Stark gefährdet: So wollen Landwirte in Stemwede die Rebhühner retten

Stemwede. Das Rebhuhn – taubengroß, scheu und mit einem gut getarnten Federkleid, war früher einer der häufigsten Vögel in der Agrarlandschaft. Die Bestände des am Boden lebenden Hühnervogels sind europaweit seit 1980 um 92 Prozent zurückgegangen. Das bundesweite Naturschutzprojekt &bdquo;Rebhuhn retten – Vielfalt fördern!“ möchte dem entgegenwirken. &bdquo;Das Rebhuhn ist eine Leitart“, betont Marcel Holy von der Natur- und Umweltschutzvereinigung Dümmer (NUVD). Wenn das Rebhuhn profitiere, hätten davon auch viele andere Arten in der Erde, auf dem Boden und in der Luft einen Nutzen, erklärte der promovierte Umweltwissenschaftler bei der Vorstellung des Projekts in Stemwede. Das Gebiet zwischen Stemwede und Diepholz sei Teil des Naturschutzprojektes. &bdquo;Es gibt in ganz Deutschland verteilt zehn Projektgebiete. Wir sind das einzige grenzübergreifende“, erklärt Marcel Holy. Die wichtigste Komponente für einen nachhaltigen Rebhuhnschutz sei das Aufwerten der Lebensräume. &bdquo;Dazu gehören nicht nur Blühflächen, sondern unter anderem auch das Belassen von Ernterückständen, Stoppelbrachen sowie der Anbau von Zwischenfrüchten und entsprechend gestaltete Gewässerränder, um Deckung und Nahrung zu bieten“, erklärt Sven Nadolny von der OWL-Geschäftsstelle der Stiftung Westfälische Kulturlandschaft in Herford und Projektbetreuer auf der Seite Nordrhein-Westfalens. 42 Höfe beteiligen sich bereits Im niedersächsischen Teil des Projektgebiets beteiligen sich inzwischen 29 landwirtschaftliche Betriebe. Auf nordrhein-westfälischer Seite, in Stemwede, sind es aktuell 13 Höfe, die mit etwa 2.000 Hektar Projektfläche und bisher rund 50 Hektar Maßnahmenfläche vertreten sind. Angesprochen sind jedoch nicht nur Landwirte, sondern auch Jäger und andere Naturschutzinteressierte. &bdquo;Uns sind Artenvielfalt und Naturschutz enorm wichtig, denn wir arbeiten in und mit der Natur“, betont Antonios Tillmann, Vorsitzender des Landwirtschaftlichen Bezirksverbands OWL. &bdquo;Wir Landwirte sind auch betroffen, wenn sich die Natur verändert. Das kann uns nicht egal sein.“ Die Landwirte müssten jedoch darauf vertrauen können, dass die Maßnahmen sinnvoll seien und sie damit nach vorne kämen. Dazu brauche es praktische Beispiele und Menschen wie Familie Wiese, die bereit seien, sich darauf einzulassen, sagt der Warburger. Landwirt Christian Wiese aus Stemwede-Drohne ist einer der 13 Landwirte im Mühlenkreis, die am Rebhuhn-Projekt teilnehmen. &bdquo;Bei uns bereichern schon lange Zwischenfrüchte die Fruchtfolge“, berichtet der Landwirt. Außerdem engagiert sich der Stemweder hinsichtlich Brache- und Pufferflächen, Strukturanreicherung, Ganzjahreslebensraum oder Biotop-Vernetzung. Fressfeinde dürfen nicht überhandnehmen Auch Dietmar Nolte als Landwirt, Jäger und Hegeringsleiter aus Stemwede-Dielingen bringt mehrere Hektar Ackerflächen in das Projekt ein. &bdquo;Als Jäger freue ich mich sehr, dass ich Teil dieses großartigen Projekts sein darf“, betont Dietmar Nolte. Es gelte jedoch nicht nur, den Lebensraum des Rebhuhns anzulegen, sondern auch darauf zu achten, dass die Fressfeinde wie Fuchs, Mader und Waschbär nicht überhandnehmen, merkt der Jäger an. &bdquo;Bei diesem Projekt wird der Naturraum hier in der Region erstmals grenzübergreifend betrachtet“, sagt Joachim Schmedt aus Stemwede-Dielingen. Er ist Vorsitzender des Landwirtschaftlichen Kreisverbands Minden-Lübbecke. Er erinnert aber auch: &bdquo;Mit unseren Maßnahmen verzichten wir freiwillig auf einen Teil des Ertrags. Das tun wir aus unserer Verantwortung heraus, aber wir müssen auch von unseren Höfen leben können.“ Die Leistungen für die gesamtgesellschaftliche Aufgabe müssten weiterhin vernünftig honoriert und bürokratische Hürden abgebaut werden, sagen Schmedt und Tillmann übereinstimmend. Das Projekt sei auf sechs Jahre ausgelegt und im Frühjahr gestartet, sagt Marcel Holy. &bdquo;Wir sind somit erst am Anfang und hoffen, noch mehr Betriebe zum Mitmachen gewinnen zu können.“ Schon jetzt sei eine Entwicklung zu sehen: Dabei verweist der Umweltwissenschaftler auf die bereits angelegten Flächen und ihren Nutzen. Begleitet werde das Projekt durch ein Monitoring. &bdquo;Es gibt Regionen in Deutschland, die sind rebhuhnfrei. Hier ist noch ein Grundstock vorhanden“, sagt Marcel Holy und bezieht sich hierbei aus den Vogelzählungen.

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