Bagger zerlegt früheres Traditions-Hotel: Supermarkt folgt bald

Pr. Oldendorf. Familien feierten hier Feste. Vereine trafen sich zu Versammlungen, die Feuerwehr feierte hier ihre Feuerwehrfeste und die Theke war ein beliebter Treffpunkt der Oldendorfer. Das Hotel Deeke war einst das erste Haus am Platz. Beherbergung und Gastronomie – das hatte an dem Standort an der Mindener Straße seit Jahrhunderten Tradition. Das alles ist Geschichte. Das frühere Hotel wird ebenso wie die Volksbank-Filiale und die frühere Post an der Ecke Mindener Straße/Bremer Straße dem neuen Edeka-Markt und dessen Parkplätzen weichen. Der neue Edeka-Markt, ein Vollsortimenter, soll eine Verkaufsfläche von 2.000 Quadratmetern haben und über rund 150 Parkplätze verfügen. Teilsperrung an der B 65 angekündigt Die Abrissarbeiten haben am Montag begonnen. Ein Bagger begann damit, den rückwärtigen Bereich mit Saal und Kegelbahn dem Erdboden gleich zu machen. Die einzelnen Komponenten wie Holz, Metall und Bauschutt werden getrennt und dann entsorgt. Beim Abbruch des Haupthauses wird nach Angaben einer Edeka-Unternehmenssprecherin die B 65 einseitig gesperrt und der Verkehr per Ampel geregelt. Nach dem Abbruch des Gebäudes soll der Keller des früheren Hotels verfüllt werden. Edeka spricht mit Blick auf das gesamte Projekt in Pr. Oldendorf von einer Investition &bdquo;in niedriger zweistelliger Höhe". Eine Antwort auf die Frage, ob das Unternehmen noch mit Klagen gegen den neuen Supermarkt rechnet, gab es nicht. "Für das gesamte Areal Kaufverträge geschlossen" &bdquo;Wir gehen davon aus, dass die reinen Abrissarbeiten bis Ende des Jahres abgeschlossen sein werden", teilte eine Edeka-Sprecherin mit. Für die anschließenden Arbeiten wie die Begradigung der Fläche könne zurzeit noch kein konkreter Zeitpunkt der Fertigstellung genannt werden. &bdquo;Ungewöhnliche Altlasten erwarten wir auf dem Grundstück nicht", so die Unternehmenssprecherin. Die weiteren Gebäude auf dem geplanten Areal werden laut Edeka zu einem späteren Zeitpunkt abgerissen. Einen genauen Zeitplan gebe es noch nicht. &bdquo;Für das gesamte Areal inklusive der bestehenden Gebäude haben wir Kaufverträge abgeschlossen", so die Edeka-Sprecherin. &bdquo;Wir freuen uns auf die Realisierung des Projektes und haben dazu bereits eine Vielzahl an Gutachten erstellen lassen, die für die Umsetzung sprechen." Sobald die Baugenehmigung vorliege, beginne für die Volksbank die Auszugsfrist. &bdquo;Nach Auszug der Volksbank fangen wir mit dem Neubau an." Lange Geschichte Die Volksbank Lübbecker Land hat mit der Edeka Minden-Hannover einen Vertrag über den Verkauf der Volksbank-Filiale geschlossen. Dieser Vertrag wird gültig, wenn Edeka die Baugenehmigung für den neuen Markt erhält. Die Volksbank wird dann in neue Räume an der Mindener Straße umziehen. Standort wird wie berichtet laut Bank das frühere Geschäftshaus Pott. Mit dem Haus Deeke an der heutigen Mindener Straße (Bundesstraße 65) verschwindet einer der wohl ältesten Gewerbebetriebe aus der Stadt, wie in Dieter Besserers Buch &bdquo;300 Jahre Stadtgeschichte Preußisch Oldendorf" nachzulesen ist. Demnach wurde das Haus als Taverne wahrscheinlich schon im Jahr 1492 erwähnt – damals im Besitz von Hinrik Grise. Später sprach man von der Stätte &bdquo;von Haren", sie brannte 1752 beim großen Oldendorfer Stadtbrand ab. Nachfolger auf der Stätte war Friedrich Schrewe, später Rudolf Böhning, der 1763 eine Konzession als Gastwirtschaft und Brauer erhielt. Durch Heirat von Margarethe Böhning gelangte Ludwig Nordsieck 1821 in den Besitz der Stätte. Sein jüngster Sohn Ernst wurde als Bäcker und Brauer Nachfolger des Vaters. Dessen Sohn August wiederum erhielt 1855 als Gastwirt und Bäcker eine Schankerlaubnis. 1909 wurde das alte Haus abgebrochen und ein neues Hotel und eine Gastwirtschaft mit Saal im &bdquo;altdeutschen Stil mit elektrischem Licht und Dampfheizung" gebaut – das heutige Haus. Der Gasthof Nordsieck war ein beliebter Treffpunkt für Versammlungen der Vereine, wie der Freiwilligen Feuerwehr und diverser Kegelclubs, so wurde es überliefert. 1925 und 1930 warb das Hotel und der Gasthof Nordsiek mit großen geräumigen Zimmern, guten Betten und kalten und warmen Speisen zu jeder Tages- und Nachtzeit. Speisekarte bleibt In den Jahren 1939/40 kaufte der Fuhrmann und Besitzer der &bdquo;Oldendorfer Wassermühle", Wilhelm Deeke, das Hotel Nordsieck. Ab den 1970er-Jahren bot sein Sohn Wilhelm Deeke als Inhaber des Hotel-Restaurants zusätzlich Saalbetrieb sowie Club- und Kaminzimmer an. Außerdem gab es zwei automatische Bundeskegelbahnen. Im Jahr 2009 befand sich das Hotel Deeke 70 Jahre im Familienbesitz und der jüngste Sohn Ralf war Inhaber. Heike und Ralf Deeke haben das Haus 2019 verkauft und sind nach Lübbecke gewechselt. Dort haben sie den Quellenhof übernommen. Auf ihre Gerichte muss niemand verzichten – die Speisekarte in &bdquo;Deeke’s Quellenhof" ist die gleiche wie im Traditionshaus in Pr. Oldendorf.

Meistgelesen