Unmut nach Besuch des Landrats in Preußisch Oldendorf

Preußisch Oldendorf-Offelten. Bis zu 95 Wohnungen, 80 Wohneinheiten für Senioren und sieben Reihenhäuser sind für das Gelände der ehemaligen Tetra-Fabrik in dem knapp 500-Seelen-Dorf Offelten im Gespräch. Gegen dieses Bauprojekt wehrt sich eine Gruppe von Einwohnern des Dorfes. Zu einem Rundgang durch das Fachwerkdorf mit anschließendem Kaffeetrinken und Austausch im Haus Osterholz hatte die Initiative &bdquo;Kein Großprojekt für Offelten“ auch Landrat Ali Dogan eingeladen. Die Initiatoren hatten sich erhofft, ihm ihr Anliegen nahebringen und ein Gefühl für das Leben, die Geschichte und die Gegenwart in dem geschichtsträchtigen Dorf vermitteln zu können. Eingeladen waren außerdem Bürgermeister Marko Steiner und Stadtheimatpfleger Sebastian Schröder, der den Rundgang durch das Dorf leitete und den Teilnehmenden interessante Einblicke in die Geschichte Offeltens gab, die bis ins 12. Jahrhundert zurückreichten. Auch die Dorfglocke und ihre Bedeutung für die Dorfgemeinschaft der damaligen Zeit kamen zur Sprache. Enger Austausch und ein über Generationen gewachsenes Gemeinschaftsgefühl innerhalb des von historischen Gebäuden geprägten Dorfes sind noch heute großer Teil des Identitätsgefühls vieler Offelterinnen und Offelter. Das hieße aber nicht, dass sie ihre Gemeinschaft nicht immer wieder auch für Zuziehende öffnen würden, betonten die Organisatoren. Auch aktuell würden wieder neue Einfamilienhäuser gebaut, ohne dass jemand etwas dagegen einzuwenden hätte. Was den Offeltern fehlt, sei die Verhältnismäßigkeit angesichts des geplanten Großprojektes auf dem Gelände der ehemaligen Tetra-Fabrik. &bdquo;Sorgen der Dorfgemeinschaft nicht aufgegriffen“ Auch an diesem kam die Gemeinschaft im Rahmen des Rundgangs vorbei, nachdem Stadtheimatpfleger Sebastian Schröder zuvor einige Besonderheiten im Gebäudebestand des Fachwerksdorfes aufgezeigt, erörtert und geschichtlich eingeordnet hatte. Dazu zählte unter anderem ein Heuerlingshaus, das es ihm zufolge in dieser Form nur noch selten zu sehen gäbe und das einen Einblick in die prekären Wohn- und Lebensverhältnisse der Heuerlinge in der Vergangenheit gibt, die dem Historiker nach für die Gesellschaft von großer Bedeutung waren. Auch den Offelter Bach als Keimzelle des Dorfes, der inzwischen stellenweise wieder freigelegt wurde und inmitten des Dorfes sprudelt, besichtigte die Gruppe. In einzelnen Gesprächen zeigte sich, wie sehr sich viele Offelterinnen und Offelter auch über ihre Grundstücksgrenzen hinaus für ihr Wohn- und Lebensumfeld interessieren und einsetzen. Dass ehrenamtliches Engagement, unter anderem in Dorfgemeinschaften, in wesentlichem Maß zum Erhalt eines lebens- und liebenswerten ländlichen Raumes beiträgt, war wenige Monate zuvor im Rahmen der Verleihung der Heimatpreise vielfach betont worden und wurde angesichts des gemeinschaftlichen Einsatzes der Offelter Dorfgemeinschaft erneut sehr deutlich. Landrat von Teilnehmerzahl beeindruckt Auch Landrat Ali Dogan machte deutlich, wie beeindruckt er ob der hohen Teilnehmerzahl und des Interesses der Offelterinnen und Offelter war. Er habe einen sehr guten Eindruck von Offelten, versicherte Landrat Ali Dogan auf Nachfrage im Haus Osterholz, könne zu dem geplanten Bauprojekt an sich aber erst einmal nichts sagen. Zeitgleich entkräftete er einige der von den Dorfbewohnern angesprochenen Bedenken. Ihm sei aufgefallen, dass das Fabrikgebäude der Familie Kahre auch jetzt schon nicht optimal in das Dorfbild passe. Zuzug würde er in ländlichen Regionen außerdem als positiv erachten, da die Bevölkerungszahl letztlich ausschlaggebend für die Infrastruktur sei. Auch kenne er aus ähnlichen Fällen die Sorge, es würden vermehrt leistungsbeziehende Familien zuziehen. Und angesichts der Tatsache, dass man bei einer Familie von durchschnittlich 2,5 bis 3,5 Personen ausgehe, glaube er auch nicht an eine Verdopplung der Einwohnerzahl Offeltens. Außerdem werde bezahlbarer Wohnraum gebraucht. Weiterhin hieß es, es sei noch nichts in Stein gemeißelt, die Planungen aber recht weit fortgeschritten. Welche Sorgen die Menschen in Offelten haben Viele der Anwesenden schüttelten daraufhin ungläubig die Köpfe, einige Münder öffneten sich kurz, um etwas einzuwenden, bevor sie sich wortlos wieder schlossen. In den Aussagen des Landrats hätten viele Offelterinnen und Offelter ihre Sorgen nicht wiedergefunden, hieß es im Anschluss. Es ginge doch nicht um die Einkommenssituation der Zuziehenden oder darum, sich am Schlagwort &bdquo;Bevölkerungsverdopplung“ inhaltlich aufzuhängen, hieß es seitens der Organisatoren. Die Sorgen der Offelter seien vielmehr, dass ihr Dorfgefüge und ihr vom ländlichen Zusammenhalt geprägter Alltag aus den Fugen geraten würden, dass es nicht möglich sei, eine unverhältnismäßig hohe Anzahl Zugezogener in diese über Generationen gewachsene Gemeinschaft zu integrieren, dass der Charakter des Heimatdorfes sich vollkommen verändern könnte und ein stabiles soziales Gefüge an dem Projekt zerbräche. Entgegen ihrer Hoffnung, habe Landrat Ali Dogan ihnen diese Sorge nicht nehmen können, bedauerten die Organisatoren.

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