Corona-Krise: Chef des Westfalen-Hof in Rahden will endlich wieder loslegen

Rahden. Die Tafel ist gedeckt. Geschirr, Besteck, Gläser Servietten - alles ist an seinem Platz. Wenige Meter entfernt parkt auf dem Randstreifen der Weher Straße in Rahden ein Bus. Die Fahrgäste könnten im Rahdener Hotel Westfalen-Hof einkehren. Fahrgäste aber sind nirgendwo zu sehen und der festlich gedeckte Tisch auf dem Rasen neben dem Westfalen-Hof ist leer. Der leere Stuhl - das Sinnbild derzeit für das Gastgewerbe in der Corona-Krise. Reiner Benk ist Chef im Westfalen-Hof. Im Hotel steigen viele Geschäftsleute ab, die heimische Firmen besuchen. Im Restaurant essen sie. Die Gastronomie und die Hotellerie aber leiden unter den Folgen des Coronavirus'. Erhebliche Einbrüche in der Branche Während Baumärkte und Discounter auch in den vergangenen Wochen ohne Auflagen verkaufen durften, machten Bund und Länder viele Einzelhändler, Tierparks und eben auch die Betriebe des Gastgewerbes dicht. Es gab erhebliche Einbrüche bei den Einnahmen. Bei manchen Betrieben brach alles weg. Der Einzelhandel darf mittlerweile wieder öffnen, einige Bundesländer haben auch Zoos wieder geöffnet. Für die Zoos in Niedersachsen und NRW aber gibt es noch immer keine Perspektive. Und das gilt auch für die Gastronomie. Reiner Benk berichtet von Anrufen bei großen heimischen Firmen als Hauptbucher des Hotels. Momentan aber gibt es in keiner Firma Geschäftsreise-Tätigkeiten. Also gibt es auch keine Nachfrage nach Hotelzimmern. Und für touristische Zwecke darf derzeit nichts vermietet werden. Wie eine Öffnung organisiert werden würde Nun wird der 4. Mai als ein Datum gehandelt, an dem das Gastgewerbe unter Auflagen wieder öffnen könnte. "So könnte ein Teil des Hotels wieder an den Markt gehen", merkt Reiner Benk an. "Wir können ja nicht alle 34 Zimmer sofort wieder öffnen." Der Bedarf werde nicht sofort wieder da sein. Niemand wisse, ob es im Mai wieder Geschäftsreisen gebe. Eines macht Benk für sein Team klar: "Wir wollen wieder durchstarten. Das hier macht keinen Spaß." Dürfte wieder geöffnet werden, dann wäre auch die Gastronomie nicht sofort wieder komplett verfügbar. Zum Start gäbe es im Westfalen-Hof eine kleine, eingeschränkte Karte. Benk: "Wir können nicht sofort komplett "À la carte' machen." Schließlich werde die Nachfrage zu Beginn nicht so groß sein, vermutet der Rahdener Gastronom. Was es mit der leeren Fest-Tafel auf sich hat Und wegwerfen möchte er Lebensmittel nicht. Eine kleine Karte wäre ein Anfang. Schritt für Schritt könne das dann hochgefahren werden - in Abhängigkeit von der Nachfrage, sagt Benk. Reiner Benk und sein Mitarbeiter Mevlan Menekshe blicken auf die festlich gedeckte Tafel auf dem Rasen neben dem Westfalen-Hof. Niemand sitzt hier. Die Tafel ist Teil einer Aktion des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbandes (Dehoga). Wirte in Dresden starteten die Aktion "Leerer Stuhl" im Zentrum der Landeshauptstadt. Sie wollen damit zeigen, dass sie noch da sind - und sich nicht beachtet fühlen. "Es gibt keinen Fahrplan, keine Perspektive", kritisiert auch Reiner Benk. In Österreich ist das anders. Dort will die Bundesregierung das Gastgewerbe Mitte Mai wieder öffnen. "Zwei tolle Bausteine, die den Staat viel Geld kosteten" In Deutschland gibt es so einen Fahrplan bislang nicht. Hier gibt's nur Hoffnungen. Mehr nicht. Reiner Benk fühlt sich von der Politik in Zeiten der Corona-Krise in Teilen schon mitgenommen. In der Gastronomie habe es bislang kein Kurzarbeitergeld gegeben - nun sei das schnell eingeführt worden. "Das lief auch ziemlich schnell." Zudem habe es die Soforthilfe des Landes NRW gegeben. Benk: "Das waren zwei tolle Bausteine, die den Staat viel Geld kosten." Es müsse aber ja auch weitergehen. Ein Teil der 28 Mitarbeiter werde in der nächsten Zeit nicht im Betrieb sein. Es gebe 60 Prozent beziehungsweise 67 Prozent Kurzarbeitergeld. Es fehlten also bis zu 40 Prozent des Netto-Gehalts. Es fehlten auch die steuerfreien Zuschläge und das Trinkgeld. "Wann dürfen Touristen wiederkommen?" Ab dem 1. Juli werde der Mehrwertsteuersatz für Speisen für ein Jahr befristet von 19 auf 7 Prozent gesenkt, merkt Reiner Benk an. Das sei schon eine schöne Entlastung. Und das Kurzarbeitergeld solle gestaffelt steigen können. Forderungen seien umgesetzt worden und das gehe in die richtige Richtung. "Aber es fehlt ein Fahrplan: Wann dürfen Touristen wiederkommen, wann sind wieder Feiern möglich?" Dabei gehe es um erhebliche Umsätze. "Wir werden noch lange damit zu tun haben, dass Feiern ausfielen." Feiern dürften wohl auch nur ganz stockend wieder anlaufen, vermutet Reiner Benk. Dann richtet er den Blick schon auf die nächsten Schritte, wenn wieder geöffnet werden darf. Es werde etwa vorerst kein Frühstücks-Büffet geben, sondern ein Einzelfrühstück. Hygiene-Standards mit möglichst wenig Kontakt.

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