Unternehmensnachfolge

Drei Söhne, ein Hof – so löst ein Landwirt aus Bad Oeynhausen das Nachfolge-Dilemma

Auf dem landwirtschaftlichen Betrieb von Andre Kölling gibt es drei Söhne, die ihre Zukunft in der Branche sehen. Das Nachfolgethema beschäftigt die Familie trotzdem.

Pascal (v. l.), Marcel und Mirco Kölling sind die Nachfolger ihres Vaters Andre Kölling. Sie sehen ihre Zukunft in der Landwirtschaft. | © Mareike Köstermeyer

Mareike Köstermeyer
06.03.2025 | 05.06.2025, 16:18

Bad Oeynhausen. Der Ruhestand des Landwirts Andre Kölling ist noch einige Jahre entfernt. Doch die Betriebsnachfolge ist auf seinem Hof auf der Lohe in Bad Oeynhausen schon jetzt ein Thema. Allerdings nicht, weil dem 55-Jährigen wie so vielen Landwirten und auch Unternehmern ein Nachfolger fehlt. Kölling hat drei Söhne, die für eine Zukunft in der Landwirtschaft bereitstehen. Einfacher wird das Thema Betriebsnachfolge dadurch jedoch nicht.

Gestartet ist Kölling mit der Landwirtschaft im Nebenerwerb. Zwei Hektar gehörten zum elterlichen Betrieb auf der Lohe. Als er Ende der 1990er-Jahre die Chance bekam, sich mit einem zweiten Standort im Ort zu vergrößern, ergriff der gelernte Stahlbauer die Chance und machte sein Nebenerwerb zum Haupterwerb. „Die Landwirtschaft aufzugeben kam für mich nicht infrage“, sagt Kölling, der sich jedoch auch an die Herausforderungen wie dem Preisverfall durch die Rinderseuche BSE zu der Zeit erinnert.

„Ich habe meinen Söhnen nie das Blaue vom Himmel versprochen, sondern bin realistisch geblieben, was die Arbeit auf dem Hof bedeutet“, sagt Kölling, dem dennoch alle drei Söhne in die Landwirtschaft folgten. Das ist der Grund, warum heute rund 180 Hektar Acker- und Grünland sowie rund 300 Stück Rindvieh, 700 Mastschweine, 60 Sauen und 350 Legehennen an vier Standorten zum Betrieb gehören.

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Zahl der landwirtschaftlichen Betriebe ist rückläufig

Die Herausforderung der Betriebsnachfolge treibt die Landwirtinnen und Landwirte um. Seit Jahren ist die Zahl der landwirtschaftlichen Betriebe rückläufig – oft ist ein fehlender Nachfolger Ursache der Betriebsaufgabe. Auch von einst 15 Vollerwerbsbetrieben auf der Bad Oeynhausener Lohe und zahlreichen im Nebenerwerb sind heute nur noch Köllings übrig geblieben. „In der Vergangenheit hat es auch Neid von anderen Landwirten ohne Nachfolger für ihren Hof gegeben“, erinnert Kölling sich. Und wenn es Nachkommen gab, hätten die kein Interesse gehabt, den landwirtschaftlichen Betrieb zu übernehmen.

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„Aus genau so einem Grund ergab sich für uns 2008 die Möglichkeit, einen Hof in Vlotho zuerst zu pachten, den wir 2012 übernehmen konnten“, erinnert Kölling sich. Schon damals sei klar gewesen, dass seine Söhne Pascal, Marcel und Mirco eine landwirtschaftliche Ausbildung machen wollten. Doch damit wurde das Nachfolgerthema auch für Köllings zu einer Herausforderung. „Man will ja für jeden Sohn gute Voraussetzungen schaffen, um ins Berufsleben zu starten. Darum musste der Betrieb weiter wachsen“, erklärt der Bad Oeynhausener.

Für ihren Beruf haben sich die drei Söhne bewusst entschieden. „Der Beruf des Landwirts macht Spaß und jeder Tag ist anders“, sagt Marcel. „Es ist vielseitig mit der Stallarbeit und dem Trecker fahren“, ergänzt sein jüngerer Bruder Mirco. Das sei es wert, sich an einen Ort zu binden, sagt der älteste, Pascal.

Betriebsübernahme durch GbR-Gründung

Als er seine Ausbildung und die Weiterbildung zum Agrarbetriebswirt abgeschlossen hat, stand der Nachbarbetrieb neben dem Stammhof auf der Lohe zum Verkauf. „Wir haben eine GbR, also eine Gesellschaft bürgerlichen Rechts gegründet, um die Übernahme möglich zu machen“, erklärt sein Vater. Ähnlich war das Verfahren, als Köllings 2018 einen weiteren Betrieb in Vlotho pachteten, der 2021 in ihren Besitz überging.

„Ich habe die Betriebe jederzeit als Wertanlage gesehen. Wenn sich einer der Jungs dagegen entschieden hätte, hätten wir sie gut wieder verkaufen können, Grund und Boden sind immer eine gute Investition“, sagt der Senior, der darin eine Lösung für seinen Nachfolgerüberschuss sieht. Aber dass sich einer der drei noch umentscheidet, ist wohl unwahrscheinlich. Während Marcel Lust auf Schweinehaltung hat, legt Pascal den Focus auf den Ackerbau und Mirco auf die Rindviehhaltung. Danach ist auch die Aufteilung der Standorte ausgerichtet.

Bis auf Marcel, der zweitälteste Sohn, der bisher auf einem anderen landwirtschaftlichen Betrieb arbeitet und auf einem der familiären Betriebe in Vlotho wohnt, lebt die Familie zusammen und profitiert vom Zusammenhalt. „Wir sind zwar nicht immer einer Meinung, aber ich bin froh, wenn mein Betrieb von der nächsten Generation übernommen wird“, sagt der Landwirt. Dabei ist das Ziel für die Zukunft: „Am Ende sollen es drei eigenständige Betriebe sein, auf und von denen die Jungs leben können“, sagt Kölling, dem daran gelegen ist, jedem seiner drei Nachfolger einen gerechten Anteil zu vermachen.

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Unternehmensnachfolge

Das Thema Betriebsnachfolge treibt die Unternehmerinnen und Unternehmer in der Region um. Mit dem Erreichen des Ruhestands der geburtenstarken Jahrgänge steht die Übergabe in zahlreichen industriellen, handwerklichen und auch landwirtschaftlichen Betrieben in den kommenden Jahren bevor. Noch immer ist die Nachfolge innerhalb der eigenen Familie die beliebteste der Übergabevariante, doch immer öfter fehlt ein Nachfolger in den eigenen Reihen.

Vor diesem Hintergrund berichten wir in dieser Zeitung in loser Reihenfolge über alternative Übergabemodelle abseits der klassischen Senior-Junior-Übergabe.