Nabu kritisiert Asphalt-Radweg am Kanal scharf

Pr. Oldendorf. Die Fahrradnutzung in Deutschland steigt weiter an: 44 Prozent der Menschen in Deutschland nutzen regelmäßig das Fahrrad. Damit fahren im Vergleich zu den Vorjahresstudien mehr Menschen täglich oder mehrmals pro Woche Rad. 41 Prozent der Befragten wollen das Fahrrad künftig häufiger nutzen. Das zeigt die repräsentative Bevölkerungsumfrage &bdquo;Fahrrad Monitor 2019“, die alle zwei Jahre vom Bundesverkehrsministerium beauftragt wird. Der Mühlenkreis bezeichnet sich gern als Radroutenparadies. Viele der Touren führen durch Pr. Oldendorf und am Mittellandkanal entlang. Jetzt geht es darum, ob ein Schotterweg am Kanal, der jetzt schon als Radweg genutzt wird, asphaltiert werden soll. Konkret geht es um den Weg zwischen Hedem und Schröttinghausen entlang des Nordufers des Mittellandkanals. Das Radfahren ist hier geduldet, aber die Strecke ist kein öffentlicher Radweg, sondern ein Betriebsweg der Wasserstraßen- und Schifffahrtsverwaltung (WSV). Nun wurde ein Förderprogramm aufgelegt, mit dem die WSV Kommunen beim &bdquo;radverkehrstauglichen Ausbau“ der Betriebswege unterstützt. Die Förderquote ist attraktiv: Die Bundesbehörde übernimmt 90 Prozent der Kosten. Bei den Nachbarkommunen ist dieser Ausbau ebenfalls Thema. In der Gemeinde Bad Essen wurde schon beschlossen, dieses Vorhaben weiterzuverfolgen, die Stadt Lübbecke berät noch über das Thema. Die Sache hat gleich mehrere Haken Aber die Sache hat mehrere Haken. Erstens: Voraussetzung ist &bdquo;das Aufbringen einer geeigneten Asphaltdecke“, sprich: der Weg wird versiegelt, und das auf einer Breite von drei Metern. Zweitens: Die WSV trägt nur die Herstellungskosten. Anfallende Sanierungskosten müssen vollständig von den Kommunen getragen werden, die auch die Verkehrssicherungspflicht übernehmen. Das sorgte in der jüngsten Sitzung des Ausschusses für Wirtschaft und Tourismus in Pr. Oldendorf für Diskussionen. Nun sollen zunächst die Kosten ermittelt werden. Scharfe Kritik an der Maßnahme kommt vom Nabu Minden-Lübbecke. Er kritisiert die ungebremste Versiegelung der Landschaft für Siedlungs- und Verkehrsflächen seit Jahren. &bdquo;Ziele, diesen Flächenfraß zu reduzieren, hat die jetzige Landesregierung aus dem Landesentwicklungsplan gestrichen“, heißt es vom Nabu Minden-Lübbecke. Baugebiete für Gewerbe würden immer weiter in die Landschaft wachsen und zerstörten und versiegelten unwiederbringlich die Böden. &bdquo;Zerschneidungseffekte, Vernichtung landwirtschaftlicher Nutzflächen und schutzwürdiger Bereiche sind die Folge.“ Nun würden innerhalb einer Verkehrswende neben dem Straßenbau auch zunehmend neue Radwege ins Gespräch kommen. Die Asphaltierung des Radweges am Kanal im konkreten Fall bedeute allein für Pr. Oldendorf bei einer Länge von 7,5 Kilometern eine Neuversiegelung von mehr als zwei Hektar. &bdquo;Wenn andere Kanalanlieger-Kommunen noch aufsatteln, erhöht sich diese Zahl entsprechend“, so der Nabu. Neuversiegelung von mehr als zwei Hektar Man spreche sich daher klar gegen diese Überlegungen aus. &bdquo;Unversiegelte Flächen, wenn auch wie der Kanalradweg befestigt, und ihre Randstreifen sind für den Naturhaushalt wichtig.“ Kleintiere, die sich auf dem erwärmten Asphalt länger aufhielten, würden in viel größerer Zahl überfahren. Austauschprozesse zwischen Weg und Randstreifen, der Übergang zwischen der Fahrfläche und den blühenden Randstreifen wäre deutlich stärker gestört. &bdquo;Mit hohem energetischem und finanziellem Aufwand würde hier eine versiegelte Fläche geschaffen, die als wassergebundene Decke bisher auch ihren Dienst getan hat“, heißt es weiter. Neben den Baukosten würde diese Maßnahme auch Ausgleichsmaßnahmen nach sich ziehen, deren Finanzierung ebenfalls einzurechnen wäre. Bevor neue Fahrradwege mit hohem Aufwand in Asphalt hergestellt werden, sollten auf vorhandenen Straßen und Wegen Maßnahmen ergriffen werden, die Fahrradfahrern eine sichere und komfortable Fortbewegung ermöglichen. Das wäre auch auf einer gepflegten wassergebundenen Fläche wie am Kanal mit geringerem Kostenaufwand möglich, heißt es.

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