Cyberattacke auf Leymann Baustoffe: Filiale in Porta bleibt Samstag geschlossen

Porta Westfalica/Sulingen. Eine Cyberattacke hält seit Wochen den Baustoffhändler Leymann, der auch eine Filiale in Hausberge betreibt, in Atem. So sehr, dass einige Dienste nur eingeschränkt möglich sind. Doch nach und nach bekommt der Händler das Problem offenbar in den Griff. Mittlerweile sind die Filialen wieder uneingeschränkt telefonisch erreichbar. Bei den Mails hapert es noch. Auch bei der Bezahlung vor Ort gibt es noch Einschränkungen. Jetzt steht fest: Der Baustoffhändler bleibt am Samstag geschlossen. Wie Geschäftsführer Philipp Leymann am Donnerstag gegenüber dem MT mitteilt, werde die Filiale in Hausberge wie schon in den vergangenen Wochen auch an diesem Samstag erneut schließen müssen. &bdquo;Unsere Abläufe sind wegen der eingeschränkten Systeme aktuell immer noch so aufwendig, dass wir den publikumsstärksten Tag nicht mit der gewohnten Qualität bedienen können“, betont Leymann. Alle anderen Wochentage seien gut beherrschbar. Am Montag laufe der Betrieb normal zu den gewohnten Öffnungszeiten weiter. Mittlerweile beschäftigen sich auch das Fachkommissariat Cyberkriminalität der Zentralen Kriminalinspektion Oldenburg und das Landeskriminalamt mit dem Fall. Die wichtigste Botschaft des Unternehmens trotz aller Einschränkungen lautet aber: &bdquo;Alle Standorte sind für unsere Kunden geöffnet.“ Außer eben am Samstag. Derzeit bei Leymann-Filiale keine Kartenzahlung möglich Vor Ort komme es nach wie vor zu kleineren Einschränkungen, heißt es aus der Zentrale in Sulingen (Kreis Diepholz). Denn durch die Attacke auf die EDV-Anlagen können die Fachmärkte derzeit keine Kartenzahlung anbieten. Heißt: Kunden können entweder nur bar bezahlen oder die Ware auf Rechnung mitnehmen. Probleme gab es zuletzt für Kunden zudem bei der telefonischen und der Erreichbarkeit per Mail. Vor allem Handwerksbetriebe sind oft auf die Baustoffe angewiesen. Hier sei von Vorteil gewesen, dass die Betriebe meist bekannte Ansprechpartner im Unternehmen hätten, die über die bekannten Handynummern erreichbar gewesen seien. Nun läuft auch wieder die Festnetzanlage. Doch was ist eigentlich passiert? Im Verlauf des 18. Juni fällt Mitarbeitern des Unternehmens auf, dass die Systeme immer langsamer arbeiten. Irgendwann schlägt dann auch das Sicherheitssystem von Leymann Alarm: Unbekannte haben das System mit einer sogenannten Ransomware infiziert. Dabei werden Daten des Unternehmens verschlüsselt und die Attacke meist an eine Lösegeldforderung geknüpft. Diese Art von Cyberangriff hat in den vergangenen Jahren stark zugenommen. Immer wieder werden Unternehmen auf diese Weise lahmgelegt, weshalb viele mittlerweile in Sachen IT-Sicherheit aufgerüstet haben - auch Leymann, wie der Geschäftsführer betont. Und doch haben die Kriminellen einen Weg in das firmeninterne Netz gefunden. Lesen Sie auch: Cyberattacke wirkt lange nach: Bielefelder Krankenhaus wurde von einer Spezialeinheit unterstützt Ausnahmesituation für alle Leymann-Mitarbeiter Wie die Schadsoftware in das Firmennetz gelangen konnte, ist aber noch völlig unklar. IT-Forensiker sind derzeit dabei, jeden einzelnen Arbeitsplatz zu durchleuchten und wieder für das System freizugeben. Das sei eine aufwendige Arbeit, die höchste Präzision verlange, damit nicht weiterer Schaden entstehe. Gegenüber der Diepholzer Kreiszeitung bezeichnete Geschäftsführer Philipp Leymann die aktuelle Lage als &bdquo;Ausnahmesituation für alle Mitarbeiter“. Sein Unternehmen, das in diesem Jahr 125-jähriges Jubiläum hat, habe sofort einen Krisenstab gebildet, der das weitere Vorgehen koordiniert. Der Fall sei fristgerecht an das Landeskriminalamt (LKA) Niedersachsen und die Polizei gemeldet worden, heißt es aus dem Unternehmen. LKA-Sprecherin Rebecca Kolm bestätigt auf MT-Anfrage, dass es einen Kontakt gegeben habe. &bdquo;Aus dem LKA heraus wurde eine Beratung durch die zentrale Ansprechstelle Cybercrime durchgeführt.“ Weitere Auskünfte zum laufenden Verfahren gibt es nicht, auch nicht von der federführenden Kriminalinspektion der Polizei in Oldenburg. Mehr zum Thema: Herforder Firma Wellteam erleidet Millionenschaden durch Cyberangriff Notfallpläne nach Cyberattacke auf Unternehmen aktiviert Wie geht es nun für das Unternehmen und die Kunden weiter? Leymann erklärte gegenüber der Diepholzer Kreiszeitung, dass jeder seine Ware bekomme. Dennoch spüre das Unternehmen die Cyberattacke auch in Zahlen - etwa beim Umsatz. Wie hoch die Einbußen sind, will die Geschäftsführung aber nicht sagen. Der Blick sei aber nach vorne gerichtet. &bdquo;Entsprechend unserer Notfallpläne konnten wir für viele Anwendungen bereits Behelfslösungen etablieren, sodass wir in vielen Bereichen eingeschränkt arbeitsfähig sind“, betont das Unternehmen auf seiner Webseite. Das Kassensystem laufe zwar wieder, aber eben nur für Bargeldeinzahlungen. Zudem werden aktuell an allen 14 Standorten des Unternehmens sämtliche Arbeitsplätze auf Schadsoftware gescannt. Dabei setze Leymann auf Genauigkeit vor Schnelligkeit. Die IT-Forensiker eines externen Dienstleisters aus Bremen würden dennoch derart mit Hochdruck am Aufbau eines neuen Firmennetzes arbeiten, dass es jederzeit zu Änderungen im Ablauf kommen könne, betont das Unternehmen. Daher will der Händler seine Kunden stets über die Webseite auf aktuellem Stand halten. &bdquo;Wir bitten in dieser herausfordernden Lage um Geduld und danken für Verständnis sowie für die vielen Unterstützungsangebote, die uns bereits erreicht haben.“ 📱News direkt aufs Smartphone: Kostenloser WhatsApp-Kanal der NW Kreis Minden-Lübbecke

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