Porta Westfalica

Spekulationen um ICE-Trasse: Neubau in Porta in Trinkwasser-Schutzgebieten?

Noch hält sich die Bahn bedeckt. Eine Bürgerinitiative wirft dem Konzern vor, den Schutz dieser Gebiete nicht zu priorisieren.

Eine mögliche ICE-Neubaustrecke könnte auch Trinkwassergewinnungsgebiete durchschneiden. Dagegen will die Bigtab nun eine neue Form des Protests ins Leben rufen. | © (Symbolfoto) Pixabay

16.06.2022 | 16.06.2022, 12:05

Porta Westfalica. Bahntrasse kontra Trinkwasserschutz? Wie ressourcenschonend kann eine Hochgeschwindigkeitsstrecke der Bahn überhaupt sein? Mit Fragen wie diesen beschäftigen sich aktuell die Menschen in der Region Porta Westfalica. Der Raum für Spekulationen, vor allem zum konkreten Verlauf einer möglichen Trasse, ist groß. Denn noch hält sich die Bahn, die im Auftrag des Bundes handelt, bedeckt.

Derzeit sind nämlich zwei Ingenieurbüros damit beschäftigt, aus den im vergangenen Jahr präsentierten Grobkorridore Trassenvorschläge zu entwickeln. Dafür untersuchen sie sogenannte Raumwiderstände. Ein solcher Widerstand sind zum zum Beispiel die Trinkwassergewinnungsgebiete auf Portaner Raum. Und um die macht sich nun unter anderem die Bürgerinitiative Bigtab – gegen den trassenfernen Ausbau – Sorgen.

Diverse Gebiete betroffen

„Das in Porta Westfalica gewonnene Trinkwasser wird auch in Bad Oeynhausen eingesetzt. Ein Lebensraum mit über 50.000 Einwohnern“, kommentiert Reinhard Fromme, Vorsitzender der Bigtab. Es geht um Gebiete in den Bereichen Möllbergen, Holzhausen und Vennebeck. Eine mögliche Neubautrasse könnte durch diese Ortsteile führen.

Die Bahn hat diese Gebiete in ihren Karten zwar berücksichtigt. Die Grobkorridore durchschneiden diese Gebiete dennoch. Von der Bahn heißt es dazu: Sollte ein Streckenverlauf durch ein solches Gebiet in Frage kommen, müsste dies eventuell mit Ausweichbauten wie Tunneln oder Brücken aufgefangen werden – um möglichst wenig Fläche zu versiegeln.

"Neubau versiegelt Fläche"

Ein Tunnel im Bereich Holzhausen und Vennebeck, auch zur Kreuzung der Weser, schient allerdings unwahrscheinlich. Und Skeptiker halten auch Brücken in solchen Schutzgebieten für unrealistisch. Denn auch sie würden Fläche versiegeln. Und die Bauarbeiten würden ebenfalls erhebliche Schäden in diesen Schutzgebieten verursachen, so ein weiteres Argument.

Weil die Bahn solche Verläufe grundsätzlich mit in die Grobplanung einbezogen hat, wirft die Bigtab dem Konzern vor, dass der Schutz von Trinkwassergebieten bei der Bahn „keine Priorität“ habe. „Die Bahn soll selbstverständlich als klimafreundliche Alternative zum Auto- und Lkw-Verkehr eingesetzt werden“, findet die Bigtab. „Wie klimafreundlich ist es jedoch, wenn vorher Wasserschutz- und Naturschutzgebiete identifiziert, dann aber nach Regeln alt-deutscher Ingenieurskunst einfach überplant also eliminiert beziehungsweise durch Beton und Stahl ersetzt werden?“

Noch ist ein solcher potenzieller Verlauf längst nicht festgelegt. Zuletzt gab es sogar Spekulationen darüber, dass die Bahn womöglich die starre Fahrzeitvorgabe von 31 Minuten zwischen Hannover und Bielefeld aufgegeben habe. Dies würde die Chancen auf den Ausbau der Bestandsstrecke im Bereich Porta Westfalica steigern. Ebenso denkbar wäre eine Kombination aus Alt- und Neubaustrecke.

Plenum als Beteiligung der Öffentlichkeit

Um möglichst alle Interessen zu vereinen und gegeneinander abwägen zu können, veranstaltet die Bahn in regelmäßigen Abständen ein Plenum, an dem auch einige Vertreter aus der hiesigen Region teilnehmen. Die Bigtab allerdings sieht diese Art Bürgerbeteiligung weiterhin skeptisch und spricht von einer „sogenannten Öffentlichkeitsbeteiligung“.

Den Kritikern aus der Region ist diese Art der Beteiligung nicht transparent genug. Es nehmen nur ausgewählte Personenkreise teil. Im Anschluss präsentiert die Bahn eine Zusammenfassung auf ihrer Homepage zum Thema Deutschlandtakt auf www.hannover-bielefeld.de.

Protest-Radtour am 2. Juli

Deshalb hat sich die Bigtab nun vorgenommen, selbst zu informieren. Zum Beispiel über die Trinkwasserbrunnen auf Portaner Gebiet. Eine Gelegenheit zu einer Info-Tour mit dem Fahrrad bietet sich am Samstag, 2. Juli. Start ist um 15 Uhr am Porta-Bad im Sprengelweg. Die Radtour dauert rund zwei Stunden. Eine formlose Anmeldung dazu ist per Mail unter info@bigtab.info möglich. Mit der Tour wolle die Bigtab „ein Zeichen gegen den planerischen Großmut“ setzen.

INFORMATION


Das Plenum

Im Planungsprozess für eine schnellere Bahnverbindung zwischen Berlin und dem Ruhrgebiet geht es jetzt vor allem um den Streckenabschnitt zwischen Hannover und Bielefeld sowie Hamm. In diesem Bereich sehen Bund und Bahn Potenzial, um die Fahrzeit zu verkürzen. Ziel war es bisher, zwischen Hannover und Bielefeld auf 31 Minuten zu kommen. Das erfordert allerdings in weiten Teilen eine Neubaustrecke.

Planverfahren sind in Deutschland öffentlich. Weil der sogenannte Deutschlandtakt (Grundlage für die Fahrzeitverkürzung) allerdings auf einem Gesetz basierend eingeführt werden soll, findet die Öffentlichkeitsbeteiligung auf andere Weise statt. Ein Plenum soll dazu die verschiedenen Interessen der Region zusammenbringen. Diese werden dann diskutiert und fließen möglicherweise in die weiteren Planungen mit ein. Später werden Zusammenfassungen veröffentlicht.

Die nächste Sitzung, an der auch Kritiker aus der Region teilnehmen, findet am Montag, 20. Juni, statt. Diese Plenumssitzung kann per Livestream auf www.hannover-bielefeld.de verfolgt werden. Beginn ist um 17 Uhr.