Eurobahn-Chaos zwischen Bünde - Rahden: Gibt es Entschädigung für Pendler?

Lübbecker Land. Zwei Autos stehen am Bahnhof in Bad Holzhausen - ansonsten gähnende Leere. Auf dem Bahnsteig sitzt ein Jugendlicher auf der Bank. "Der Zug kommt nicht", sagt er. Es habe gerade eine Durchsage gegeben, die er aber nur halb mitbekommen habe. In der Tat: Hier hält schon seit vergangener Woche Freitag (15. Juli) kein Zug mehr. Ebenso nicht in Bieren-Rödinghausen, Neue Mühle, Lübbecke, Espelkamp und Rahden. Informationen darüber sucht man in den Bahnhöfen wie hier in Bad Holzhausen vergeblich. Kein Aushang, keine Informationen auf der digitalen Anzeige. Dort steht nur die Uhrzeit. Update: Erneute Ausfälle kommende Woche: Züge starten und enden in Espelkamp Grund für die Ausfälle sind unbesetzte Stellwerke in Lübbecke und Rahden, die die Eurobahn bereits am vergangenen Freitag (15. Juli) kurzfristig angekündigt hat. Als Folge fahren die Züge der RB 71, die von der Eurobahn betrieben werden, derzeit nur von Bielefeld bis nach Bünde – und zurück. In Bünde wird ein Schienenersatzverkehr (SEV) eingesetzt, der die Pendler per Bus von Bünde nach Rahden bringen soll. Die Halte Bieren-Rödinghausen, Neue Mühle und Bad Holzhausen können wegen der Baustelle Bünder Straße von den Bussen nicht angefahren werden. Und auch der versprochene Schienenersatzverkehr, der den Weitertransport von Bünde bis nach Lübbecke oder Rahden regeln soll, fällt regelmäßig aus. So stranden Pendler aus dem Lübbecker Land am Dienstag, dem heißesten Tag des Jahres, über Stunden am Bünder Bahnhof. Michael Juling pendelt jeden Tag von Lübbecke nach Bielefeld. Im Moment fährt er mit dem Auto zum Bahnhof Löhne, um dort in den Zug zu steigen. Die Eurobahn lasse ihre Fahrgäste ohne Informationen im Regen beziehungsweise in der Hitze stehen, bemängelt er. Es gebe an den Bahnhöfen keine Hinweise oder Aushänge mit Informationen über einen Schienenersatzverkehr. Er habe beobachtet, dass ein Bus der Firma Lahrmann immer in der Runde fahre. Das reiche bei Weitem nicht, um die Zeiten einzuhalten. "Es gibt Fahrgastrechte. Die Eurobahn hat eine Sorgfaltspflicht gegenüber ihren Fahrgästen", sagt der Lübbecker. Die Mitarbeiter in den Zügen lobt der Pendler, sie seien sehr auskunftsfreudig und freundlich. Das Problem bestehe in der Organisation. "Es gibt Fahrgastrechte" Und die Ausfälle dürften nach ersten Schätzungen der Eurobahn noch länger als ursprünglich erwartet andauern. &bdquo;Die DB Netz hat uns mitgeteilt, dass wir ab Montag, 25. Juli, vorübergehend in den Regelbetrieb gehen können. Ab Donnerstag, 28. Juli, kündigte das Unternehmen allerdings erneute Besetzungsprobleme an“, teilt eine Eurobahn-Sprecherin auf Nachfrage mit. Dabei sollten die personellen Probleme im Stellwerk nach Aussagen der Deutschen Bahn am Sonntag eigentlich behoben sein. Eine finale Aussagen, wann der Bahnverkehr wieder normal läuft, könne die Eurobahn derzeit nicht treffen. Für Ausfälle der Stellwerke sei die Deutsche Bahn die &bdquo;erste Kontaktperson“, erklärt die Eurobahn-Sprecherin. &bdquo;Es ist sehr bedauerlich, dass die Fahrgäste – noch dazu am bisher heißesten Tag des Jahres – so ein Erlebnis haben mussten. Uns liegen allerdings keine Daten über SEV-Ausfälle vor. Laut unserer Daten und der erneuten Bestätigung des Unternehmens sind die Busse gefahren“, sagt die Eurobahn-Sprecherin. Die Straßenbaumaßnahme zwischen Bünde und Rahden verursache allerdings deutlich mehr Verkehrsaufkommen auf der Strecke, sodass hier Verspätungen leider unvermeidbar seien. &bdquo;Um den Fahrgästen den Umstieg von Zug auf Bus in Bünde zu erleichtern, wurde die Abfahrt des SEV-Busses in Bünde fünf Minuten später gelegt“, sagt die Sprecherin. Bus in Bünde fährt nicht "direkt ab Gleis" Die Abfahrtszeiten der SEV-Busse seien in den Auskunftsmedien, wie Bahn.de, jederzeit ersichtlich. Die SEV-Haltestelle in Bünde sei Busbahnhof ZOB (Bahnsteig 4) und im Lageplan zu finden. Dieser sei auf der Website der Eurobahn zu sehen. "Er sollte aber auch am Bahnhof selbst aushängen. Dafür ist DB-Station und Service zuständig", so die Eurobahn-Sprecherin. Offenbar schien ein Fehler in einigen Auskunftsmedien vorzuliegen, der gegebenenfalls zu Verwirrung geführt habe. "Dort hieß es, der Bus fährt ab ,Haltestelle direkt am Gleis', was nicht korrekt ist. Wir haben den Fehler auf allen betroffenen Seiten sofort korrigiert." Gibt es wegen der Ausfälle Entschädigungen für Pendler? Es besteht die sogenannte Mobilitätsgarantie NRW, die dafür sorgen soll, dass Pendler ihr Ziel auch bei Verspätungen schnellstmöglich erreichen. Bedeutet:Wenn sich Bus oder Bahn um 20 Minuten oder mehr an der Abfahrtshaltestelle verspäten, können Fahrgäste, die ein für diese Fahrt gültiges Nahverkehrsticket zum Verbund- oder NRW- ??Tarif (kein Fernverkehrsticket) haben, alternativ auch mit einem Taxi fahren. Die Kosten dafür werden erstattet, tagsüber bis zu 30 Euro pro Person und in den Abend-? und Nachtstunden (20 bis 5 Uhr) bis zu 60 Euro. "Die Mobilitätsgarantie bezieht sich nur auf die verspätete Abfahrt" "Grundsätzlich gilt in der Tat die Mobilitätsgarantie in diesen Fällen", sagt dazu Rainer Engel vom Fahrgastverband Pro Bahn auf Nachfrage. Nach wie vor sei der Fahrplan der Eurobahn unverändert im Auskunftssystem der Deutschen Bahn enthalten, lediglich mit einem Zusatzhinweis. "Anders könnte es sein, wenn bereits ein Fahrplan für den Schienenersatzverkehr veröffentlicht wäre", so Engel. Anwendbar sei die Mobilitätsgarantie allerdings nicht für Fahrten, bei denen man mit dem Zug schon in Bünde ankomme. Engel: "Die Mobilitätsgarantie bezieht sich nur auf die verspätete Abfahrt." Die Garantie dürfte allerdings für das Neun-Euro- Ticket nicht gelten, weil es sich hierbei nicht um ein Ticket nach dem NRW-Tarif oder dem Westfalentarif handele. Die Fahrgastrechte nach EU-Recht bezögen sich hingegen auf die Verspätung bei der Ankunft. "Wer also eine Fernfahrt aus dem Altkreis Lübbecke gebucht hat, hat große Chancen, für die Ankunftsverspätung ab eine Stunde ein viertel des Fahrpreises erstattet zu bekommen", sagt Engel. Und wer sich auch darüber wundert: Die aktuellen Ausfälle betreffen nicht die Güterzüge, die zum Unternehmen Besta in Lübbecke fahren. "Die fahren hier weiterhin regelmäßig", berichtet eine Anwohnerin der Bahnstrecke in Bad Holzhausen. Warum? Eine Antwort der Deutschen Bahn gab es bisher dazu nicht.

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