Prozess wegen Kinderpornografie: „Crime-Unit“ aus Köln erscheint vor Herforder Gericht

Herford. Vor dem Herforder Jugendschöffengericht musste sich ein 23-jähriger Mann aus Bünde verantworten. Der Tatvorwurf: Besitz von kinder- und jugendpornografischer Schriften. Eine amerikanische Task-Force wurde im Internet auf den Mann aufmerksam, informierte eine in Köln ansässige Cybercrime-Einheit. &bdquo;Ein Staatsanwalt aus Köln habe ich in meinem Gerichtssaal bislang noch nicht gehabt“, sagt Tanja Schwöppe-Funk zu Beginn der Verhandlung. Normalerweise wohnen ortsnahe Staatsanwältinnen und Staatsanwälte den Sitzungen bei, die vor dem Herforder Jugendschöffengericht verhandelt werden. An diesem Sitzungstag ist das anders. Der heute anwesende Staatsanwalt ist Teil einer besonderen Einheit: Die Zentral- und Ansprechstelle Cybercrime Nordrhein-Westfalen (ZAC NRW) ist bei der Staatsanwaltschaft Köln eingerichtet. Verbotene Bilddateien ungefragt per Messenger-Dienst erhalten? Ihr obliegt die Verfahrensführung in herausgehobenen Ermittlungsverfahren im Bereich der Cyberkriminalität, die Wahrnehmung der Aufgaben einer zentralen Ansprechstelle für Cyberkriminalität sowie die Mitwirkung bei regionalen und überregionalen Aus- und Fortbildungsmaßnahmen in diesem Bereich. Amerikanische Ermittler wurden auf den Mann aus Bünde aufmerksam und informierten die Crime-Unit in Köln. Im Rahmen von Ermittlungen gegen Kinderpornografie geriet er in den Fokus, soll zahlreiche Bilddateien auf seinem Handy gespeichert haben und stand zunächst im Verdacht, diese auch verbreitet zu haben. Die deutschen Ermittler handelten umgehend, durchsuchten beim Beschuldigten. Und sie wurden fündig. Auf seinem Mobiltelefon stellten sie insgesamt 57 Bilddateien sicher, die schwersten sexuellen Missbrauch von Kindern im Alter von 5 bis 13 Jahren, sowie schwersten sexuellen Missbrauchs von Jugendlichen von 14 bis 17 Jahren zeigen. Bünder erhält Verwarnung und Geldstrafe Über seinen Rechtsbeistand ließ der Bünder mitteilen, dass er die Bilddateien ungefragt über einen Messengerdienst zugeschickt bekommen habe. Zu einem Zeitpunkt, in dem er noch minderjährig gewesen sei. Erst als er seine Daten auf ein neues Handy Jahre später habe übertragen wollen, seien ihm die widerlichen Bilder aufgefallen – er habe sie daraufhin sofort gelöscht. Warum zahlreiche Dateien, zumindest noch als Thumbnails (kleine Bildvorschauen) im Cache seines Handys geblieben sind und schließlich polizeilich sichergestellt wurden, vermag der Mann nicht zu erklären. &bdquo;Ich habe damit nix zu tun, wenn ich in meinem Handy ein solches Bild gesehen habe, so habe ich es direkt gelöscht. Die Bilder sind mir einfach so zugeschickt worden“, lässt er über seinen Anwalt erklären. Der Kölner Staatsanwalt im Herforder Jugendschöffengerichtssaal verweist darauf, dass laut den Meta-Daten die kinder- und jugendpornografischen Bilder eben nicht sofort gelöscht wurden, sondern sich über einen längeren Zeitraum laut technischer Auswertung auf dem Mobiltelefon befunden hätten. Zahlung an den Kinderschutzbund Der Rechtsbeistand des Angeklagten teilt hingegen mit, dass sein Mandant immer dann, wenn er zufällig in der Bildergalerie mal wieder auf ein solches Foto gestoßen sein, es sofort gelöscht habe. Sein Mandant sei weder pädophil noch habe er wissentlich solche Bilder auf seinem Handy gehabt. Vielmehr seien ihm in sozialen Netzwerken die Bilder wie aus dem Nichts heraus zugeschickt worden und dann auch eigentlich zeitnah gelöscht worden. Dass sie sich noch im Speicher des Mobiltelefons befunden haben, sei ärgerlich. Es erfolgt schließlich ein Schuldspruch wegen Besitzes von Kinder- und Jugendpornografie. Der Angeklagte wurde verwarnt und zur Zahlung von 2.400 Euro an den Kinderschutzbund verurteilt. Außerdem trägt er die Kosten des Verfahrens und seine Anwaltskosten. Das Urteil ist rechtskräftig.

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