus der Gemeinde ehrenamtlich gebastelt hat. "Johnny von Rahden" erinnert an das Große Mausohr. Diese Fledermaus-Art nistet unter dem Dach von St. Johannis. Und der Erlös aus der Abgabe von "Johnny" dient der Kirchensanierung, die nach Angaben von Pfarrerin Lena Heucher-Baßfeld im November beginnen soll. Martin Wlecke und Andreas Winkelmann vom Gewerbebund Rahden freuen sich über den regen Andrang im Herzen der Stadt. Es gebe viel mehr Stände als im vorigen Jahr. "Manche sagten, es sei richtig gute Werbung für den Trödelmarkt, wenn die Stadt so voll sei", merkt Wlecke an. Der Trödelmarkt sei eine Rahdener Traditionsveranstaltung. Es gebe ganz viele Stände mit Spielzeug und anderem klassischen Trödel, hat Wlecke beobachtet.

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