Altar in Dionysius-Kirche: Pr. Oldendorfer wollen Schatz retten

Pr. Oldendorf. Es ist ein Kleinod, ein Schatz. Seit 500 Jahren wird den Gläubigen mit dem Flügelaltar in der Pr. Oldenorfer St.-Dionysius-Kirche die Leidensgeschichte Christi erzählt. Mit den wunderbar detaillierten Szenen des spätgotischen Schnitzaltars hat sich der langjährige Pr. Oldendorfer Pfarrer Hans-Joachim Karrasch befasst und ein Buch dazu veröffentlicht. Der Altar, der von Experten auf das Jahr 1520 datiert wird, muss aufgearbeitet werden. Bevor das angegangen wird, stehen allerdings komplizierte Sanierungsarbeiten an den Fenstern im Altarraum an. Einiges ist in den vergangenen Jahren in der evangelischen Kirche getan worden. Die "Bischof-Führer"-Orgel von 1662 etwa wurde saniert, die Pfeifen vom Pfeifenfraß befreit, merkt Pfarrer Michael Weber an. Alle Pfeifen der Orgel würden genutzt, die Sanierung sei sehr aufwändig gewesen. Lkw-weise Schutt abgefahren Es folgte die Aufarbeitung der Säulen - die beiden nördlichen stammen noch aus dem vorherigen Gotteshaus, das einem Brand zum Opfer fiel und an dessen Stelle 1510 die heutige Kirche entstand. Lkw-weise sei Schutt abgefahren worden, der im Lauf der Jahrhunderte auch in die Säulen gekippt worden war. Die beiden Säulen aus dem Vorgängerbau seien durch den Brand und später durch aufsteigende Feuchtigkeit geschädigt gewesen, sagt Michael Weber. Die Säulen haben eine feste Umrandung aus bis zu 40 Zentimeter starken Steinen. Das Innere besteht aus Bruchsteinen und Mörtel. Die Säulen auf der Südseite sind gut 100 Jahre alt und entstanden im Zuge der Erweiterung von St. Dionysius um ein Südschiff. Diese Säulen hätten eine Art Sperrschicht gegen aufsteigende Feuchtigkeit. Setzrisse werden weiter beobachtet Michael Webers Blick geht auch immer wieder nach oben in Richtung des Gewölbes. Vor zwei Jahren sei an einem Samstag vor einem Gottesdienst ein Stück Deckenfüllung herabgefallen. Über ein Jahr lang habe ein Netz in der Kirche gehangen. Im trockenen Sommer 2018 seien Setzrisse stärker geworden. "Wir schlossen die Risse", blickt Michael Weber zurück. Gestrichen worden seien die Risse nicht. "So können wir sie weiter beobachten." Jetzt habe es wieder zwei trockene Sommer gegeben, aber bei Arbeiten am Kirchplatz seien zwei unterirdische, gut 100 Jahre alte Wasserbassins gefunden worden - aus den Zeiten offenbar, als neben der Kirche noch das Spritzenhaus stand, vermutet Michael Weber. Die Bassins würden vom Grundwasser gespeist und die Kirchengemeinde erhalte sie als Wasserspeicher. Was es mit dem Kirchenpatron auf sich hat Als nächster Schritt hätte nun eigentlich die Figur des Heiligen Dionysius aufgearbeitet werden sollen. Dionysius ist Patron der Kirche und das deutet nach Einschätzung von Michael Weber darauf hin, dass die Oldendorfer Kirche eine Gründung Karls des Großen ist. Dionysius sei der Schutzheilige des Frankenreichs gewesen und Reliquien für Kirchengründungen so wie in Oldendorf am Treffpunkt zweier Handelswege hätten die Franken dabei gehabt. Das kleine Kapitell aber, auf dem die Holzfigur des fränkischen Schutzpatrons eigentlich steht, ist verwaist. Eigentlich hätte die Figur im Frühjahr aufgearbeitet werden sollen, aber da tauchte ein anderes und größeres Problem auf: Die Fenster im Altarraum sind schadhaft. Glas splittert und wölbt sich Die Eisenanker seien durchgerostet, das Glas an manchen Stellen gesplittert und an einigen Stellen sind die Glasscheiben um bis zu fünf Zentimeter nach innen oder außen gewölbt. Das mittlere Fenster stammt aus den Jahren 1905 und 1906 und wurde von einer Fenstermalerei aus Quedlinburg gefertigt. Die beiden äußeren Fenster stammen von 1960. Die Fenster müssten bei der Sanierung komplett geschlossen werden - es würden im Inneren der Kirche so genannte Kästen an die Fenster gebaut, in denen die Fachleute dann arbeiten und die Fenster sanieren. Das wird alles andere als einfach, denn viel Platz gibt es nicht und der Altar kann nicht bewegt werden. An den Arbeiten sind nach Angaben Webers verschiedene Gewerke beteiligt. &bdquo;Manche Schäden werden wir erst sehen, wenn wir anfangen." "Wir hoffen, dass uns Stürme verschonen" Es seien schon Förderanträge gestellt worden, doch leider habe es vom Bund nichts gegeben, sagt Michael Weber. Und das, obwohl die Fenster einen Altar schützen, der zum national bedeutenden Kulturdenkmal erklärt worden ist. Nun hat die evangelische Kirchengemeinde Pr. Oldendorf Landesmittel beantragt. Weber schätzt die Kosten auf rund 85.000 Euro. Sollte es Geld vom Land geben, dann wären das 30 Prozent der Kosten. Zehn Prozent übernehme der Kirchenkreis, den Rest müsse die Kirchengemeinde selbst aufbringen. Michael Weber mit Blick auf die beschädigten Fenster &bdquo;Wir hoffen, dass uns im Winter Stürme verschonen." Die Finanzierung aber müsse stehen, bevor man loslege. Und erst wenn die Fenster und mögliche weitere Schäden saniert sind, dann kann es an die Aufarbeitung des Altars gehen. Das, so schätzt es der Seelsorger, könnte acht Wochen dauern. Sanierung der Taufsakristei ist unbezahlbar Marode ist die aus dem 18. Jahrhundert stammende Taufsakristei, die sich an den Altarraum anschließt. Ein Gerüst im Inneren bewahrt die Mauern vor dem Zusammenbruch. Die Sanierung dieser Sakristei würde einen sechsstelligen Betrag verschlingen, meint Michael Weber. &bdquo;Das kann sich die Kirchengemeinde nicht leisten." Und weil das alles noch nicht zu reichen scheint: Die Kirchengemeinde möchte im Südwesten der Kirche im Bereich des so genannten &bdquo;Tegtmeierschen Eingangs" eine Toilette bauen. Das gehöre dazu, sagt Weber und verweist darauf, dass die Kirche in normalen Zeiten stark genutzt wird. Auch der Denkmalschutz habe nichts dagegen. Brandschützer mit Drohungen statt "Guten Morgen" Die Brandschützer der Kreisverwaltung aber forderten, dass erst einmal in der Kirche Brandschutz gemacht werden müsse. Michael Weber: &bdquo;Wir haben ein Brandschutzkonzept mit Fluchtwegen. Aber das akzeptiert der Brandschutz nicht." Ihnen reichten auch die drei Treppenaufgänge zu den Emporen nicht. Es gebe Hinweisschilder auf Fluchtwege, die gesamte Elektrik sei auf den neuesten Stand beim Brandschutz gebracht worden. &bdquo;Selbst die Kronleuchter haben elektrische Kerzen." Als die Brandschützerin aber in die Kirche gekommen sei, habe sie nicht &bdquo;Guten Tag" gesagt, sondern &bdquo;Ich schließe Ihnen die Kirche." Weber vermutet, dass offenbar ein Exempel statuiert werden soll, &bdquo;weil wir einen Bauantrag stellten. Aber das wurde für das WC gefordert."

Meistgelesen