Auf Spurensuche: Wie Oldendorf einen Bahnhof bekam

Pr. Oldendorf. Bei allem Ärger über den Bahnverkehr darf nicht vergessen werden, dass Züge und die Schaffung eines flächendeckenden Schienennetzes ein wesentliches Merkmal der Moderne sind. Ohne das Bahnwesen wäre es wohl niemals zu einer Industrialisierung im Ruhrgebiet gekommen. Denn Kohle und Stahl mussten die Zechen und Hochöfen im Revier beziehungsweise die Endabnehmer erreichen. Pferdebetriebene Kutschen und die Schifffahrt hätten den logistischen Transport nicht sicherstellen können. Insofern war die Bahn ein wesentlicher Standortfaktor für die Ansiedlung von Gewerbebetrieben. Wirtschaftlicher Wandel durch die Eisenbahn Die Eisenbahn sorgte dafür, dass das weitgehend landwirtschaftlich geprägte Preußen, also auch die preußische Provinz Westfalen, einen gravierenden wirtschaftlichen Wandel erfuhr. Die Gemeinden Oldendorfs wurden erst spät an das Schienennetz angeschlossen. Als 1847 die Köln-Mindener-Eisenbahn erstmals durch die Kreise Herford und Minden fuhr, gab es in Oldendorf noch keine Bahnstationen. Ab 1866 datieren Planungen, eine Strecke zwischen Bünde und Bassum zu schaffen. Dabei sahen die preußischen Behörden, die maßgeblich mit dem Ausbau des Eisenbahnverkehrs betraut waren, zunächst vor, einen Tunnel durch das Wiehengebirge zu graben. Eine oberirdische Trasse, die Holzhausen und Lübbecke quere, sei mit unvertretbaren Mehrausgaben verbunden, meinten die preußischen Beamten. Private Anleger sollten Geld für die Bahnstrecke geben Gleichwohl änderten sich die Ansichten in den folgenden Jahren und Jahrzehnten ständig. Stets wurden neue Streckenführungen diskutiert. Das hing unter anderem damit zusammen, dass immer wieder neue Gesellschaften und kapitalkräftige Unternehmen Konzessionen zum Bahnbetrieb erwarben. Sie vertraten eigene wirtschaftliche Interessen, die sie gegen die Behörden durchzusetzen suchten. Doch nicht nur die preußische Verwaltung war in den Bauprozess der Bahntrassen involviert. Da die Eisenbahn die preußischen Grenzen überschreiten sollte, mischte auch die Bremer Handelskammer mit, schließlich profitierten auch Bremer Gewerbetreibende von der Streckenführung bis in die Hansestadt. Letztendlich einigten sich die Beteiligten im Jahr 1886 auf eine Strecke, die die Orte Bassum, Sulingen, Rahden, Lübbecke, Bünde und Herford erreichen sollte. Die Preußen erteilten 1893 die Baugenehmigung. Durch Verhandlungen mit Grundstückseigentümern und Enteignungen dauerte es aber weitere vier Jahre, ehe der erste Spatenstich vollzogen werden konnte. Bahnhofsgebäude zeugt bis heute vom Beginn des Eisenbahnzeitalters in der Region 1899 wurde die Bahnlinie zwischen Bünde und Rahden eröffnet – angefahren wurde seitdem ebenfalls der Bahnhof in Holzhausen. Dessen Bahnhofsgebäude zeugt bis heute vom Beginn des Eisenbahnzeitalters in der Region in preußischer Zeit. Doch auch Oldendorf wollte einen Bahnhof haben. In den 1890er-Jahren entstand so die Idee, die Kreise Wittlage und Lübbecke durch eine Bahn zu verbinden. Die Beamten in Wittlage waren einverstanden und bewilligten 1896 finanzielle Mittel für das Projekt. Aber der Lübbecker Landrat Wilhelm von Ledebur (1859 –1930) zierte sich zunächst. Schlussendlich gelang es den Abgeordneten des Kreistages und des Kreisausschusses dann doch, den Widerstand des Landrats zu brechen. 1897 bewilligten die Vertreter des Kreises Lübbecke die Bauabsichten, worauf sich ein Jahr später die &bdquo;Wittlager Kreisbahn AG" gründete, deren Aktien jedermann zeichnen konnte. Das Geld zur Errichtung einer Strecke zwischen Bohmte nach Holzhausen über Wehrendorf, Bad Essen und Pr. Oldendorf sollte also vor allem durch private Anleger gesammelt werden. Im März 1899 begannen die Arbeiten am Oldendorfer Bahnhofsgebäude Das zeigt: Es war nicht immer die Obrigkeit, in diesem Fall die preußischen Könige oder deutschen Kaiser, die Bahnprojekte ins Leben riefen. Im März 1899 begannen endlich die Arbeiten am Oldendorfer Bahnhofsgebäude, in dessen Nähe sich umgehend ein Hotel mit Gastwirtschaft ansiedelte. Auch ein Lokschuppen entstand, wobei der Standort in Oldendorf erheblichen Protest aus Wittlage hervorrief. Ein Aktionär drückte seinen Unmut über die Entscheidung pro Oldendorf aus, indem er schimpfte: &bdquo;Die Preußen haben uns übergeschluckt!" Allem Widerstand zum Trotz fuhr 1900 die erste Dampflok von Bohmte nach Holzhausen Das Verhältnis zwischen dem preußischen Westfalen und dem ehemals selbstständigen Königreich Hannover war teils gespannt. Die Beziehung charakterisiert gut der Ausdruck &bdquo;Muss-Preußen" ab 1866 für die westlichen Nachbarn Oldendorfs. Allem Widerstand zum Trotz fuhr 1900 die erste Dampflok von Bohmte nach Holzhausen. Die Eisenbahn brachte einen gewissen Aufschwung; entlang der Strecke siedelten sich Gewerbebetriebe an. Bis heute künden sie vom Wirtschaftswachstum Anfang des 20. Jahrhunderts.

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