Familienunternehmen in fünfter Generation: Minden-Lübbecker Betrieb gewinnt Zukunftspreis

Preußisch Oldendorf. &bdquo;Als wir in der Jury-Sitzung darüber grübelten, welche Betriebe denn auszeichnungswürdig sind, haben wir bei Ihrem Betrieb nicht lange diskutieren müssen“, verrät Jens Prager, Vorstandsvorsitzender der Stiftung Zukunft Handwerk OWL und Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer, kurz bevor Petra und Ralf Engelbrecht mit ihren Gästen zur Besichtigung ihres Betriebes aufbrechen. Nur wenige Meter trennen den Konferenzraum von den Produktionshallen des Handwerksbetriebes. Von der geschäftigen Betriebsamkeit dort dringt lediglich ein Summen und Rauschen an die Ohren der neunköpfigen Gruppe, als Ralf Engelbrecht die schwere Tür zur Produktion öffnet. Von Lärm kann dabei keine Rede sein und das, obwohl in diesen Hallen mit schwerem Material gearbeitet wird. Dass die Geräuschkulisse in dem Metall verarbeitenden Betrieb Gespräche zulässt, ist ein positiver Nebeneffekt zahlreicher Maßnahmen, die Familie Engelbrecht im Sinne einer nachhaltigen Ausrichtung ihres Betriebes ergriffen hat. Der innerbetriebliche Verkehr etwa wird mit leisen, vor allem jedoch energieeffizienten Elektro-Gabelstaplern bewerkstelligt. Passend dazu besteht auch die Firmenflotte aus Elektro- und Hybridfahrzeugen, der Lkw für die Kundenbelieferung ist gasbetrieben. In der Produktion verlaufen zahlreiche Kranbahnen unter der Hallendecke und erleichtern den Mitarbeitenden den Transport ihrer Werkstoffe. Harte, körperliche Arbeit sollen die Mitarbeiter des Familienbetriebs nicht mehr leisten müssen. Stattdessen setzt die Geschäftsführung auf hochmoderne Technologien und bestens ausgestattete Arbeitsplätze. Auch mehrere Schweißroboter gehören dazu. &bdquo;Ganz wichtig ist uns dabei, dass keine der Maschinen Arbeitsplätze ersetzt, sondern diese im Gegenteil erleichtern soll“, betont Petra Engelbrecht. Aus diesem Grund würden die Mitarbeiter bei der Auswahl neuer Maschinen stets eingebunden. Lesen Sie auch: Diese OWL-Unternehmen haben den Zukunftspreis 2024 gewonnen Über 150 Jahre Betriebsgeschichte in Preußisch Oldendorf In fünfter Generation führt sie den inzwischen auf Lasertechnik spezialisierten Betrieb, den ihr Ururgroßvater im Jahr 1871 in Getmold als Schmiedebetrieb mit Hufbeschlag gründete, gemeinsam mit ihrem Mann. Dabei bedient der Betrieb unterschiedlichste Kunden und Branchen: Von Einzelstücken für Künstler über Teile für die Lebensmittel-, Möbel-, Verpackungs- und Landmaschinenindustrien, bis hin zur Zulieferung in den Bereichen Maschinenbau oder Klima- und Medizintechnik reichen die Produkte. Während der Betriebsbesichtigung werfen die Gäste, Vertreter der Handwerkskammer und der Stiftung Zukunft Handwerk OWL sowie des Handwerks und der Politik, interessiert Blicke durch die Sichtfenster ins Innere der Maschinen. Dass es sich bei diesen um hochmoderne Fiberlaser handelt, gegen die Familie Engelbrecht die zuvor genutzten CO2-Laserschneidmaschinen ausgetauscht hat, ist ein weiteres Stellrad, an dem die Geschäftsführung drehte. Die Energie sei der große Hebel gewesen, den sie für eine nachhaltige und klimafreundlichere Produktion bewegt hätten, erklärt Petra Engelbrecht: &bdquo;So ein Fiberlaser verbraucht ein Drittel des Stroms, den ein CO2-Laser benötigt und das bei gleicher Leistungsklasse und gleicher Schneidaufgabe“. Der Austausch der Maschinen sei entsprechend ein Meilenstein in der Energieeinsparung gewesen. Auch energieeffizientere Druckluftkompressoren finden inzwischen Einsatz in dem Handwerksbetrieb. Auch interessant: Handwerkskammer OWL stellt sich für die Zukunft neu auf Photovoltaik bis Papierverbrauch: Auf diese Maßnahmen setzt das Unternehmen Darüber hinaus hat die Familie die Beleuchtung in Produktion und Verwaltung auf LED umgerüstet, eine bessere Wärmedämmung bei der Dachsanierung vorgenommen sowie Wärmepumpentechnologie für die Klimatisierung und eine Photovoltaikanlage für die Eigenstromversorgung installiert, die auch die firmeneigenen E-Ladestationen versorgt, die Familie Engelbrecht Mitarbeitenden und Kunden zur Verfügung stellt. Dass auch im handwerklichen Bereich des Betriebes mehr Köpfchen gefragt als Muskelkraft vonnöten ist, zeigt sich nicht nur an der komplexen Programmierung der computergesteuerten Hightech-Laser, hinter denen die Delegation staunend stehen bleibt. Auch planerisches Geschick ist gefragt, wenn es gilt, die vorhandenen Aufträge bestmöglich zu kombinieren, um die Werkstoffe so ressourcenschonend wie möglich einzusetzen. &bdquo;Wir verschachteln die Geometrien so optimal, dass ein Verschnitt möglichst gering ist“, erklärt Petra Engelbrecht. Neben der bestmöglichen Ausnutzung des Materials setzt Familie Engelbrecht auf die Rückführung der Metall-Restgitter in den Wertstoffkreislauf. Gleiches gilt für die Verwaltung: Durch die Digitalisierung des Unternehmens wird der Papierverbrauch hier erheblich reduziert. Neben dem großen Hebel &bdquo;Energie“ seien diese Maßnahmen die vielen kleineren Hebel gewesen, die nicht ungenutzt bleiben sollten. Zum Thema: Handwerksbetriebe erwarten bessere Geschäfte Preußisch Oldendorfer Handwerksbetrieb hat 90 Mitarbeitende Ein Blick aus dem Fenster macht deutlich: Auch die bienenfreundliche und naturnahe Gestaltung des Firmengeländes mit robusten, heimischen Pflanzen stellt einen Aspekt der nachhaltigen und umweltschonenden Ausrichtung des Unternehmens dar, den Familie Engelbrecht eigener Aussage nach als fortlaufenden Prozess begreift: &bdquo;Nachhaltigkeit ist für uns kein einzelnes Projekt, es ist ein Prinzip, mit dem wir als Familienbetrieb unseren Beitrag leisten möchten für unsere Umwelt, die es zu schützen gilt, für unsere Region, in der wir leben und arbeiten und nicht zuletzt für die Menschen, die unser Unternehmen tagtäglich mit Leben füllen“. Und von diesen Menschen, auch das machen Petra und Ralf Engelbrecht immer wieder deutlich, hätten sie gerne noch mehr in ihrem Unternehmen. Rund 90 Mitarbeitende zählt der Handwerksbetrieb aktuell. Insbesondere junge Menschen, die bereits im Berufsleben stehen, oder auch solche, die noch auf der Suche nach dem Ausbildungsberuf sind, für den sie sich begeistern können, möchten die Eheleute im Team ihres zukunftsweisenden Betriebs haben. &bdquo;Ein guter Handwerker ist immer noch ein guter Handwerker“, sagt Ralf Engelbrecht unter zustimmendem Nicken der Anwesenden. Das Handwerk, da scheinen sich alle einig, hat Zukunft. Nicht zuletzt dank Arbeitgebern, die, wie Peter Eul, Präsident der Handwerkskammer OWL und Vorsitzender des Kuratoriums der Stiftung Zukunft Handwerk OWL, sagt: &bdquo;Als strahlender Leuchtturm zeigen, dass verantwortungsvolle Ressourcennutzung und wirtschaftlicher Erfolg Hand in Hand gehen können und müssen“. Die Arbeit von Familie Engelbrecht mache Mut, inspiriere und gebe Orientierung. Hier würde ressourcenschonendes Wirtschaften nicht nur umgesetzt, sondern kontinuierlich weitergedacht. Mit der Verleihung des Zukunftspreises wird dieser besondere Verdienst am 23. September in der Skylobby des Theaters Gütersloh gewürdigt werden. 📱News direkt aufs Smartphone: Kostenloser WhatsApp-Kanal der NW Kreis Minden-Lübbecke

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