Bundesregierung verbreitete Falschmeldung über Öffnung von Zoos

Ströhen. Am Mittwoch kündigten Bund und Länder eine Verlängerung der Kontaktsperre an. Perspektiven für das Gastgewerbe gab es bei der Vorstellung der "Lockerungen" ab nächster Woche gar keine. Viele Fernsehsender und andere Medien verbreiteten aber die Information, dass ab kommenden Montag auch Zoos und botanische Gärten wieder öffnen dürften - wenn denn Hygieneregelungen eingehalten würden. Der Sender N-TV vermeldete es gar an weiten Teilen des Mittwochabends als Eilmeldung, dass Museen und Zoos wieder in Deutschland ab Montag wieder öffnen dürften. Erste Zoos denken über Notschlachtungen nach Zoos und Tierparks schlagen in diesen Tagen Alarm. Sie leiden unter den Schließungen. Einnahmen gibt es nicht, aber die Tiere müssen gefüttert und gepflegt werden. Für Entsetzen sorgen Berichte aus ersten Zoos, in denen Pläne aufgestellt werden, welche Tiere angesichts der wirtschaftlichen Not zuerst geschlachtet werden müssten. Beim Anblick der Meldungen am Mittwochabend mag sich Nils Ismer wohl gefreut haben. Die Freude ist dem Chef des Tierparks Ströhen aber ganz schnell vergangen. Zwar vermeldeten auch am Donnerstag Medien die Öffnung von Zoos - so wie das auch die Bundes-CDU tat und die Bundesregierung auf ihrer Seite www.bundesregierung.de. Der Bund hatte schließlich auf seinen Seiten eine Öffnung von zoologischen und botanischen Gärten angekündigt, wenn dort die Hygieneregelungen eingehalten würden. Diesen Hinweis griffen dann viele Medien auf. Bund korrigiert Falschmeldung erst spät Der Bund aber hatte eine Falschmeldung verbreitet. Auf den Seiten der Bundesregierung wurde die erst am Donnerstagnachmittag korrigiert. Im Beschluss der Besprechung von Bundeskanzlerin Angela Merkel mit den Ministerpräsidentinnen und Ministerpräsidenten der Ländern ist nämlich keine Rede davon, dass Zoos am Montag öffnen dürfen. Ein Sprecher des Presse- und Informationsamtes verwies auf Nachfrage der Neuen Westfälischen zuerst auf die Bundesländer und gab die Verantwortung an sie weiter. Die Länder seien zuständig, die Details zu regeln, sagte er. Wenn es irgendwo ausreichend Platz gebe, Abstände und andere Vorgaben einzuhalten, dann sei das in Tierparks der Fall, hakte die Redaktion beim Presse- und Informationsamt der Bundesregierung bei der Suche nach Gründen für die falschen Informationen nach. "Panne bei der Kommunikation" Was die Bundesregierung zum Vorwurf einer reinen Willkür-Entscheidung in Sachen botanischer Gärten und Tierparks sagt - diese Frage ist bislang nicht beantwortet worden. Das Presse- und Informationsamt räumte nur eine "Panne bei der Kommunikation", nach deren Ursachen man schauen wolle. Weitere Informationen gab es vom Presse- und Informationsamt bislang nicht. Das niedersächsische Gesundheitsministerium dagegen verwies auf seine Informationen, wonach Zoos am kommenden Montag nicht aufgemacht werden dürfen. Die Beschlusslage von Mittwoch sei eindeutig. Gründe, warum Zoos und botanische Gärten geschlossen bleiben müssen, nannte auch das Gesundheitsministerium in Hannover nicht. Was das Land Niedersachsen sagt "Was ist mit zoologischen oder botanischen Gärten – bleiben diese geschlossen? Gerade bei diesem schönen Wetter fällt es besonders schwer, aber bedauerlicherweise bleiben diese Zoos, Tierparks und botanische Gärten wie auch Freizeitparks u. ä. geschlossen", heißt es lediglich in der Aufstellung häufig gestellter Fragen (FAQ) auf den Seiten des Ministeriums. Am Donnerstagmorgen habe auf den Seiten des Bundes noch die Ankündigung von Zoo-Öffnungen gestanden, sagte Nils Ismer. Auf dieser Ankündigung habe zunächst auch der Stand des Wissens im Tierpark Ströhen gegipfelt. Nun warte er auf einen Erlass der Landesregierung, der rechtlich bindend sein solle. Tierpark hat Hygienekonzept erarbeitet "Es ist hanebüchen, wie die Informationspolitik ist", kritisiert Ismer. Selbst auf den Seiten der Bundesregierung und der Bundes-CDU sei von der Öffnung der Zoos die Rede gewesen. Die Entscheidung aber, dass Zoos doch nicht öffnen dürften, sei "aus wirtschaftlicher, medizinischer und sozialer Sicht Unsinn", sagte Ismer. Ein fertiges Hygienekonzept habe der Tierpark. Offensichtlich habe sich der Satz, auf private Ausflüge zu verzichten, mit den Zoo-Öffnungen gebissen.

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