Prozess rund ums Drogenlabor vor dem Ende? – Was bisher geschah

Pr. Oldendorf/Bielefeld. Es war eines der größten je entdeckten Drogenlabore in Europa, die unscheinbare Lagerhalle im Gewerbegebiet in Börninghausen. Eine Szenerie wie in der US-Serie &bdquo;Breaking Bad“. Die im April 2019 bei einem Kabelbrand zufällig dort entdeckte Anlage sei in der Lage gewesen, 8,5 Millionen Einheiten Amphetaminöl pro Woche herzustellen, hieß es. Seit fast einem Jahr beschäftigt die Drogenküche nun auch das Landgericht Bielefeld. In der kommenden Woche könnten hier womöglich die zahlreichen Akten geschlossen werden. Das Urteil im mittlerweile zweiten Drogenlabor-Prozess gegen einen Niederländer und womöglichen Betreiber des Drogenlabors wird am Donnerstag, 3. März, erwartet. Tonnen von Chemikalien, ein Brunnen für die Kühlung Tonnen von Chemikalien, ein Brunnen für die Kühlung, Schlafgelegenheiten für die Drogenköche: Im sonst so ruhigen Örtchen Börninghausen konnte man kaum glauben, was direkt vor der Haustür geschah. Der Fall entwickelte sich schon bald zu einem spektakulären Kriminalfall, der mehr als 220 Einsatzkräfte und Experten des Landeskriminalamtes auf den Plan rief. Zwei Monate nach dem Brand, bei dem die örtliche Feuerwehr die Tonnen von Chemikalien entdeckte, wurde das Drogenlabor von einer Spezialfirma geräumt.Einen Monat später, im Juli 2019, nahm die Polizei nach Durchsuchungen zwei Tatverdächtige aus Pr. Oldendorf und Rödinghausen fest. Einer wurde noch am selben Tag, der andere einen Monat später aus der U-Haft entlassen. Im November 2019 erhob die Staatsanwaltschaft Bielefeld Anklage gegen die beiden Männer aus Pr. Oldendorf und Rödinghausen – wegen unerlaubtem Handel mit Betäubungsmitteln in nicht geringer Menge. Sie sollen das Drogenlabor errichtet haben, indem sie die Lagerhalle im Eggetal angemietet und das Labor in der Zeit vom 1. Februar bis zum 28. April 2019 mit mindestens zehn weiteren Personen betrieben haben, hieß es in der Anklage. Anklage wurde im November 2019 erhoben Es wurde dann zunächst ruhig um den Fall. Durch die einsetzende Corona-Pandemie verschob sich der Prozessbeginn. Am 22. März 2021 war es dann soweit. Neben dem Pr. Oldendorfer und dem Rödinghauser waren auch drei weitere Männer aus den Niederlanden angeklagt. Wegen immer wieder neuer Beweisanträge zog sich der Prozess, in dem ursprünglich das Urteil schon am 20. Mai gesprochen werden sollte, immer weiter in die Länge.Zwei der ursprünglich angeklagten Niederländer erschienen gar nicht erst zum Prozessauftakt am 22. März, einer saß im Nachbarland in Haft und wurde nicht ausgeliefert, ein weiterer blieb unentschuldigt fern. Ihr Verfahren wurde abgetrennt. Dann ein weiterer Rückschlag: Der dritte angeklagte Niederländer (41), der an den ersten Verhandlungstagen teilnahm, wurde am 8. Mai tot in seiner Wohnung in Nijmegen aufgefunden. Angeklagter Niederländer wird tot aufgefunden Woher kamen die Chemikalien, wer hat sie unter welchem Namen bestellt? Woher kam der Transporter, mit dem Materialien angeliefert wurden? Waren die beiden Angeklagten aus Pr. Oldendorf und Rödinghausen womöglich nur Handlanger? Das sind nur einige Fragen, durch die man versuchte, Licht ins Dunkel zu bringen. Zum Prozessauftakt war die zuständige Strafkammer des Landgerichtes Bielefeld davon ausgegangen, dass die beiden Männer das Drogenlabor in Börninghausen Anfang 2019 eingerichtet und betrieben haben. Dort sollen sie Amphetaminöl hergestellt haben, das zum Weiterverkauf bestimmt war. Im Laufe des Prozesses ließ sich der Vorwurf nicht aufrechterhalten. Aus dem Drogenhandel wurde eine Beihilfe zum Drogenhandel. Zahlreiche Zeugen sagen aus Die beiden Männer aus Pr. Oldendorf und Rödinghausen schwiegen die meiste Zeit vor Gericht. Über ihre Anwälte machten sie in einer späteren Verhandlung Angaben zum Lebenslauf, zu ihren Familienverhältnissen und ihren Einkünften. Zahlreiche Zeugen sagten aus, unter anderem Freunde und Verwandte der Angeklagten, ein Mitarbeiter eines Baustoff-Handels, ein IT-Spezialist der Polizei, der Inhaber eines Chemikalien-Handels oder ein KfZ-Händler. Zu einem Ortstermin in Börninghausen, wie von den Verteidigern beantragt, kommt es nicht mehr. Am 3. September 2021 fiel das Urteil: Fünf Jahre Haft für den 39-jährigen Mann aus Pr. Oldendorf. Der zweite Angeklagte aus Rödinghausen wurde freigesprochen. Letzterem konnte nicht nachgewiesen werden, dass er von den Machenschaften der Bande wusste. Außerdem habe er keine Kontakte in das Milieu, hieß es. Bei dem Pr. Oldendorfer sah das anders aus. Er war bereits vom Landgericht Hannover verurteilt worden, weil er im Raum Hannover eine Marihuana-Plantage betrieben hatte. Dort war er zu zwei Jahren Freiheitsstrafe auf Bewährung verurteilt worden. Diese Strafe wurde mit dem Urteil des Bielefelder Landgerichts zusammengefasst. Am 29. September startete der zweite Prozess Am 29. September startete dann der zweite Drogenlabor-Prozess. Angeklagt waren eigentlich zwei Niederländer (59 und 38 Jahre). Der 59-Jähriger erschien abermals nicht vor Gericht. Zwar war er zwischenzeitlich aufgrund eines internationalen Haftbefehls in den Niederlanden festgenommen worden. Doch überstellten ihn die dortigen Behörden nicht nur nicht nach Deutschland – vielmehr setzten sie den Haftbefehl auch noch außer Vollzug. Übrig blieb nur der 38-Jährige, der als Mitglied einer Bande eine der treibenden Kräfte hinter dem professionellen Drogenlabor gewesen sein soll. Gemeinsam mit mindestens elf weiteren Personen – unter diesen auch der nicht vor Gericht erschienene 59-Jährige – habe er laut Anklage in der Lagerhalle ab Februar 2019 das professionelle Drogenlabor zur Herstellung von Amphetaminöl für den Weiterverkauf betrieben.Die Anwälte des Handwerkers erklärten in einer Verhandlung, dass er mit dem Labor nichts zu tun gehabt habe. Er sei von einem gesondert verfolgten Mitangeklagten gefragt worden, ob er die Halle für eine Cannabis-Plantage mit der entsprechenden Stromversorgung ausstatten könne. Er habe sich die Halle daraufhin angeschaut und dann schnell festgestellt, dass die Räume für die gewünschte Plantage ungeeignet waren. Seine Handschuhe hatte er in der Halle liegen lassen, sodass seine DNA nachgewiesen werden konnte.

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