Wie Einzelhändler mit der aktuellen Corona-Lage umgehen

Rahden. Vor der Bude am Eingang zum Rahdener Weihnachtsmarkt bildete sich zeitweise eine Schlange. Wer die "Dezemberträumchen" auf dem Kirchplatz besuchen wollte, musste nachweisen, geimpft oder genesen zu sein. Dann gab es das Bändchen und nur mit dem Bändchen wurden die Gäste auch bewirtet. Die kleine Wartezeit vor der 2G-Kontrollbude nahmen die Besucher in aller Seelenruhe hin. Sie freuten sich, dass es wieder einen kleinen weihnachtlichen Markt in Rahden gab - und erstmals nach zwei Jahren endlich wieder einen verkaufsoffenen Sonntag.Den bislang letzten verkaufsoffenen Sonntag in Rahden gab es zum Weihnachtsmarkt im Jahr 2019. Im vergangenen Jahr fielen wegen der Coronakrise alle Innenstadt-Veranstaltungen aus. Automesse, Sommertage und Trödelmarkt wurden auch in diesem Jahr abgesagt. Aber einen kleineren Weihnachtsmarkt, die "Dezemberträumchen", gab es dann doch - und damit konnte auch der verkaufsoffene Sonntag stattfinden.Warum die Situation anders ist als im VorjahrWie die Stimmung unter Einzelhändlern ist? Er schaue als Einzelhändler der kommenden Zeit mit etwas gemischten Gefühlen entgegen, sagte Heiko Obermann (Schuh- und Sporthaus Obermann). Wegen der steigenden Zahl von Corona-Fällen könnten einerseits einige Kunden vorsichtiger sein und sich zurückhalten. Andererseits sei die Situation wegen der vielen Geimpften eine andere als im Vorjahr.Im Vorjahr um diese Zeit habe er erlebt, dass die Menschen nicht mehr so stark in die größeren Städte gefahren seien, sondern vor Ort einkauften, sagte Obermann. Für die Adventszeit in diesem Jahr hat der Rahdener die Hoffnung, dass sich die Menschen nicht so sehr ins Getümmel der Großstädte stürzen, sondern auch wieder vor Ort einkaufen. "Im Vorjahr wurden auch viele Gutscheine gekauft, um uns zu unterstützen." Er habe die Hoffnung, dass sich Bürger darauf besinnen würden, was man vor Ort habe und deshalb auch vor Ort einkaufen.Rückbesinnung auf Angebote vor OrtHeiko Obermann hat aber auch ein "flaues Gefühl" wegen der hohen Coronazahlen. Gleichwohl setzt er auf die Treue der Kunden - und die Besinnung auf das, was vor Ort da sei. "Wenn man vor Ort ein bisschen Einkaufsstruktur haben will, dann sollte man uns gerade in dieser Zeit unterstützen."Heiko Obermann wurde im Gespräch mit der Neuen Westfälischen deutlich: Es seien die Einzelhändler, die durch den Gewerbebund für den Weihnachtsmarkt und für die Weihnachtsbeleuchtung sorgten. "Die Weihnachtsbeleuchtung wird gelobt. Aber sie wird von uns über den Gewerbebund bezahlt. Wir zahlen sie nicht nur über unsere Mitgliedsbeiträge, sondern auch über eine Extra-Umlage.""Die Menschen waren sehr diszipliniert""Ein bisschen gemischt", so beschreibt Andreas Winkelmann (Modehaus Lange und Jeans-Center) die Stimmung. Einerseits gebe es die Vorfreude auf die Weihnachtszeit, andererseits gebe es die Frage, was noch komme. "Viele sind erschöpft davon, immer wieder mit dem Thema Corona konfrontiert zu werden."Viele Bürger hätten das erste Advents-Wochenende mit Weihnachtsmarkt in Rahden positiv aufgenommen, merkte Andreas Winkelmann an. "Beim Weihnachtsmarkt waren die Menschen sehr diszipliniert." Sie hätten sich in die Reihe vor der Bude eingereiht, um ihren 2-G-Status nachzuweisen. "Es gab keine Scherereien. Das lief alles rund und damit war ich echt zufrieden."Warum der verkaufsoffene Sonntag so wichtig istSchauen und stöbern am ersten Advent - diese Möglichkeit hätten die Menschen genutzt. Andreas Winkelmann hat bei den Menschen auch etwas Zurückhaltung wahrgenommen, was Fahrten in größere Städte wie Bielefeld und den Bummel über dortige Weihnachtsmärkte angeht. "Im Zuge der allgemeinen Diskussion nehmen sich die Leute generell zurück."Mit dem ersten Advents-Wochenende ist Einzelhändler Andreas Winkelmann zufrieden. Es habe den Erwartungen entsprochen. "Wir freuen uns, dass es angenommen wird. So ist es ein Angebot, das die Kunden nutzen. Und das ist schön." Bei den verkaufsoffenen Sonntagen habe die ganze Familie mal die Möglichkeit, gemeinsam einkaufen zu gehen. "Für den Handel sind die verkaufsoffenen Sonntage immens wichtig. Wir bekommen in Rahden dann auch immer viele Gäste von außerhalb." Wie Reiseveranstalter auf Corona reagierenDie steigende Coronazahl bereite aber auch Sorgen. In Berlin und Brandenburg gilt im Handel nun die 2-G-Regel. Die Auswirkungen einer solchen Regelung könne er derzeit nicht einschätzen, sagte Winkelmann.Die Nachfrage sei da. Aber zu Abschlüssen komme es nicht immer, weil sich Vorgaben und Bestimmungen änderten, sagten Anja und Peter Durnio (Reisebüro Durnio). "Ganz zuversichtlich sehen wir ins nächste Jahr." Anja und Peter Durnio raten den Menschen, schon jetzt für das kommende Jahr zu buchen, weil viele Anbieter Frühbucher-Rabatte gewährten. Reisegutscheine sind gefragt"Man kann auch sorgenfrei buchen, weil es einen Reisekomplettschutz gibt." Diese Versicherung decke auch Corona ab. Die großen Veranstalter würden anbieten, eine Reise bis 14 Tage vor Beginn kostenlos und ohne Angabe von Gründen zu stornieren oder umzubuchen, wenn es wegen Corona irgendwelche Beeinträchtigungen geben sollte. "So haben die Kunden bei den großen Veranstaltern einen Rundum-Reiseschutz."Im Reisebüro der Durnios werden Reisegutscheine nachgefragt, etwa im Zusammenhang mit Musicals. Im kommenden Jahr möchten Anja und Peter Durnio nach mittlerweile zwei Corona-Jahren mit ihren Kunden auch wieder auf Reisen gehen. Geplant sind eine Schiffsreise und eine Andalusien-Rundreise.Gewerbebund zieht Markt-Bilanz "Die Leute haben sich vorbildlich verhalten", lobte der Gewerbebund-Vorsitzende Martin Wlecke die Weihnachtsmarkt-Gäste. Ruhig hätten sie vor der Kontrolle gewartet und auf dem Platz habe auch die Security die Einhaltung von 2G kontrolliert. "Der Platz war zu keiner Zeit überfüllt." Er habe noch nie so viele glückliche Kindergesichter gesehen wie am Weihnachtsmarkt-Wochenende am Kinderkarussell. Viele der Jüngsten hätten wohl noch nie ein Karussell gesehen oder seien damit schon gefahren. Von Seiten der Besucher habe es viel Lob gegeben, dass es den kleinen Weihnachtsmarkt gab.Geplant ist nun, dass die Bratwurstbude, die Glühweinbude und das Kinderkarussell bis Jahresende stehen bleiben, sagte Wlecke. Das hänge aber auch von der weiteren Entwicklung ab. Es gelte aber auch bei der Mini-Weihnachtsmarkt-Variante die 2-G-Regel mit Bändchen.

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