"Agrarblogger": Rahdener Junglandwirt ist auf Social Media erfolgreich

Rahden. Mais ernten findet Philipp Pelzer super. Genauso wie frühmorgens mit einem Klappstuhl bei den Kühen auf der Weide zu sitzen und in den Sonnenaufgang zu schauen. Der 24-jährige Rahdener ist Landwirt aus Leidenschaft. Seinen Alltag auf dem Hof, den er mit seinen Eltern in Rahden-Sielhorst bewirtschaftet, teilt er mit der Welt. Philipp Pelzer ist Agrarblogger. In seinen Beiträgen auf Social Media gibt er der Landwirtschaft eine Stimme. Und das mit Erfolg. Der 24-Jährige pflegt nicht nur einen Kanal, sondern gleich mehrere: Er engagiert sich als Host (Moderator) auf dem Youtube-Kanal &bdquo;Hundert Hektar Heimat“ einer öffentlich-rechtlichen Videoserie von Funk, einem Partnerkanal des ZDF. Außerdem ist er auf den Instagram-Kanälen &bdquo;philipps_farmlife“ und &bdquo;farmlife_owl“ aktiv, wobei er letzteren Account gemeinsam mit anderen jungen Leuten aus OWL pflegt. Außerdem lädt der Rahdener jeden Sonntag auf seinem Youtube-Kanal ,,Philipps_Farmlife" ein Video hoch. Storys über die tägliche Stallroutine und die Feldarbeit Wenn er auf dem Tecker sitze, ergebe sich ständig neuer Content, sagt Pelzer. Die Storys zeigen ihn bei der täglichen Stallroutine, der Feldarbeit oder auf der Weide, auf der die Mütterkühe mit ihren Kälbern stehen. Nicht nur das Dröhnen des Deutz oder des Fendt 411, der beim Schleppen eines Wienhoff-Transportfasses (Überschrift "Schafft er das?") an sein Limit gerät, machen die Beiträge so authentisch, sondern auch die Art, wie der symphatische 24-Jährige seine Botschaften transportiert. Da wird dann auch mal laut geflucht, wenn die Technik streikt, die Stalltür klemmt oder das Wetter nicht mitspielen will. Rund 10.000 Menschen haben &bdquo;Philipps_Farmlife“ auf Youtube schon abonniert und 11.000 Follower zählt sein Instagram-Kanal. Die vorgeschaltete Werbung bringt dem 24-Jährigen sogar etwas fürs eigene Konto ein. Das steht für ihn aber überhaupt nicht im Vordergrund. Wichtig ist ihm Öffentlichkeitsarbeit für die Landwirtschaft zu machen. "Landwirtschaft wird kritisch gesehen, der einzelne Landwirt an sich aber nicht. Dennoch haben wir täglich mit dem schlechten Image des Berufsstandes in der Bevölkerung und den Vorurteilen zu kämpfen wie Tierquäler oder Umweltsünder zu sein.Ich bin sogar schon einmal als Mörder beschimpft worden“, erzählt der 24-Jährige. Ihm und seinen Mitstreitern ist es daher ein Anliegen auch Nicht-Landwirte am landwirtschaftlichen Alltag teilhaben zu lassen in dem Klimaschutz und Regionalität längst zur Normalität gehören würden. Auch die Liebe zum Tier spiele im Beruf eine Rolle. Auf Pelzers Hof bekommen alle Kälbchen einen Namen. Mehr zum Thema: 43-jähriger Espelkamper wird zum Social-Media-Hit: "Bin ich auf Eltern-TikTok gelandet?" Begeisterung für den Beruf Egal ob Spargelanbau oder Milchviehhaltung: was die jungen Agrarblogger von "Hundert Hektar Heimat" oder "Farmlife_owl" vereint, ist die Begeisterung für den Beruf. Die war bei Philipp Pelzer früh vorhanden. Als kleiner Junge fuhr er bei seinem Opa immer auf dem Traktor mit. "Ich wollte nie etwas anderes als Landwirt werden", sagt der Rahdener. Nach der Schule machte Philipp Pelzer eine landwirtschaftliche Ausbildung sowie seinen Abschluss als staatlich geprüfter Agrarbetriebswirt an der Fachschule für Agrarwirtschaft in Herford. Hier lernte Pelzer in einer Unterrichtseinheit über Öffentlichkeitsarbeit den Agrarblogger Sebastian Horn kennen. Durch die Begegnung kam der Rahdener auf die Idee, seinen eigenen Instagram-Kanal mit Content vom Sielhorster "Pelzerhof" zu füllen. Für den hatte er auch schon die Homepage erstellt. Der 24-Jährige kann sich auch noch gut an seinen ersten Post im März 2020 erinnern. &bdquo;Ich auf dem Acker mit meinem Traktor im Arm“. Ob er jetzt etwa Influencer werden wolle, sei er anfangs belächelt worden, doch das Feedback auf seine Beiträge war dann durchweg positiv. lm Sommer 2021 war &bdquo;philipps_farmlife“ geboren. Probedreh in Sielhorst lief gut Als junge Blogger für das öffentlich-rechtliche Format &bdquo;100 Hektar Heimat“ gesucht wurden, stieß die Redaktion auf den Instagram-Kanal von Pelzer und fragte an, ob er nicht Lust habe mitzumachen. Ein erster Probedreh in Sielhorst lief gut und Pelzer machte unter 60 Bewerbern das Rennen. "Ich sollte eine Hofführung machen und bin dabei einfach ich selbst geblieben", blickt er auf den Tag zurück. Heute kann man ihn zusammen mit anderen Jungbauern aus Deutschland in der im August 2022 gegründeten Videoserie sehen. Die bietet eine Mischung aus Unterhaltung und Hintergrundinformation und gilt als Youtube-Zuhause für alle, die das Dorfleben und die Landwirtschaft lieben. Follower interessieren sich auch für das Privatleben Immer neue Bilder und Storys auch für die eigenen Kanäle zu erstellen, das braucht Zeit. Etwa 15 bis 20 Stunden pro Woche benötigt Philipp Pelzer dafür. Die Videos schneidet er selbst. Er liest alle Kommentare und antwortet auf Fragen, "Es sei denn die gleiche Frage wird dreimal hintereinander gestellt". Natürlich interessieren sich die Follower auch für sein Privatleben, zum Beispiel dafür, ob er er eine Freundin hat. Privates bleibe aber weitgehend außen vor. Dass er ganz spontan für eine Woche in den Skiurlaub aufgebrochen ist, das lässt er die Community aber wissen. Die würde sich ja sonst auch wundern, warum auf "Philipps_Farmlife" vielleicht einmal das sonntägliche Video fehlt. Welche Auszeichnungen es schon gab Der Verband Deutscher Agrarjournalisten (VDAJ) hat Pelzer und seine Mitstreiter von "Hundert Hektar Heimat" im August letzten Jahres für ihr Engagement mit einem Preis ausgezeichnet. Auch vom Landwirtschaftlichen Kreisverband Minden-Lübbecke gab es eine Auszeichnung für den Rahdener. "Vom Engagement junger Leute wie Philipp profitieren wir alle. Er ist ein Vorbild, wie wir auch die nicht-landwirtschaftliche Bevölkerung erreichen können", lobte Vorsitzender Rainer Meyer. Eine Karriere als &bdquo;Agrar-Influencer“ schwebt Philipp Pelzer allerdings nicht vor. Er möchte den Familienbetrieb weiterführen. Er hat sogar schon einmal ein Zukunftskonzept für den Hof mit Acker- und Futteranbau, Kühen in Weidehaltung sowie Bullen für die Fleischproduktion in Direktvermarktung und die Biogasanlage, die mit anderen Landwirten betrieben wird, aufgestellt. Auch ein Tierwohlstall gehörte zum Konzept. Das hat er aber erst einmal wieder in der Schublade verschwinden lassen. &bdquo;Es ist nicht einfach, als Landwirt der Zukunft Fuß zu fassen“, bedauert Pelzer. Geltendes Baurecht, Bürokratismus und sich ständig ändernde gesetzliche Vorgaben oder absurde Auflagen wie die 4 Prozent Flächenstilllegung würden vor Investitionen zurückschrecken lassen. "Das muss ein Ende haben", meint der Rahdener. &bdquo;Sonst können wir uns irgendwann nicht mehr selbst versorgen."

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