Unwetter über Minden-Lübbecke: Hallendach eingestürzt - medizinisches Equipment beschädigt

Minden. Am Donnerstagabend ist ein schweres Unwetter mit Gewitter und Starkregen über den Kreis Minden-Lübbecke gezogen - und hat teils schwere Schäden verursacht. Wie die Leitstelle der Feuerwehr mitteilt, seien die Einsatzkräfte zwischen 22 Uhr und 3 Uhr nachts zu 75 Einsätzen ausgerückt. Besonders schlimm hat es nach ersten Erkenntnissen Hille, Petershagen und die Stadt Minden getroffen. Laut verschiedener Radaraufzeichnungen braute sich das Unwetter in der Region Bielefeld zusammen und zog danach in Richtung Nord-Ost. In Hille, Petershagen und Minden sind aufgrund des Starkregens Keller vollgelaufen, Äste auf die Straße gefallen und in Minden sogar ein Baum auf ein Wohnhaus gestürzt. Glücklicherweise sei keiner verletzt worden, so ein Sprecher der Leitstelle. Auch Blitzschläge habe es gegeben - ein anschließender Brand sei aber nicht ausgebrochen. Der Deutsche Wetterdienst (DWD) hatte zuvor vor großer Gefahr für Leib und Leben durch Blitzschlag, herabstürzende Äste, umherfliegende Gegenstände, Erdrutsche oder auch Hagelschlag gewarnt. Die Lage in OWL: Hitzewarnung für Teile von OWL aufgehoben Industriehallendach bei Gewitter in Minden-Lübbecke eingestürzt n Petershagen-Friedewalde ist zudem aufgrund der Wassermassen und des starken Windes das Dach einer Industriehalle teilweise eingestürzt. Auch das Technische Hilfswerk war vor Ort. Seit den Morgenstunden sind an der Ecke Küntkenhof und Großer Kamp die Dachdecker im Einsatz, um das abgedeckte Dach zu reparieren. Ein großer Teil der Metallplatten liegt etwa 50 Meter weiter hinter der Halle. Andere Platten, die noch auf dem Dach sind, sind verbogen oder haben Dellen – auf etwa 400 Quadratmeter schätzen die Handwerker die beschädigte Fläche. &bdquo;150 Tausend Euro Schaden“, sagt ein Dachdecker nach seiner Begutachtung. Das ist jedoch nicht alles: Auch eine Brandschutzwand im Gebäude ist in Mitleidenschaft geraten und wird momentan mutmaßlich nur noch von einer Reihe Regalen gestützt. &bdquo;Ein Vertreter der Versicherung kommt gleich vorbei, der Gutachter kommt am Montag“, erklärt Ingo Schwier, Inhaber der Halle. Noch heute soll das Dach provisorisch abgedeckt werden, um weitere Schäden durch Umwelteinflüsse zu verhindern und das Gebäude grob abgesichert werden. Doch im Inneren sieht die Lage noch etwas gravierender aus: Meier Medizintechnik lagert hier medizinisches Equipment, von dem das meiste wahrscheinlich weggeschmissen werden muss. Um 23.30 Uhr am Donnerstagabend erhielt Geschäftsführer Marcus Meier einen Alarm und fuhr zur Halle, wo er den Schaden entdeckte, erzählt er. Tornado-Verdacht: Anwohner macht spektakuläres Video bei Unwetter in Minden-Lübbecke Medizinisches Equipment muss nach Gewitter entsorgt werden Auch hier übernehme die Versicherung, sagt Meier. Der finanzielle Verlust wird grob auf eine siebenstellige Summe geschätzt. Doch wichtig ist Meier vor allem, den Betrieb schnellstmöglich sicherzustellen: &bdquo;Wir beliefern Feuerwehren und Rettungsdienste, die sind darauf angewiesen.“ Für die unbeschädigte Ware habe das Unternehmen einen Container bestellt, doch vieles werden sie entsorgen müssen, sagt Meier. Sensibles medizinisches Equipment werde vorsichtshalber entsorgt, um die Patientensicherheit zu gewährleisten. Am Freitag sind mehrere Mitarbeiter vor Ort, auch die anderen Standorte seien voll besetzt, sagt der Geschäftsführer: &bdquo;Ich bin froh, dass wir so ein tolles Team haben.“ Der Sturm hat in ganz Friedewalde Spuren hinterlassen: Nicht weit von der Lagerhalle entfernt liegen mehrere Bäume auf der Straße. Bei einer Scheune wurde der Giebel stark beschädigt, die Straße Schwefeld war von der Straße Küntkenhof aus Freitagvormittag nicht befahrbar. Sperrungen zwischen Hartum und Nordhemmern Auch Hille hat es erwischt: Die Kreisstraße 14 Obere Straße zwischen Hartum und Nordhemmern muss aufgrund erheblicher Sturmschäden bis einschließlich Montag, 18. August 2025 gesperrt bleiben. Das teilte der Kreis Minden-Lübbecke mit. Der Kreis als Straßenbaulastträger kann ein gefahrloses Passieren der Strecke nicht gewährleisten. Da die K14 eigentlich Umleitungsstrecke für die Baustelle an der K13 ist, sollen Autofahrer den Bereich möglichst weiträumig umfahren. Da es im gesamten Kreisgebiet zu mehreren Sturmschäden gekommen ist, werden die Aufräumarbeiten an der K14 aus Kapazitätsgründen frühestens am Montag abgeschlossen sein. Die Gemeinde Hille warnt indes vor Spaziergängen in Waldgebieten, da dort Äste drohen herunterzufallen. Neben der Oberen Straße ist auch der Glockenweg in Holzhausen II von der Sperrung betroffen. Auf dem Friedhof liegt zudem ein umgestürzter Baum, der in der kommenden Woche beseitigt werden soll. Für viele kam das Unwetter allerdings überraschend, eine Unwetterwarnung vom DWD, in der vor großer Gefahr und Blitzeinschlägen gewarnt wurde, hat es vergleichsweise spät am Abend gegeben. Dafür gibt es aber Gründe, wie Meteorologe Friedrich Föst erklärt: &bdquo;Gewitterwolken können sich innerhalb von 10 bis 15 Minuten zusammenbrauen. So ein plötzliches Auftreten eines Extremwetters ist also nicht selten.“ Über den Tag habe es sich ein mögliches Gewitter zwar angedeutet, allerdings habe eine entscheidende &bdquo;Zutat“ gefehlt, wie Föst sagt. Es sei zwar schwülheiß gewesen, aber die Feuchtigkeit sei nicht schnell genug nach oben getragen worden. 10.000 Blitze zwischen Bielefeld und Nienburg Hier mal ein Zeitraffer des Unwetters letzte Nacht im Mindener Land. Danke an Lukas. Die Blitzrate war sehr hoch und das Wetterleuchten aufgrund der isolierten Stellung des Gewittersystems sehr weit zu sehen. /LD pic.twitter.com/botMl0ny8h Kachelmannwetter (@Kachelmannwettr) August 15, 2025 Doch schon am frühen Donnerstag habe sich im Ruhrgebiet eine Schauerkette gebildet, die sich im Laufe des Tages Richtung Kreis Minden-Lübbecke bewegte. Sie könnte ausschlaggebend für das plötzliche Extremwetter gewesen sein, sagt der Meteorologe. Anschließend sei es über Minden-Lübbecke zu einer Konvergenz gekommen. Heißt: Westliche und östliche Winde sind aufeinandergetroffen, erklärt der Meteorologe. &bdquo;Der Wind wird dann gezwungen, nach oben zu strömen. Dabei kann er eine Geschwindigkeit von bis zu 120 km/h bekommen.“ Eine weitere Ursache könnte auf die Wiehengebirge und das Weserbergland zurückzuführen sein. &bdquo;Die Luft wird zum Aufsteigen gezwungen, weil sie über die Berge muss“, sagt der Meteorologe. Das Gewitter habe über mehrere Stunden angehalten, da es sich aufgrund der Höhenströmung immer wieder neu entwickeln konnte, so Föst weiter. 10.000 Blitze schlagen in den Boden ein Wie extrem das Unwetter war, zeigt sich in der Bilanz der Blitzeinschläge. &bdquo;Zwischen 21 Uhr und 2 Uhr nachts sind zwischen Bielefeld und Nienburg 10.000 Blitze in den Boden eingeschlagen“, sagt Föst. Auch die Niederschlagsmassen - vor allem in Petershagen - seien auffällig gewesen. Etwa 100 Liter seien auf einen Quadratmeter gefallen. Im gesamten August fallen normalerweise durchschnittlich 60 bis 70 Liter pro Quadratmeter, sagt Föst.

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