Wie schützt man einen ganzen Stadtteil vor Hochwasser?

Pr. Oldendorf-Bad Holzhausen. Die Bilder des Jahrhunderthochwassers in NRW und Rheinland-Pfalz aus dem vergangenen Jahr sind allen noch im Gedächtnis. Wenngleich glücklicherweise nicht in dem Maße, aber auch in Pr. Oldendorf kämpften die Anwohner schon gegen die Wassermassen. Etwa 2014 und auch 2011 - als heftige Gewitter über die Region zogen. Gewässer traten über die Ufer, überfluteten Straßen und setzten zahlreiche Keller unter Wasser. Es machte sich teilweise auch Ärger breit. Bei einer Anwohnerversammlung hieß es, man tue nicht genügend für den Hochwasserschutz in Bad Holzhausen. So beschäftigte sich die Politik mit dem Thema und im Jahr 2019 wurde beschlossen, ein Hochwasserschutzkonzept für Bad Holzhausen aufzustellen. Es sollte die Grundlage bilden für bauliche Maßnahmen und vor allem auch eine Förderung (80 Prozent). In dem Konzept sollen Bestrebungen aus Hochwasserschutz und ökologischer Aufwertung für die Große Aue und Bruchriede kombiniert werden. Das Konzept ist fertig und steht zur Beschlussfassung auf der Tagesordnung für die nächste Sitzung des Ausschusses für Umwelt, Wirtschaft und Tourismus am Donnerstag, 15. September (17.30 Uhr, Aula der Sekundarschule). Die Bruchriede bekam ein neues Bett Ein größere Maßnahme für den Hochwasserschutz ist gerade umgesetzt worden: die Umlegung der Bruchriede. Sie war teilweise verrohrt und musste auch noch das Wasser der Hasumke aufnehmen – und sorgte bei Starkregen immer wieder dafür, dass Keller voll liefen. Die Bruchriede bekam 2019/2020 ein neues Bett – durchschnittlich etwa 20 Meter breit, insgesamt 1.200 Meter lang, davon rund 900 Meter durch Freiland führend, der Rest durch Siedlungsgebiet. Baukosten: gut eine Million Euro. Welche Maßnahmen werden in dem neuen Konzept empfohlen? Welche können umgesetzt werden, welche nicht? Angenommen wird ein hundertjähriges Hochwasserereignis. Der Holzhauser Kurpark etwa ist dann überflutet. Es ergibt sich für den Bestand ein Schadenspotenzial von circa 13,4 Millionen Euro insgesamt, rechnet das Ingenieurbüro Sönnichsen & Weinert aus Minden vor. Es hat insgesamt sechs Schutzmaßnahmen untersucht. Die erste Maßnahme, eine Optimierung von vier Brücken (Baukosten rund 995.000 Euro), habe nur eine unzureichende Schutzwirkung. Sie sei daher nicht zielführend. Optimierung der Brücken reicht nicht aus Auch das Entfernen des Bewuchses schütze nicht. Die dritte untersuchte Maßnahme umfasst Sicherheitslinien (Deiche und Wände) entlang der Gewässerufer - auf einer Länge von 2,7 Kilometern. Dies wäre zwar wirksam, doch es müssten teils hohe Bauwerke entstehen, das wäre wiederum teuer, die Bauarbeiten langwierig und es würden Privatflächen dazu benötigt (Kosten: 6,32 Millionen Euro). Als viertes wurde eine Kombination aus Sicherheitslinie entlang der Gewässerufer auf 2,7 Kilometern Länge plus Flutmulden in Höhe Kurpark und Grundschule untersucht. Mit dem gleichen Ergebnis: zwar zielführend, aber teuer, langwierig und mit Flächenkäufen verbunden. Der Bau eines Hochwasserrückhaltebeckens oberhalb von Gut Crollage (Kosten: 5,6 Millionen Euro) hingegen verbessere zwar die Hochwassersituation erkennbar, trotzdem seien dann noch Ergänzungsmaßnahmen notwendig. So sei diese Maßnahme allein auch nicht zielführend, resümiert das Planungsbüro. Die Kombination aus Sicherheitslinie, Flutmulden und Rückhaltebecken würde dagegen sogar mit 10,38 Millionen Euro Baukosten zu Buche schlagen. Komplett unwirtschaftlich, so das Urteil. Kombination aller Maßnahmen ist unwirtschaftlich Was nun? Da alle diese Maßnahmen sehr kostenintensiv und kurzfristig nicht umsetzbar sind, schlägt die Stadtverwaltung vor, die betroffenen Grundstückseigentümer beim Objektschutz als &bdquo;Hilfe zur Selbsthilfe“ mit der Erstellung von sogenannten "Objektschutzblättern" zu unterstützen. Diese könnten individuelle Hinweise zu Hochwasserschutzmaßnahmen zur Abwendung von Schäden geben. Die Hinweise müssten von den Eigentümern selbst umgesetzt werden, heißt es von der Stadt. Für ein Einzelgebäude (ohne &bdquo;Mengenrabatt“) sei mit Kosten in Höhe von 350 bis 400 Euro für den Bürger zu rechnen.Tritt die Stadt im Rahmen einer Sammelbestellung als Auftraggeber auf, können die Kosten deutlich reduziert werden, heißt es weiter. Hierzu seien Angebote eingeholt worden für die von einem hundertjährigen Hochwasserereignis der Großen Aue betroffenen Objekte. Eine Fördermöglichkeit vom Land werde zurzeit von der Bezirksregierung Detmold geprüft. Außerdem werden Maßnahmen zur Schaffung einer Vorwarnmöglichkeit, etwa über ein Live-Prognosesystem, empfohlen. Dieses liefere auf Grundlage von Prognosedaten die zu erwartenden Wasserspiegel der nahen Zukunft und erweitere so den effektiven Handlungsspielraum, heißt es vom Ingenieurbüro.

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