Dreister Betrug: Mutter und Tochter verkaufen schwer kranke Pferde aus Petershagen

Petershagen/Bückeburg. Ein Quarter Mix mit chronischer Arthrose, ein Reitpony mit Krebs: Beim Verkauf zweier Pferde haben zwei Betrügerinnen aus Lindhorst (Landkreis Schaumburg) den schlechten Gesundheitszustand der Tiere verschwiegen. Bei den Frauen handelt es sich um Mutter und Tochter. In Gesprächen auf einem Hof im Petershäger Norden, wo die Rösser untergestellt waren, hatten sie den beiden Kaufinteressentinnen sinngemäß erzählt, dass das eine Pferd im Hänger durch einen Unfall verletzt worden sei und das Pony allergisch auf eine Zahnbehandlung reagiert habe. Von Arthrose oder Krebs war keine Rede. Die Käuferinnen ließen sich täuschen. So wechselte der Quarter Mix für 3000 Euro die Besitzerin, während das Reitpony 3600 Euro brachte. Nachdem die Käuferinnen ihre kranken Pferde beim Tierarzt vorgestellt hatten, flog der Schwindel doch noch auf. Der Quarter Mix, so der Veterinär, sei nicht mehr reitbar. Angeklagte hat 18 Vorstrafen Gegen die Mutter (37) verhängte das Amtsgericht Stadthagen daraufhin im September 2023 ein Jahr Haft ohne Bewährung wegen Betruges, gegen die Tochter (19) einen einwöchigen Jugendarrest. Beide legten Rechtsmittel ein. Im Berufungsverfahren vor dem Landgericht in Bückeburg hat Oberstaatsanwalt André Lüth der Mutter jetzt ein Angebot gemacht, das sie nicht ablehnen konnte. Lüth schlug der Frau vor, in dieser Sache reinen Tisch zu machen und gleichzeitig ihre Berufung gegen das Urteil in einem anderen Verfahren zurückzunehmen, das am Landgericht Verden anhängig ist. Dort geht es ebenfalls um ein Jahr Freiheitsstrafe. Dann, so Lüth, könne er sich &bdquo;vorstellen, zu einer Gesamtstrafe zu kommen, die noch zur Bewährung ausgesetzt werden kann“. Mit anderen Worten: höchstens zwei Jahre. In das Paket, das die 5. Kleine Jugendkammer des Bückeburger Landgerichts dann schnüren müsste, kämen außerdem noch etwa ein halbes Dutzend andere Verurteilungen aus der Vergangenheit. Dazu muss man wissen, dass die Lindhorsterin ein Vorstrafenregister mit 18 Einträgen hat. &bdquo;Aber es hat einen Schnitt gegeben“, so Lüth. Weil die Angeklagte zwischenzeitlich zum ersten Mal in der Justizvollzugsanstalt gewesen sei und eine neunmonatige Haftstrafe wegen Betruges verbüßt habe, geht der Oberstaatsanwalt von einer &bdquo;neuen Lebenssituation“ aus. Hoher Schaden durch Pferde-Betrug Lüths Appell hatte Erfolg: Im Bückeburger Prozess beschränkte die Mutter ihre Berufung auf den sogenannten Rechtsfolgenausspruch, sodass es jetzt nur noch um das Strafmaß geht. Ihre Berufung gegen das Verdener Urteil will die Lindhorsterin bis Dezember zurücknehmen. Dann wird die Hauptverhandlung fortgesetzt. Die Tochter ist dagegen bereits verurteilt worden. Weil die Tat schon mehr als drei Jahre zurückliegt, kommt die 19-Jährige (eine Vorstrafe wegen Körperverletzung) mit 60 Sozialstunden davon und muss jetzt doch nicht in den Arrest. Aufgrund des Zeitablaufes, so Oberstaatsanwalt Lüth, sei Dauerarrest nicht mehr notwendig. &bdquo;Ein bisschen was spüren“ müsse die Heranwachsende aber trotzdem, meinte Lüth - deshalb gemeinnützige Arbeit. Gegen die junge Frau sprechen nach Überzeugung von Richterin Anna-Lena Taterka der hohe Schaden - und dass die damals erst 16-Jährige die Tat maßgeblich ausgeführt habe. Betrügerinnen haben unter falschem Namen agiert Zu Beginn der Berufungsverhandlung hatten beide Frauen zunächst ihre Unschuld beteuert. Die Schwellung am linken Vorderlauf des Quarter Mix, der tatsächlich an Arthrose litt, erklärte die Mutter über ihren Anwalt sinngemäß so: Im Vorfeld des Termins habe es einen Beinahe-Autounfall gegeben, &bdquo;bei dem das Pferd im Anhänger gestürzt sein muss, denn es schaute danach nicht mehr in Fahrtrichtung“. Weil der Mutter vom Veterinäramt des Landkreises untersagt worden war, Handel mit Pferden zu treiben, gab sie sich in Schlüsselburg als ältere Schwester ihrer Tochter aus, die selbst unter falschem Namen auftrat. Fest steht, dass die Mutter ein schlechtes Vorbild ist. Sie habe &bdquo;ihre eigene, noch damals minderjährige Tochter in ihre kriminellen Handlungen mit einbezogen“, heißt es im erstinstanzlichen Urteil.

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