Panoramarestaurant am Kaiser-Wilhelm-Denkmal: Das hat die neue Pächter-Familie vor

Porta Westfalica-Barkhausen. Fast scheint es, als solle das Denkmal zur Verkündung einer wichtigen Personalie aufgehübscht werden. Doch die Malerarbeiten unter dem Kuppeldach fallen am Donnerstag zufällig mit der Vorstellung des neuen Restaurantpächters zusammen. Acht Industriekletterer der Firma Climbix aus Bielefeld sind seit Mittwoch am Denkmal im Einsatz. Ihre Aufgabe: die Inspektion vor allem der Kuppel, um sicherzugehen, dass sich oben keine Teile lösen, die unten Besucher gefährden könnten. Und zusätzlich gibt es einen frischen Anstrich. Familie Hamad führt seit 2015 das Restaurant "La Taverna" in Bad Salzuflen Einige Etagen tiefer im Besucherzentrum des Denkmals folgt derweil die öffentliche Präsentation des neuen Pächters der Denkmalgastronomie. Ibrahim Hamad, der in Bad Salzuflen seit 2015 das Restaurant "La Taverna" führt, wird vom kommenden Jahr an im Panoramarestaurant "Wilhelm 1896" italienische Gerichte anbieten. Noch nicht gleich zum offiziellen Übernahmetermin am 1. Januar, weil zuvor ein paar Reparaturarbeiten zu erledigen seien, wie er sagt. Aber Ende Januar, Anfang Februar solle es losgehen. Am Donnerstagvormittag wurde der Pachtvertrag mit der Westfälisch-Lippischen Vermögensverwaltungsgesellschaft (WLV) unterschrieben. Die WLV ist eine Tochter des Landschaftsverbandes in Münster, dem das Denkmal gehört. Das Konzept der Familie Hamad habe überzeugt, sagt WLV-Chef Bodo Strototte, der seit zwei Monaten mit den designierten Pächtern in Kontakt steht. Der Geschäftsführer kann auch als Koch einspringen Die Familie gehört gewissermaßen zum Konzept. Vier Brüder sind Gesellschafter der neu gegründeten Hamad GmbH & Co. KG, deren Geschäftsführer Ibrahim Hamad ist. Einige Beratungen in der Familie seien der Entscheidung zur Übernahme des Denkmals vorausgegangen, sagt der 39-Jährige. Gemeinsam mit seinem Bruder Maher will er sich künftig hauptsächlich um den Portaner Betrieb kümmern, während Firas und Refaat Hamad das Restaurant in Bad Salzuflen betreuen. Der Geschäftsführer kündigt an, überall da mit anpacken zu wollen, wo er gebraucht werde, auch als Koch, wenn nötig. Das notwendige Handwerk hätten er und seine Brüder praktisch seit ihrer Ankunft in Deutschland vor gut 20 Jahren gelernt. Damals verließ die Familie Syrien, wo sie zur jesidischen Minderheit gehörte. In Deutschland war der berufliche Start ohne jedwede Sprachkenntnisse mühsam. "Ich bin als Tellerwäscher angefangen und habe mich mit Italienern in den Restaurants mit Händen und Füßen verständigt ", sagt Ibrahim Hamad. Schrittweise ging es in Bad Salzuflen vorwärts - bis zur Übernahme von "La Taverna" im Jahr 2015. Pasta und zwei Getränke für 20 Euro Bereits seit zwei Jahren habe man Ausschau nach einem zweiten Standbein gehalten, sagt der Geschäftsführer - und sei schließlich mithilfe von Gastronomieberatern in Porta fündig geworden. Das Restaurant "Wilhelm 1896" kann selbstverständlich nicht allein mit Familienmitgliedern geführt werden. "Ich denke, wir benötigen insgesamt 20 bis 25 Beschäftigte", sagt Ibrahim Hamad. Auch der Kiosk am Parkplatz wird mit übernommen. Die neuen Pächter wollen sich mit dem bisherigen Betreiber, der Familie Rohlfing, über eine mögliche Übernahme von Personal unterhalten. An den Betriebszeiten soll sich zunächst nichts Grundlegendes ändern, Ibrahim Hamad kündigt aber an, im Sommer täglich öffnen zu wollen. Die neuen Pächter versprechen den Besuchern schon jetzt "gehobene italienische Küche und einen exzellenten Service". Preislich soll für alle Einkommensklassen etwas dabei sein. Pasta und zwei Getränke für 20 Euro seien ebenso möglich wie Gerichte für 70 Euro und mehr mit entsprechender Weinbegleitung. Industriekletterer überprüfen 870 Quadratmeter Kuppelfläche Die Preise würden etwas höher liegen als im "La Taverna". Spaghetti Bolognese koste im "Willem 1896" dann vielleicht zwölf Euro, aber bestimmt nicht 14 oder 15, sagt Ibrahim Hamad. Geschäftsessen oder größere Familienfeiern sollen auch künftig zum Angebot am Denkmal zählen. Reservierungen für 2024 sind bereits möglich, laufen aber noch über die WLV: Telefon (0251) 4133111 und info@wlv-gmbh.de. Während unten im Denkmalrestaurant der neue Pächter seine Ideen vorstellt, hängt gut 80 Meter höher das Climbix-Team in den Seilen. "Wir lassen regelmäßig die Verkehrssicherheit überprüfen", sagt WLV-Mann Holger Bosch. Die Inspektion geschieht jährlich. Dabei macht sich die beauftragte Firma vor allem von den 870 Quadratmetern Kuppelfläche ein genaues Bild. Etliche Fotos werden anschließend der WLV zur Verfügung gestellt und ausgewertet. Dabei achten die Experten besonders auf die Fugen. Starker Bewuchs kann im Extremfall die Steine auseinanderdrücken. Bei Gewitter bleibt man lieber am Boden Auch die Pfeiler schaue man sich genauer an, berichtet Climbix-Geschäftsführer Sascha Deiters. Er ist für die Sicherheit seiner Leute verantwortlich. Am Mittwochmittag schaute er bei einsetzendem Regen skeptisch gen Himmel - und ließ sein Team vorsichtshalber unten. Regen allein sei zwar noch kein Problem, aber wenn ein Gewitter nicht völlig auszuschließen sei, bleibe man am besten unten, so Deiters. Zumal die Bedingungen hoch oben, vor allem was die Windstärke anbelangt, oft andere seien als mit festem Boden unter den Füßen. Im Notfall könnten sich die Kletterer in gut einer Minute von der Denkmalkuppel abseilen, sagt Deiters. Dramatisch werde es hingegen, wenn sich jemand verletze. Höhenrettung dauere deutlich länger und müsse dennoch so schnell erledigt sein, dass die Verletzten kein Hängesyndrom erleiden, weil dann lebenswichtige Organe von der Blutversorgung abgeschnitten würden. Gibt es wieder eine heiße Denkmaldusche? Bei den zweitägigen Arbeiten am "Wilhelm" gab es keine besonderen Vorkommnisse. Ob die Untersuchung größere Reinigungsarbeiten nach sich zieht, wird die Auswertung der Fotos zeigen. Eventuell rückt dann wieder das Unternehmen Kärcher mit seinen Geräten an, um dem Kaiser-Monument eine heiße Dusche zu verpassen. Das geschah zuletzt 2019 - mithilfe des Kletterteams aus Bielefeld.

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