Warum laufen Keller und Gärten in diesem Minden-Lübbecker Ortsteil immer wieder voll?

Preußisch Oldendorf. &bdquo;Hattest du auch wieder Wasser im Keller?“ Diese Frage stellen sich Bewohnerinnen und Bewohner im Preußisch Oldendorfer Ortsteil Bad Holzhausen gegenseitig öfter. In den vergangenen Jahren haben sich die Probleme mit Überschwemmungen in diesem Gebiet gehäuft. Bei Starkregen laufen die Keller und Gärten einiger Anwohner immer wieder voll. Eigentlich sind Kommunen dazu verpflichtet, sich um den Hochwasserschutz in ihrem Gebiet zu kümmern. Doch der Weg für Betroffene, gehört zu werden, ist oft beschwerlich. Das Überschwemmungsproblem gab es früher nicht, berichten Bürger aus Bad Holzhausen. Was hat sich also verändert? Woher kommt das Wasser? Dem spüren vor allem fünf Anwohner seit Jahren nach. Hartmut Brinkhoff, Gerhard Elsing, Dieter Gerlach, Hartmut Zech und Reinhard Meyer schlossen sich zusammen, um eine gemeinsame Plattform für Betroffene schaffen. Nach einer Umfrage der Initiatoren sind etwa 70 Haushalte im Ort betroffen. Am 11. November 2010 trafen sie sich das erste Mal zu einer Versammlung. Seitdem gibt es solche Infoveranstaltungen zum Austausch in regelmäßigen Abständen. Die Initiatoren stecken viel Zeit und Arbeit in ihre Recherchen, dokumentieren die Entwicklung des Problems, sammeln Informationen über Wasserverläufe, Fließgeschwindigkeiten und Rohrdurchmesser, studieren Beschlüsse und Gutachten der Stadt sowie Gerichtsurteile in anderen Kommunen in Deutschland. Anhand von Fotos dokumentieren sie außerdem das Mysterium eines Gewässers, das an einem Ende kräftig ist und am anderen Ende eines Rohres nur noch als dünnes Rinnsal zum Vorschein kommt. Mehrere Tausend Euro Schaden &bdquo;25 Jahre gab es hier keine Probleme mit der Kanalisation“, sagt Reinhard Meyer. Anfang der 1970er wurde vor Ort ein Mischwasserkanal gebaut, das heißt, Abwasser und Oberflächenwasser werden zusammen in den Kanal geleitet. Als Anfang der 1990er am Dammweg ein Trennbauwerk zur Drosselung des Abflusswassers in Richtung Lübbecke inklusive eines Überlaufbeckens errichtet wurde, änderte sich die Situation plötzlich. Seitdem hätte der gesamte östliche Bereich des Ortes bei stärkeren Regenfällen immer wieder Wasser im Keller, berichtet Meyer. Zwölfmal sei sein eigener Keller seit 1995 bereits vollgelaufen, dabei seien oft mehrere tausend Euro Schaden entstanden. Zuletzt im August 2023. Nur mit eigenen Maßnahmen wie Rückstauklappen in Wohnhäusern konnte das Problem bisher nicht gelöst werden - hier sei also die Kommune gefragt, argumentiert die Gruppe. Ihre Vermutung: Der Kanal ist zu klein für die Wassermassen, die bei Starkregen zusätzlich zum Abwasser anfallen. &bdquo;In unserem Bereich laufen fast alle Abwässer aus der Stadt Preußisch Oldendorf zusammen“, so Gerhard Elsing. Durch Neubauten seien weitere Abwasseranschlüsse und versiegelte Flächen hinzugekommen, teilweise auch noch mehr Abwasser nach Preußisch Oldeldorf geleitet worden. Die Leitungsrohre würden in dem Trennbauwerk enger, wodurch es zu Rückstau und Überfluss von Fäkalienwasser in die Bruchriede komme. Zwei Gutachten mit unterschiedlichen Ergebnissen Seit der Flutkatastrophe im Ahrtal herrscht ein neues Bewusstsein für die Gefahren von Hochwasser. Um solchen Notfälle in Zukunft vorzubeugen, wurden potenziell gefährdete Gebiete im Land Nordrhein-Westfalen ermittelt - daraus entstand 2021 die Starkregenkarte NRW. 2022 wurde ein Hochwasserschutzkonzept, das von der Stadt Preußisch Oldendorf in Auftrag gegeben wurde, erstellt. Die Kosten für das Gutachten beliefen sich auf circa 53.000 Euro. Allerdings, so moniert die Gruppe der Hochwassergeschädigten, seien dabei nur die Große Aue und die Bruchriede, nicht aber andere Gewässer berücksichtigt worden. Dadurch habe sich auch eine ganz andere Einschätzung der Situation in Bad Holzhausen ergeben als im NRW-Gutachten. &bdquo;Hätte man sich die Gefahrenkarte von 2021 angesehen, so wäre sofort aufgefallen, dass hier nicht die Große Aue der größte Gefahrenherd in Bad Holzhausen ist“, äußert Gerhard Elsing sein Unverständnis. Diese schlummere &bdquo;noch friedlich in ihrem Bett“, während bereits die Keller in Holzhausen unter Wasser stünden. Sein Mitstreiter Reinhard Meyer resümiert ihre bisherigen Bemühungen: &bdquo;Es gab eine Vielzahl von Gesprächen mit Verantwortlichen der Stadt, bislang ohne Erfolg.“ Erfolgreiche Klage gegen eine Kommune Zuletzt gab es in Deutschland bereits einige Gerichtsurteile zum Thema Hochwasserschutz, die auch die Anwohnergruppe in Bad Holzhausen aufhorchen ließ. Der Bundesgerichtshof (BGH) urteilte, dass Kommunen zumutbare Maßnahmen durchführen müssen. Im Fall eines Eigentümers, der durch Hochwasser einen Schaden von 40.000 Euro zu beklagen hatte, entschied der BGH, dass die Kommune für diesen Schaden haften muss, da sie nicht für ausreichend Schutz gesorgt hatte. Durch Urteile wie diese fühlt sich die Gruppe bestätigt. Käme es hart auf hart, könnten sich die Betroffenen darauf beziehen und auf Schadenersatz klagen. Doch noch ist man um einen friedlichen Kurs bemüht, die gesammelten Informationen werden stets mit dem Bürgermeister und der Stadtverwaltung geteilt. Die Gruppe will weitere Überzeugungsarbeit leisten und dafür Vertreter aus dem Rat erneut zu einem Gespräch einladen. &bdquo;Wir wollen uns mit der Situation so nicht zufriedengeben“, sagt Reinhard Meyer. Dass die Maßnahmen zum Hochwasserschutz nicht von heute auf morgen umgesetzt werden könnten, sei klar. Dennoch sei es wichtig, jetzt etwas in Bewegung zu setzen.

Meistgelesen