Lehrer verurteilt: 30.000 Kinderpornos gesammelt und Sohn sexuell missbraucht

Porta Westfalica/Stadthagen (Ly/mt). Sechs Monate nach seiner Festnahme hat das Schöffengericht in Stadthagen am Montag, 18. November, einen früheren Lehrer einer weiterführenden Schule zu zwei Jahren und drei Monaten Haft verurteilt. Zuvor hatte der Angeklagte gestanden, im August 2015 seinen damals zwei Jahre alten Sohn sexuell missbraucht zu haben. Über viele Jahre hatte er außerdem rund 30.000 Dateien mit Kinderpornos aus dem Internet gesammelt, die 2019 bei Durchsuchungen seiner Wohnung gefunden worden sind, Bilder und Videos. Auch dies gab der Pädagoge zu. Von 2001 bis 2009 war der gebürtige Mindener im Nebenjob in einer Portaner Kirchengemeinde angestellt, wo er auch mit Kindern arbeitete. &bdquo;Wir können den Menschen, mit denen wir täglich umgehen, nicht hinter die Stirn schauen", sagte Richter Kai Oliver Stumpe. Im Fall des Stadthäger Lehrers ist ein &bdquo;dunkles Geheimnis" (Stumpe) gelüftet worden. Der Vorwurf, etwa 30.000 Kinderpornos gehortet zu haben, steht in einer Anklage, die erst vor wenigen Tagen beim Amtsgericht eingegangen ist. &bdquo;Das", so Stumpe, &bdquo;ist eine enorme Anzahl und die Folge von jahrzehntelanger Sammelwut." Angeklagter kam wieder auf freien Fuß Weil die Entscheidung noch nicht rechtskräftig ist, kam der Angeklagte nach der Urteilsverkündung zunächst auf freien Fuß. Beantragt hatte dies Staatsanwalt Nils-Holger Dreißig. Nach Überzeugung Dreißigs besteht weder Flucht- noch Wiederholungsgefahr. Den Rest seiner Strafe muss der Verurteilte voraussichtlich später verbüßen. Gefunden hatten die Ermittler bei dem Lehrer auch eine Art &bdquo;Anleitung zum Missbrauch von Kindern", wie Staatsanwalt Dreißig es nennt, verfasst von einem angeblichen Psychologen. Richter Stumpe dazu: &bdquo;Ich musste mir schon Einiges ansehen. Aber das war selbst für mich schockierend." Dreißig geht jedoch davon aus, dass sich der Angeklagte zumindest im Tatzeitraum 2015 bis 2019, um den es jetzt im Prozess ging, an keinem weiteren Kind vergangen hat. Die Ermittlungen hätten dafür keinen Anhaltspunkt ergeben. Seinen zweijährigen Sohn hatte der Vater im Intimbereich angefasst und den kleinen Jungen dazu ermuntert, dies auch bei ihm zu tun. &bdquo;Danach habe ich mich vor mir selbst geekelt", erinnerte sich der Angeklagte, der nach eigener Einschätzung &bdquo;pädophile Neigungen, aber keine voll ausgeprägte Pädophilie" hat. Für das Sammeln der Kinderpornos will er etwa 15 Jahre gebraucht haben. Zweimal hatte er im Internet Bilder an andere Nutzer verschickt, zusammen 17 Dateien. Frau lässt sich scheiden Durch die Taten ist das Leben des 37-Jährigen zusammengefallen wie ein Kartenhaus. Seine Frau lässt sich von ihm scheiden, die Stelle als Lehrer hat er verloren, den Beamtenstatus wird er wohl ebenfalls einbüßen. &bdquo;Ihm ist bewusst, dass er seine Familie zerstört hat", erklärte Verteidiger Sascha Gramm, bevor sich der Angeklagte in seinem letzten Wort mit tränenerstickter Stimme bei Frau und Kindern entschuldigte. Nachdem er im Internet Kinderpornos hochgeladen hatte, waren dem 37-Jährigen Spezialermittler aus den USA auf die Schliche gekommen. Es kam zur Hausdurchsuchung. Unter den knapp 30.000 gesicherten Dateien waren vier, die auf einen so genannten &bdquo;Realmissbrauch" seines eigenen Sohnes hindeuteten. &bdquo;Es ist eine Leistung, diese vier Dateien zu finden", stellt Richter Stumpe fest. Bei einer zweiten Durchsuchung der Wohnung, diesmal mit Haftbefehl, bestätigte sich der Verdacht. Einer Polizistin zufolge wurde der 37-Jährige ganz blass, gab den sexuellen Missbrauch seines Sohnes zu und musste sich erst einmal aufs Sofa legen.

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