Gastwirte im Lübbecker Land haben Angst vor der Insolvenz

Lübbecker Land. Der &bdquo;Krug zum grünen Kranze", an der Stadtgrenze zwischen Rahden und Espelkamp gelegen, ist ein alteingesessener Familienbetrieb. Auch der Westfalen Hof in Rahden wird privat geführt. Beide gastronomischen Einrichtungen haben auch einen Hotelbetrieb. Jetzt sitzen das Gastwirtsehepaar Udo und Anette Henke vom "Krug" und Rainer Benk, Geschäftsführer des Westfalen Hofes, gemeinsam gesenkten Hauptes im großen leeren "Krug"-Restaurant in Schmalge und fühlen sich ein wenig allein gelassen. Erst seit Kurzem gibt es Klarheit Alleingelassen von den Kunden, aber auch von der Politik. Die Behörden haben die Gastronomen immer wieder mit unterschiedlichen Bestimmungen verwirrt. Letztere waren sogar in Espelkamp und Rahden zeitweise unterschiedlich: Die Rahdener durften zunächst noch bis 15 Uhr Menschen in ihr Lokal lassen, in Espelkamp war das schon anderthalb Wochen zuvor verboten worden. Seit dem vergangenen Sonntag, 22. März, gibt es in dieser Frage jedoch Klarheit: Das Land hat verfügt, dass jetzt nur noch außer Haus verkauft werden darf. &bdquo;Kunden kann ich an einer Hand abzählen" Die Mienen der Gastwirte aus Espelkamp und Rahden sind deswegen nicht freundlicher geworden. &bdquo;Es lohnt sich einfach nicht, unseren ganzen Apparat für einige wenige Essen, die bestellt werden, vorzuhalten. Das ist zu teuer", darin sind sich Udo und Anette Henke und auch Rainer Benk einig. &bdquo;Die Kunden kann ich an einer Hand abzählen." Tourismus und Gastronomie sind zusammengebrochen Die Gastronomen haben ihre Betriebe so weit zurückgefahren, wie irgend möglich. Benk hat 28 Mitarbeiter einschließlich der Auszubildenden. Die Rechnung ist hier ganz einfach: Die festen machen Kurzarbeit, die übrigen gucken mehr oder minder in die Röhre. Bei Henkes im Krug arbeiten elf feste Mitarbeiter und knapp 25 Aushilfen, im Hotel sind es sechs feste Stellen. Ähnlich wie ihnen ergeht es auch den anderen Restaurants und Hotels im Lübbecker Land wie dem Lübbecker Quellenhof, dem &bdquo;Schäppchen" oder auch dem Hotel-Restaurant Borchardt im Lübbecker Gewerbegebiet. Auch das Forsthaus Limberg in Pr. Oldendorf ist von der allgemeinen Regelung und der gastronomischen Krise betroffen wie auch das Hotel Kahle Wart und die Wiehen-Therme in Hüllhorst und das Mittwaldhotel in Espelkamp sowie Kaiser Dorfkrug in Isenstedt, um nur einige der größeren Einrichtungen zu nennen. Überall sind die Türen geschlossen Überall sind die Türen geschlossen, die Hotelgäste – zuletzt kamen nur noch Geschäftskunden – bleiben jetzt vollständig aus. Tourismus und Gastronomie sind im Lübbecker Land gänzlich zusammengebrochen, wie auch Andreas Grillemeier, Vorsitzender des Hotel- und Gaststättenverbandes Minden-Lübbecke im Gespräch mit nw.de bestätigt. &bdquo;So etwas gab es noch nie" Anette Henke fasst in einem kurzen Satz das zusammen, was alle Kollegen jetzt empfinden: &bdquo; Wir sitzen alle in einem Boot. So etwas gab es noch nie." Sie sei im Augenblick gesundheitlich &bdquo;überhaupt nicht gut drauf": &bdquo;Es kommt alles wieder hoch, wie damals nach dem Brand. Wenn ich jetzt abends rausschaue ist alles dunkel", blickt sie mit ängstlichem Blick zurück. Im April 2015 waren Säle, Restaurant und Gaststube bei einem Brand völlig zerstört worden. Und Küchenchef Dominik Henke erinnert sich, dass er vor noch gar nicht langer Zeit für eine Gesellschaft, die sich noch angemeldet hatte, das Essen vorbereitete, als diese dann plötzlich absagten. &bdquo;Ich war gerade dabei, 60 Schnitzel schön mit Salbei zu ummanteln. Ich konnte dann alles wegwerfen." Klare Anweisungen von den Behörden gefordert Rainer Benk wünscht sich Verlässlichkeit von der Politik und &bdquo;klare Anweisungen" von der Verwaltung. Er hat sich schon kundig gemacht, dass die Betriebsunterbrechungs-Versicherung, die jeder Gastronom für sich abgeschlossen hat, im Corona-Fall nicht zahlen wird. Von der Politik wünscht er sich, dass nicht Überbrückungsgelder oder zinsgünstige Darlehen gezahlt werden, sondern direkte Zuschüsse für die Zeit der Schließung. Benk: &bdquo;Alles andere wäre nur ein Hinauszögern der Insolvenz vieler Betriebe, das hilft uns in keiner Weise." Benk macht sich bereits Gedanken über die Zeit nach Corona. Er denkt, dass &bdquo;ganz viele familiengeführte Betriebe auf der Strecke bleiben und sich die Filialisten nur noch weiter ausdehnen. Das verändert unsere gastronomische Landkarte enorm", befürchtet er. &bdquo;Wir stehen an der Seite der Gastronomen" Auch der Hotel- und Gaststättenverband will nicht, dass das passiert. &bdquo;Wir stehen mehr denn je an der Seite unserer Gastronomen", sagt Andreas Grillemeier im Gespräch mit nw.de. &bdquo;Das ist uns wichtig und dafür steht unser Präsident Bernd Niemeyer aus Minden", so der Kreisvorsitzende. Auf der Homepage, die jedem Mitglied zugänglich sei, fänden sich auf den neuesten Stand gebrachte Information. Dort gebe es auch wichtige Tipps in Sachen Kurzarbeit, Hilfsmaßnahmen, wo man Unterstützung erhalten könne oder auch Zuschüsse. Wichtig seien auch Informationen vom Finanzamt über mögliche Steuerstundungen. "Mit Krediten ist uns kleinen Betrieben nicht geholfen. Wir hoffen auf schnelles und unbürokratisches Handeln der Behörden und auch der Banken." Klar sei, dass es &bdquo;den meisten Unternehmen nach zwei bis drei Monaten an die Existenz geht", so Grillemeier. 3.000 Menschen arbeiten im Gastgewerbe Im Kreis Minden-Lübbecke arbeiteten 2018 insgesamt knapp 3.000 Menschen in sozialversicherungspflichtigen Arbeitsstellen im Gastgewerbe, davon 651 im Hotelgewerbe und 2.322 in der Gastronomie. Sie arbeiteten in insgesamt 230 Betrieben im Kreisgebiet, darunter befänden sich auch Filialisten und Imbissbetriebe, wie Uwe Pape, Geschäftsführer des Hotel- und Gaststättenverbandes, mitteilt.

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