Pferde-Unfall in Minden-Lübbecke: Versicherung der Pferdehalterin zahlt nicht

Porta Westfalica/Rinteln. Bei einem Verkehrsunfall mit einem Fahrzeug ist in der Regel alles klar. Jeder weiß, was zu tun ist. Die Versicherung des Unfallverursachers übernimmt im Normalfall den Schaden oder man zahlt selbst, wenn die Kosten im Rahmen bleiben. Bei dem Unfall in Eisbergen vor etwa einem Monat, bei dem ein Bulli am frühen Morgen ein Pferd angefahren hatte, stellt sich die Sachlage etwas komplizierter dar. Wer kommt für den Schaden in Höhe von 20.000 Euro auf? Zwei Pferde hatten sich in der Nacht vom 12. Dezember von ihrer Koppel befreit und liefen frei auf der Weserstraße herum, als gegen 4 Uhr ein Sprinter eines der Tiere erfasste. Das zweite Pferd lief daraufhin in Richtung Rinteln davon, konnte aber später wieder auf der heimischen Weide in Eisbergen gefunden werden. Das vom Fahrzeug erfasste Tier starb an der Unfallstelle. Der Sprinter-Fahrer, der die Polizei über den Zusammenstoß informiert hatte, blieb unverletzt. Weiterhin ungeklärt bleibt, ob die Litzen der Weide in Eisbergen, auf der die Pferde standen, durchgeschnitten worden waren – wie es die Pferdehalterin aus Minden, Annina Weier, vermutet – oder nicht. Unternehmer ist auf das Geld angewiesen Der Sprinter gehörte zu einem Transport-Unternehmen aus Rinteln und war an dem Tag von Rinteln nach Vlotho unterwegs gewesen, erklärt der Geschäftsführer Hans-Georg Hamann wenige Wochen nach dem Unfall. Als Systempartner des Logistikunternehmens DPD seien diese Fahrten zum Depot in Vlotho keine Seltenheit. Hamann sei froh, dass es seinem Mitarbeiter so weit wieder gut geht – er könne bereits wieder Fahrten mit einem Mietwagen machen. Der Transporter habe einen Totalschaden. Zusammen mit den Abschleppkosten, dem Mietwagen und dem Betrag vom Gutachter hätte er für den Unfall bislang knapp 20.000 Euro bezahlt. &bdquo;Das ist für ein so kleines Unternehmen wie meins eine Menge Geld“, sagt Hamann. Er brauche das Geld, um sich schnellstmöglich einen neuen Transporter zu besorgen. Er führt sein Geschäft seit 1996. In den Jahren habe es immer wieder mal Verkehrsunfälle innerhalb seines Transportunternehmens gegeben, aber nie in der Größenordnung, sagt er. Zudem konnten diese auch unkompliziert mit der Kfz-Versicherung der Unfallverursacher geregelt werden. Lesen Sie auch: Fahrzeug erfasst frei laufendes Pferd in Porta Westfalica: Tier stirbt an Unfallstelle Bei Pferden müssen Halter keine Haftpflichtversicherung abschließen. Zudem hätte sich bis dato weder die Pferdehalterin noch deren Versicherung, die sie angegeben hatte, bei ihm gemeldet. Es blieb ihm nichts anderes übrig, er musste einen Rechtsanwalt einschalten, sagt der Unternehmer. Unternehmer holt sich einen Anwalt Aber auch der Anwalt hätte zunächst keine Antwort auf sein Schreiben bekommen – bis vor Kurzem die Nachricht der Versicherung einging. &bdquo;Die Uelzener hat die Übernahme der Kosten aus versicherungsvertraglichen Gründen abgelehnt“, sagt Thomas Grell, Rechtsanwalt aus Rinteln. Was das im Detail bedeutet, das habe ihm die Versicherung nicht weiter ausgeführt. Sein Mandant habe in der Zwischenzeit für den größten Teil des Betrages seine eigene Kasko-Versicherung in Anspruch genommen. &bdquo;Das geht bei Tierunfällen in der Regel schneller und einfacher“, erklärt Grell. Den Betrag holt sich die Kaskoversicherung dann von der Pferdehalterin wieder. Für den Rest der Schadenhöhe, das wären knapp 5.000 Euro für die An-und Abmeldekosten des Sprinters, die Selbstbeteiligung und Prämiensteigung der Kaskoversicherung und Weiteres, werde Grell im Auftrag von Hamann die Erstattung von der Pferdehalterin verlangen. Und was ist, wenn sie das nicht bezahlt? &bdquo;Dann gibt es eine Klage“, sagt der Rechtsanwalt. Die Pferdehalterin sei haftbar zu machen, unabhängig davon, ob jemand anderes die Litzen durchtrennt habe oder nicht. Auch wenn sich ein Täter finden lassen sollte, ändert das an der vollen Haftung der Pferdehalterin nichts, so der Anwalt. Versicherungsnehmerin war nicht Pferdehalterin &bdquo;Die Schadenregulierung wurde in diesem Fall abgelehnt, da zum Zeitpunkt des Schadenereignisses kein Versicherungsschutz bestand“, teilt die Uelzener Versicherung auf MT-Nachfrage mit. Darüber sei die Versicherungsnehmerin auch schon vor dem Unfall in Kenntnis gesetzt worden. Hinzu komme, dass das Pferd zuvor nicht über die eigentliche Pferdehalterin, Annina Weier, haftpflichtversichert gewesen sei, sondern über eine andere Person. Zu weiteren Details in Bezug auf den Vorgang könne sich die Versicherung aus datenschutzrechtlichen Gründen nicht äußern. Lesen Sie auch: Weidezaun durchgeschnitten? Mindenerin trauert um ihr angefahrenes Pferd und sucht Zeugen Weier, die sich bislang auch gegenüber des MT nicht zurückgemeldet hatte, teilt kurz vor der Veröffentlichung mit, dass sie am 13. Dezember die Information der Uelzener bekommen habe, dass die Zahlung abgelehnt worden sei. &bdquo;Der Fall liegt nun zur weiteren Bearbeitung bei meinem Anwalt“, schreibt sie. Wann die Versicherung den Schaden nicht übernimmt Allgemein gibt es Fälle, bei denen die Haftpflichtversicherung die Deckung des Schadens nicht übernimmt. Gründe könnten laut der Uelzener Versicherung sein: Falschangaben bei Vertragsabschluss oder zum Schadenereignis Zahlungsverzug bzgl. der Versicherungsprämien bedingungsgemäße Obliegenheitsverletzungen fehlendes Risiko vorsätzliche Herbeiführung des Schadens

Meistgelesen