Bündnis setzt auf Bölling

Rahden-Tonnenheide. Die Minden-Lübbecker CDU beklagt sich über die amtierende Spitze im Mindener Kreishaus und will einen Neuanfang an der Spitze der Kreisverwaltung. Die Christdemokraten haben mit Anna Katharina Bölling ihre Kandidatin für das Landratsamt aufgestellt und Bölling ist derzeit viel unterwegs im Landkreis. Gut drei Wochen bleiben noch bis zum Wahltag und nun freuen sich die Christdemokraten über die Unterstützung durch eine andere Partei. Anna Katharina Bölling bringe den "ungetrübten Blick von Außen" mit und den brauche man für den Neuanfang an der Kreishausspitze, sind sich die Kreisvorsitzenden von CDU, Oliver Vogt, und FDP, Frank Schäffler, einig. Der Kreis brauche einen Neustart auch in der Kommunikation, meint Schäffler. "Unbelastete Person kann Kommunikationssperre lösen" Das habe nicht immer geklappt, sagt Schäffler und nennt als Beispiele die Entwicklungen bei den Mühlenkreiskliniken und bei der Kampa-Halle. "Eine unbelastete Person von außen kann die Kommunikationssperre lösen." Die Wahlempfehlung des FDP-Kreisvorsitzenden Frank Schäffler folgt prompt: "Wir empfehlen unseren Mitgliedern und Sympathisanten, Anna Bölling zu wählen." Oliver Vogt und Anna Bölling hören das gern. Schäffler nimmt sich auch die derzeitige GroKo von CDU und SPD im Kreistag vor . Die habe "in der Vergangenheit vieles liegen lassen". Als Beispiele nennt er wieder die kreiseigenen Kliniken und die Diskussionen um die geplante Multifunktionshalle am rechten Weserufer in Minden. Konsens anstatt "starrer Mehrheiten" Die FDP erwarte, dass mit Anna Bölling ein neuer Stil im Kreishaus einziehe. Sachfragen sollten im Mittelpunkt stehen, das Bemühen um Konsens "und nicht nur starre Mehrheiten". Das greift CDU-Kreischef Oliver Vogt während der Besichtigung des Tonnenheider Familienbetriebs Fensterbau Kolkhorst auf. Es freue ihn, dass sich die FDP "unserem Personalangebot für die Landratswahl anschließt" und in Anna Bölling die geeignete Kandidatin sehe. Sie sei schließlich auch die einzige Bewerberin, die Erfahrung aus einer Kreisverwaltung mitbringe und außerhalb des Kreises viele Erfahrungen "politisch und verwaltungsseitig" gesammelt habe. Bölling könne die nötigen Impulse geben, damit der Landkreis nicht gegenüber städtischen Regionen abgehängt werde. "Schwere Zerwürfnisse zwischen Kreistag und Landrat" Hans-Eckhard Meyer, Spitzenkandidat der FDP, lobt Kolkhorst als Paradebeispiel für ein erfolgreich geführtes Familienunternehmen, würdigt Anna Bölling als die richtige Kandidatin und kritisiert den scheidenden Landrat Ralf Niermann (SPD). "In den vergangenen Jahren gab es schwere Zerwürfnisse zwischen dem Kreistag und dem amtierenden Landrat." Ein richtiges Fortkommen habe es zuletzt nicht mehr gegeben. Um die von manchen ungeliebte Kreis-Groko kommt auch Vogt nicht herum und deutet die Bereitschaft zu Veränderungen an. "Koalitionen sind keine Liebesheirat." Es habe Punkte gegeben, bei denen sich CDU und FDP näher gewesen seien als CDU und SPD. "Wünschenswert" sei es deshalb, wenn die CDU nach der Wahl nicht nur die Landrätin stelle, sondern "hoffentlich auch Zusammen mit der FDP eine gestalterische Mehrheit". Meyer freut sich nach eigenen Angaben, das zu hören. CDU rückt vorsichtig von der GroKo ab Will die CDU also weg von der GroKo im Kreistag? Beim amtierenden Landrat wisse man nicht, ob er links oder rechts abbiege, sagt Oliver Vogt auf Nachfrage der Neuen Westfälischen. Wegkommen müsse man vom Schlingerkurs, der auch für die eigenen Mitarbeiter des Landrats "mit Überraschungen verbunden" sei. Die Kreistagsmitglieder seien ehrenamtliche Politiker und hätten sich manche Dinge erst mühselig erarbeiten müssen. "Zum Teil wurden uns Informationen vorenthalten", greift auch Vogt den scheidenden Landrat an - um dann wieder die GroKo anzusprechen. Man schließe Kompromisse wie vor sechseinhalb Jahren mit der SPD. "Das hat sich an einigen Stellen auch ziemlich erschöpft."

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