Pr. Ströher Familie züchtet seltene Schweinerasse

Rahden-Pr. Ströhen. Wenn Borstentiere lachen könnten, wäre das Gekicher der 46 Angler Sattelschweine und der sieben ungarischen Mangalitza, hierzulande besser bekannt als Wollschweine, auf dem Hof von Michael Streek in Pr. Ströhen weithin zu hören. Weil die seltenen Rassen dort artgerecht gehalten werden. Nicht wegen gesetzlicher Zwänge, sondern weil das Wohl der Tiere für den 45-jährigen Rahdener Landwirt und seine acht Jahre jüngere Ehefrau Zuzana eine Herzensangelegenheit ist. Beide haben den Hof &bdquo;Sonnensch(w)ein" vor zwei Jahren übernommen und sind vor genau einem Jahr mit der Zucht und Mast der seltenen Schweinerassen gestartet. Selbst geschrotetes Mischfutter für die Vierbeiner Die schwarzweißen Angler Sattelschweine und die gelockten Wollschweine verteilen sich auf einer 10.000 Quadratmeter großen Freifläche, die auf dem idyllisch gelegenen Hofgelände in ein knapp zehn Hektar großes eingezäuntes Areal eingebettet ist. Unterteilt in acht etwa gleichgroße Parzellen. Landwirtschaftliche Nutzflächen mit einer Pferdekoppel, altem Baumbestand sowie Mais- und Getreidefeldern. Sieben Hektar der Gesamtfläche nutzt das Ehepaar Streek auf seinem Familienbetrieb als reines Ackerland. Zum Anbau von Mais, Hafer, Roggen, Wintergerste und Lupinen. Ausschließlich für die Fütterung der Tiere. Einmal am Tag gibt es selbst geschrotetes Mischfutter (&bdquo;natürlich ohne Sojaschrot"), zusätzlich während des ganzen Tages gepresste Mailsilage zum Sattfressen. Warum Zwischenfrüchte angebaut werden Nach der Ernte folgt grundsätzlich der Anbau von Zwischenfrüchten. &bdquo;Die werden untergearbeitet und halten den Boden fruchtbar", verdeutlicht der Landwirt. Daher komme er schon von jeher mit einer extensiven Düngung aus, sagt er, &bdquo;und für eine ausreichende Eiweißversorgung unserer Tiere bauen wir selber Lupinen an und verzichten bewusst auf den Import von Sojaschrot aus Übersee." Obwohl die Bewirtschaftung des Hofes viele Elemente des Biolandbaus beinhaltet, sieht sich der 45-Jährige nicht als Betreiber eines Öko-Betriebes. &bdquo;Wir haben einen goldenen Mittelweg zwischen konventioneller Landwirtschaft und ökologischem Anbau gefunden, mit einer weiten Fruchtfolge und intensivem Zwischenfruchtanbau", beschreibt Streek die Bewirtschaftungsform. &bdquo;Ohne Einsatz von Insektiziden, mit geringen Gaben von Herbiziden gegen das Unkraut und einem maßvollem Einsatz von Fungiziden, um den Pilzbefall unseres Getreides zu verhindern." An der Hygieneschleuse führt kein Weg vorbei Weil das gesamte Grundstück eingezäunt ist, sind die Tiere vor räuberischen Wildtieren geschützt. Und vor Krankheiten wie aktuell der sich ausbreitenden Afrikanischen Schweinepest (ASP), die durch Wildschweine übertragen wird. Und eine Krankheitsübertragung durch Menschen ist ebenfalls so gut wie ausgeschlossen. Besucher, die ständig willkommen sind, müssen erst eine Hygieneschleuse passieren und sich umkleiden, bevor sie in die Nähe des Tierbestandes kommen. &bdquo;In Straßenkleidung läuft bei uns nichts", betont Hausherr Michael Streek, &bdquo;Stiefel sind ebenso Pflicht wie ein Overall", ergänzt Ehefrau Zuzana. Und sollte eine der typischen Schweinekrankheiten doch mal näher kommen, dann wird aus der Outdoor- eine Indoor-Herde. Spielen und Wühlen auf der Weide Die abgesteckte Weide gleich neben dem Hof nutzen die Tiere nicht nur zum Fressen, sondern primär zum Spielen und Wühlen. Gleich daneben grasen zwei Pferde auf der Weide, und dazwischen toben zwei lebhafte Hundemischlinge. Ausgestattet ist der große Auslauf mit Suhlentrögen, in denen sich die Borstenviecher in den Sommermonaten abkühlen können. Für die Nächte und die bevorstehende kalte Jahreszeit stehen den Tieren isolierte Schweinehütten mit Stroheinstreu zur Verfügung. Massentierhaltung ist für die Hofbetreiber ein Fremdwort. Zu den gut 50 Tieren, die sich derzeit auf der großzügig bemessenen Weidefläche tummeln, soll im Laufe der Zeit noch einmal die gleiche Anzahl hinzukommen. Allerdings nur Angler Sattelschweine. Ausschließlich eigene Nachzuchten. &bdquo;Für die Schwarzweißen ist die Zukunft bei uns gesichert", freut sich Streek, &bdquo;weil wir von einem Züchter aus Cuxhaven Anfang des Jahres einen deckfreudigen Eber und mehrere hoffnungsvolle Jungsauen erwerben konnten." Heidi wurde zwölffache Mutter Für immer neue Generationen der seltenen Schweinerasse ist auf dem Hof &bdquo;Sonnensch(w)ein" der vierjährige Eber &bdquo;Felix" verantwortlich. Er hat gerade wieder die gebärfreudige Schweinedame &bdquo;Heidi" zur zwölffachen Mutter gemacht. &bdquo;91 quicklebendige Ferkel mit dem achten Wurf", bestätigt Zuzana Streek der Herdbuchsau bisher eine hervorragende Lebensleistung. Das gleiche Ziel peilt die junge Bäuerin auch mit &bdquo;Hannah", der Schwester von &bdquo;Heidi" an. Auf ihre ersten Würfe warten dagegen noch die hoffnungsvollen Jungsauen &bdquo;Josephine", Roswitha" und &bdquo;Mila", und der gerade gekörte Jungeber &bdquo;Pascha" steht kurz davor, erste Kontakte mit dem anderen (Schweine-)Geschlecht zu machen. Vergebliche Suche nach Eber für die Wollschweine Die gelockten ungarischen Mangalitza haben auf dem Hof Streek (&bdquo;leider!") keine Zukunft. &bdquo;Trotz gemeinsamer Suche mit der Gesellschaft zur Erhaltung alter und gefährdeter Haustierrassen ist es uns nicht gelungen, einen passenden Eber für unsere Wollschwein-Damen zu finden", bedauert der Landwirt. &bdquo;Zurück zu den Wurzeln?, ja, stimmt", überlegt der 45-Jährige nicht lange. Schon als Kind schlug das Herz des gebürtigen Rahdeners für die Landwirtschaft. Folgerichtig schloss sich der Schulzeit in Espelkamp und dem Besuch eines landwirtschaftlichen Fachgymnasiums in Nienburg eine zweijährige Ausbildung zum Landwirt im Nachbarkreis Diepholz an. Pläne für einen Hofladen Die Weichen für ein Leben in und mit der Landwirtschaft hatten damals die Großeltern und Eltern von Michael Streek gestellt. Mit dem Kauf von mehreren Höfen in der Region, die heute zum Teil verpachtet sind. Eine bedeutende Rolle im Leben des gebürtigen Rahdeners spielt Ehefrau Zuzana, die ebenfalls eine landwirtschaftliche Ausbildung absolviert hat und mit Herzblut hinter dem Unternehmen und den gemeinsamen Zielen steht. An der Hofstelle am Ammenweg in Pr. Ströhen, die die Familie Streek aktuell zum Wohnhaus umbaut, soll in absehbarer Zeit auch ein Hofladen zur Vermarktung der artgerecht gehaltenen Angler Sattelschweine entstehen. Auch Tiere verdienen Respekt Verbundpartner sind zwei regionale Schlachtereien. Einen positiven Nebeneffekt der schonenden und langsamen Mast sieht Zuzana Streek in der Fleischqualität. &bdquo;Unsere Produkte zeichnen sich durch eine gute Marmorierung aus und kommen so groß aus der Pfanne, wie sie reingelegt wurden." Die Grundhaltung zum Thema Tierhaltung ist für Michael und Zuzana Streek auf lange Sicht festgezurrt: &bdquo;Alle Menschen möchten sich in ihrem Leben wohlfühlen und respektiert werden. Das haben auch unsere Nutztiere verdient. Deren Leben liegt in unseren Händen. Die Zufriedenheit der Tiere bestätigt uns, was wir für sie tun. Freude und Wertschätzung sind im Gleichgewicht, das spürt man auf beiden Seiten. Immer wieder."

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