Im Wiehengebirge: Lübbecker Gleitschirmflieger sorgt für Feuerwehreinsatz

Porta Westfalica-Barkhausen. Recht entspannt nippt der unverletzte 54-Jährige an seiner Cola. Er hat nun wieder festen Boden unter den Füßen, nachdem er erst mit seiner Gleitschirm in der Luft unterwegs gewesen ist und dann in einem Baum nahe der Wittekindsburg in 20 Metern Höhe landet. "Schön ist das nicht", sagt der Lübbecker ganz nüchtern im Gespräch mit dem "Mindener Tageblatt" (MT). Die Feuerwehr hat ihn zuvor mit einer Drehleiter aus seiner misslichen Lage befreit. Um kurz nach 15 Uhr bekommt die Feuerwehr den Alarm und macht sich mit mehreren Einheiten und Löschgruppen samt Rettungsdienst sowie Polizei auf den Weg. Auch die Höhenrettergruppe der Feuerwehr Espelkamp ist vor Ort und unterstützt. Schnell lokalisieren die Helfer den Lübbecker und können das Fahrzeug mit der Drehleiter positionieren. Der Baum befindet sich nahe der Zufahrt zur Wittekindsburg, insofern kann die Feuerwehr die ebene Straße nutzen. "Besser hätte es uns für nicht kommen können", sagt Einsatzleiter Fabian Schulte. Der 54-Jährige dagegen kann nicht abwarten, bis ihn jemand befreit, nach etwa 45 Minuten ist er wieder unten. "Das war ein Glücksspiel", sagt der Lübbecker, der seinen Namen nicht in der Zeitung lesen möchte. Zwischenzeitlich habe ein Ast geknackt, da habe er sich schon Sorgen gemacht. Doch was ist überhaupt passiert? Der Verunfallte erklärt, dass er an den Hebel für den Rettungsschirm gekommen ist und er sich deshalb geöffnet habe. Dadurch muss er seinen Flug abbrechen und wieder landen. So etwas noch nicht erlebt Einen Vorfall dieser Art hat der Flugsportler bislang nicht erlebt. Seit fünf Jahren sei er mit dem Gleitschirm unterwegs und starte meist in Porta und Schnathorst. "Je nach Wetter und Thermik kann man fünf bis sechs Stunden in der Luft bleiben." Doch nach seinem Unfall gibt es zunächst am Freitag keinen Neustart. "Erst muss ich das Material prüfen." Außerdem benötigt die Feuerwehr Zeit, den noch im Baum hängenden Schirm zu befreien, während die Polizei die Wege sichert. Es ist bei Weitem nicht das erste Mal, dass ein Großaufgebot an Rettungskräften in Porta Westfalica ausrücken musste, um verunglückte Flieger aus Baumwipfeln zu retten. Im September 2009 stürzte ein Drachenflieger direkt nach dem Start an der Rampe ab und fiel mit seinem Fluggerät rund 30 Meter in die Tiefe, landete schließlich in einem Baum. Dabei brach er sich das Nasenbein, prellte sich mehrere Körperteile und zog sich Platzwunden zu. Der sehr kurze Unglücksflug endete für ihn im Krankenhaus und mit einem zerstörten Drachen. Nur ein Jahr später, im September 2010, blieb ein Drachenflieger etwa 2.000 Meter von der Startrampe an der Wittekindsburg entfernt in einem mehr als 30 Meter hohen Baum hängen. Die Einsatzkräfte gingen damals davon aus, dass sich der Luftdruck rapide veränderte und den Drachenflieger stark in Richtung Wald drückte. Der damals 35-Jährige aus Hamburg verletzte sich bei dem Absturz und musste von den Höhenrettern aus Espelkamp und dem THW Herford aus der Baumkrone geholt werden. Die Aktion dauert knapp drei Stunden. Klage nach Absturz 2016 Im August 2016 stürzte ebenfalls ein Drachenflieger ab. Wieder rückte die Feuerwehr mit einem Großaufgebot an, spannte ein Rettungstuch am Boden, stellte eine Drehleiter zur Verfügung. Der Mann aus Kirchlengern kam unverletzt auf den Boden zurück. Doch der Fall nahm eine kuriose Wendung. Als er viel später die Rechnung über den Einsatz der Feuerwehr erhielt, reichte der Mann Klage gegen die Stadt Porta Westfalica ein. Der Rechnungsbetrag sei viel zu hoch, weil zu viele Rettungsfahrzeuge vor Ort gewesen seien, die nicht gebraucht wurden, begründete sein Anwalt die Klageschrift. Beide Parteien einigten sich in einem Vergleich: Der Mann muss nur noch 2.700 statt 4.100 Euro zahlen. Zuletzt krachte im Oktober 2019 ein Segelflugzeug aus dem Kreis Lüchow-Dannenberg in Lohfeld in einen rund 35 Meter hohen Baum. Die Thermik reichte offenbar nicht mehr, um das Flugzeug sicher zu landen, das zuvor am Flugplatz in Vennebeck gestartet war. Vier Stunden dauerte die aufwendige Rettungsaktion, für die sogar ein Hubschrauber der Bundeswehr aus dem Rheinland zur Einsatzstelle kam. Die beiden Segelflieger-Insassen blieben weitestgehend unverletzt, mussten aber durch einen Notfallseelsorger telefonisch in der Kabine betreut werden. Das Flugzeug blieb mehrere Wochen in der Baumkrone unweit der Mindener Straße hängen, bevor es in einer ebenfalls aufwendigen Aktion mit zwei Autokränen geborgen werden konnte. Dafür blieb auch die Durchfahrtsstraße voll gesperrt. Die Rettungskräfte der Feuerwehr Porta sowie der Höhenretter aus Espelkamp dürften sich mittlerweile also bestens mit Rettungsaktionen hoch oben in Baumwipfeln auskennen.

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