Personensuche mit Hund: Dieses Paar aus dem Kreis Minden-Lübbecke hilft der Polizei

Petershagen-Friedewalde. Es begann als Hobby und wurde zum Nebenberuf. Weil Annika und Carsten Lüttge eine sinnvolle Beschäftigung für ihre Hunde suchten, stiegen sie beim Mantrailing ein – eine Personensuche, die auf den Geruchssinn der Tiere setzt. Aus dem gemeinsamen Spaß am Suchen entstand ein Unternehmen, dessen Name Programm und bewusst so gewählt ist: Instinktief. Annika Lüttge (43) wuchs auf dem elterlichen Bauernhof in Friedewalde auf und blieb dort bis heute fast ohne Unterbrechung. Pferde und Hunde gehörten zu ihrem Leben auf dem Land immer dazu. Vor sieben Jahren lernte die damalige Colliebesitzerin den gebürtigen Dortmunder Carsten Putz (58) kennen und lieben, der seinen Rhodesian Ridgeback mitbrachte. Sie entdeckten, dass Mantrailing gut zu ihnen passte. &bdquo;Die Hunde fanden diese Ersatzjagd toll“, beschreibt Annika Lüttge ihre Erfahrung. Bauen wir das Ganze etwas aus, so die Überlegung, die zum nächsten Schritt, der Trainerausbildung für Rettungshunde führte. Parallel dazu absolvierte Annika Lüttge eine Ausbildung zur Hundeerziehungsberaterin. &bdquo;Einen Plan hatten wir nicht – aber das war wie für uns gemacht“, schildert das Ehepaar rückblickend. Und so spezialisierten sie sich im Laufe der Zeit immer weiter und tauchten tiefer ein in die Materie. Die Angebote sind gut gebucht Die Idee zur Gründung einer Rettungshundestaffel hatte dann Carsten Lüttge. &bdquo;Irgendwann habe ich Annika gefragt und sie sagte nur: Machen wir.“ Vor vier Jahren begannen sie mit dem Ausbau des Dachbodens zum gemütlichen Seminarraum, der auch gebucht werden kann. Auch ein Gästezimmer steht bereit, denn hierher kommen mittlerweile Menschen aus ganz Deutschland, aber auch aus Österreich und der Schweiz. Zu Vorträgen laden sie auch bekannte Experten ein, so wie kürzlich den Kriminalbiologen Dr. Mark Benecke. Ihre Angebote sind gut gebucht, die familiäre Atmosphäre bleibt aber wichtig. &bdquo;Wir wollen keine Massenveranstaltungen.“ Den Hund immer besser lesen zu können, das begeistert Carsten Lüttge an dem Hobby. Während der Ausbildung habe er seinen Hund intensiv kennengelernt, schildert Carsten Lüttge – und der ihn. &bdquo;Es geht nicht nur um das An-Der-Leine-Ziehen, sondern auch darum, wie er das macht.“ Letztlich sei es eine sehr intensive Teamarbeit. Lesen Sie auch: Löhnerin erzieht Problemhund zum entspannten Familienmitglied Die Nase von Hunden ist mit rund 250 Millionen Riechzellen ausgestattet. Von daher seien sie Weltmeister im Riechen, sagen die Instinktief-Inhaber. Die Verarbeitung der aufgenommenen Duftstoffe zu komplexen Informationen machen sie sich zunutze beim Trainieren der Personensuche. Bis ein Hund diese beherrsche, dauere es zwei bis drei Jahre, sagt Lüttge. Prinzipiell könne das eigentlich jeder Hund, kurznasige und Herdenschutzhunde seien jedoch weniger dafür geeignet. Die Teilnehmer ihrer Kurse schildern, dass ihren Hunden die Vorfreude anzumerken sei, wenn die Tasche für die Einheit gepackt wird. Wichtig seien die Ruhepausen nach dem Training, damit die Tiere das Erlernte abspeichern können. Verein mit 20 Mitgliedern gegründet Annika Lüttge fasziniert die Vorstellung, dass der Hund eine Spur aufnehmen und über Kilometer hinweg verfolgen kann – obwohl jeder Mensch in jeder Sekunde zig Hautpartikel verliert. Das funktioniere sogar bei älteren Spuren, die mehr als 24 Stunden alt sind. Vor drei Jahren gründeten sie den Verein Mantrailer OWL Rettungshunde, dieser hat aktuell rund 20 Mitglieder. Um sich weiter zu professionalisieren, legten die beiden in den vergangenen Jahren Prüfung um Prüfung ab, bildeten sich weiter. &bdquo;Stillstand gibt es bei uns nicht.“ Wenn man von der Polizei im Ernstfall eingesetzt werden möchte, muss man zwingend einer Organisation angehören. Ihre Wahl fiel auf die ISAR (International Search and Rescue) Germany mit Sitz in Duisburg, das ist eine Hilfsorganisation im Katastrophenschutz. News direkt aufs Smartphone: Unseren WhatsApp-Kanal für den Kreis Herford könnt ihr hier kostenlos abonnieren. Manchmal brechen sie den Einsatz schon auf der Hinfahrt ab, weil die vermisste Person gefunden wurde. Doch nicht immer geht es gut aus, das gilt vor allem bei Menschen, die sich das Leben nehmen wollen. &bdquo;Wir geben immer unser Bestmögliches.“ Im Kreis seien sie die Einzigen mit einsatzgeprüften Hunden. Ihre Aktivität, die übrigens immer von der Polizei begleitet wird, sei nur ein Baustein in dem Prozess der Personensuche. Das Auffinden des Gesuchten vergleicht Carsten Lüttge mit einem &bdquo;Sechser im Lotto“. Mental sei das sehr anstrengend für Mensch und Tier, auch der Hund kommt nach drei bis fünf Kilometern an seine Grenzen. Für private Auftraggeber werden sie nicht tätig. Geldverdienen steht nicht im Vordergrund Annika Lüttge arbeitet hauptberuflich als persönliche Assistentin für eine Frau mit körperlicher Behinderung, und zwar sieben Mal im Monat 24 Stunden lang. Gelernt hat sie den Beruf der Einzelhandelskauffrau. Ihr Mann ist als Polizeibeamter auf der Leitstelle in Minden beschäftigt. Mittlerweile haben sie vier Hunde, Cono, Diego, Jari und Bones aus dem Welpenwaisenhaus, der derzeit ebenfalls als Mantrailer trainiert wird. Landwirtschaft wird auf dem Anwesen in Friedewalde schon lange nicht mehr betrieben. Längst sind die Gebäude zu Wohnungen umgebaut, hier leben auch die Eltern und eine Schwester von Annika Lüttge – ein gutes Beispiel für den sinnvollen Wandel eines Hofes zu einem Standort für Wohnen und Arbeiten. Das Geldverdienen steht bei ihrem Unternehmen nicht im Vordergrund, betonen beide einhellig. Und der Einsatz in der Rettungshundestaffel sei ohnehin reines Ehrenamt, dafür gibt es kein Geld. Carsten Lüttge spricht von einem Vollzeithobby – und das soll es auch in Zukunft bleiben, sind sich die Friedewalder einig. &bdquo;Sonst ist irgendwann die Leichtigkeit weg.“

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