Angst vor dem Wolf: „Entweder Zaun oder Abschuss“

Petershagen-Wasserstraße. Wenn es dunkel wird, läuft Hartmut Weier das Gelände seiner Ponyzucht mit einer wattstarken Lampe ab. Aus Angst, dass der Wolf die Zäune überwinden und die geliebten Classic-Ponys reißen könnte. &bdquo;Man weiß ja nie“, sagt Weier. Auch wenn in den vergangenen Monaten nichts Schlimmes passiert ist, erinnert er doch an die im Oktober vorigen Jahres nachweislich vom Wolf getöteten sieben Schafe in Seelenfeld und an das bestätigte Rudel wenige hundert Meter weiter auf niedersächsischem Gebiet. Doch es gibt Hoffnung: Möglicherweise kann Weier den Strahler bald eingepackt lassen und die höheren Abfangzäune bauen - gefördert mit Geldern des Landes. Mittlerweile ist das Gelände in Wasserstraße, auf dem die Weiers seit knapp 30 Jahren Ponys züchten, offiziell als Wolfsgebiet kartiert. So hatte es die CDU-Politikerin und Landtagsabgeordnete Bianca Winkelmann Mitte September mitgeteilt. Im Norden des Mühlenkreises hätten sich die Wolfsrisse gehäuft, es sei wichtig, dass der Bereich als Fördergebiet ausgewiesen und Weidetiere geschützt werden, so Winkelmann. Das Landesamt für Umwelt, Naturschutz und Verkehr (Lanuv) bestätigte die Mitteilung, sprach allerdings nicht von einem Wolfsgebiet, sondern einer Förderkulisse. &bdquo;Da es im Kreis keine territorialen Wölfe gibt“, so Wolfsberaterin Elisa Fister . Tiere aus dem Rudel Rehburg würden die Landesgrenze aber nachweislich überschreiten. Vogt wollte unterstützen Die Sorge, dass der Bereich Wasserstraße außer Acht gelassen wird, hat Weier jetzt nicht mehr, nach der Berichterstattung im Mindener Tageblatt über die Sorgen und Nöte der Familie Weier hatte sich der Bundestagsabgeordnete Oliver Vogt, ebenfalls CDU, die Lage vor Ort angesehen und seine Unterstützung zugesagt. Ob Hartmut Weier die Zäune allerdings wirklich bauen wird, weiß der Ponyzüchter noch nicht, aktuell werde auch diskutiert, ob in Einzelfällen die Entnahme auffälliger Wölfe möglich sei, sprich: der Abschuss. Bei Bianca Winkelmann klingt das so: &bdquo; Unsere Koalition ist gewillt, ein noch aktiveres und ambitioniertes Wolfsmanagement in NRW zu betreiben, denn es geht auch um das Thema Tierschutz. Neben der Unterstützung der Weidetierhalter muss deshalb in Einzelfällen auch eine Entnahme auffälliger Wölfe möglich sein. Wir erarbeiten aktuell die möglichen Kriterien für einen Abschuss und sind froh, dass auch Berlin mehr und mehr die Konflikte und Probleme durch den Wolf erkennt und nachziehen will.“ &bdquo;Das beschäftigt uns sehr“ Das Umweltamt mit der unteren Naturschutzbehörde des Kreises Minden-Lübbecke vertritt ebenso wie die Bundesumweltministerin die Auffassung, dass ein Abschuss von Problemwölfen als solches kein Tabu ist und sein kann. Das war kürzlich Thema im nicht-öffentlichen Teil der Sitzung des Ausschusses für Umwelt, Naturschutz, Klima und Energie. &bdquo;Das beschäftigt uns gerade sehr“, sagt die Umweltamtsleiterin Martina Vortherms, &bdquo;wir müssen etwas tun“. Denn durch Wolfsrisse können sehr hohe Schäden bei in der Landschaftspflege tätigen Schäfereien und anderen Tierhaltern entstehen, die abgewendet werden müssen. Naturschutzfachlich wäre es geradezu tragisch, wenn der Schutz des Wolfes auf der einen Seite zu einer derartigen Beeinträchtigung einer Beweidung auf der anderen Seite führen würde, so dass der Erhalt von europaweit geschützten Lebensräumen wie das Oppenweher Moor gefährdet würde, heißt es vom Kreis. Auch die jüngsten Wolfsrisse in Stemwede seien dem Kreisumweltamt bekannt. Es bestehe ein enger Austausch zwischen den Tierhaltern - in diesem Fall Schäfer –, der unteren Naturschutzbehörde, den örtlichen Wolfsberatern, dem Lanuv und der Herdenschutzberatung der Landwirtschaftskammer. Rechtliche Grundlage für die Erteilung einer Ausnahmegenehmigung zur Entnahme sogenannter Problemwölfe in NRW sei die Wolfsverordnung NRW in Verbindung mit dem Bundesnaturschutzgesetzt (Paragraf 45). Dort sei geregelt, dass die obere Naturschutzbehörde des Landes NRW, das Umweltministerium, auf Grundlage von Dokumenten des Lanuv bestätigt, dass ein Schaden droht, der mehr als nur geringfügig und damit von einigem Gewicht ist. Die Dokumentation der aktuellen Wolfsrisse in Stemwede sei damit ein Baustein von weiteren, die erforderlich für eine Entnahmegenehmigung von Problemwölfen sind. Ohne Weisung vom Ministerium könne der Kreis aber nichts machen. Züchter kann nur abwarten Hartmut Weie r kann mit seinen knapp 30 Ponys derzeit also nur abwarten: &bdquo;Mir ist es eigentlich egal, wie wir die Tiere hier vor dem Wolf schützen.“ Es müsse nur zu einer Entscheidung kommen. &bdquo;Wir brauchen die Sicherheit, dass wir die Tiere in Ruhe weiden lassen könne.“ &bdquo;Wölfe ja, aber hier gehören sie nicht hin“, sagt auch Kim Niklas Weier, der seinem Vater bei der Ponyzucht hilft, hauptberuflich aber in einem Schweinemastbetrieb in Leese arbeitet. &bdquo;Auch da bekommt man jeden Tag die Sorgen mit.“ Vorfälle habe es in den vergangenen Monaten zwar keine gegeben, aber &bdquo;vieles, was auf den Wildtierkameras zu sehen ist.“ Dass es sich um Wölfe handele, steht für Kim Niklas Weier fest. &bdquo;Dass Hunde nachts um 3 Uhr durch den Wald laufen, halte ich eher für unwahrscheinlich.“ Problem der Zuchtgemeinschaft sei die unmittelbarer Nähe zur Heide Richtung Norden, in Kombination mit dem Truppenübungsplatz ein gutes Gebiet für Wölfe. &bdquo;Wir sind da dicht dran, die Wölfe ziehen durch, sehen die Pferde - und wenn sie Hunger haben, wissen wir alle, was sie machen.“ Aktuell werde bei der Zuchtgemeinschaft am Unlandweg weiter befestigt und &bdquo;dicht gemacht“, wie Hartmut Weier betont. &bdquo;Wir haben jetzt schon wieder zwei Zäune gekauft, allerdings nur für zwei kleine Ecken.“ Finanziell seien die Zäune - zwei Meter hoch und mit Stromsperren ausgestattet - für die Züchter ein Kraftakt. &bdquo;Wir haben über 20 Hektar Grünland.“ Ein erstes Angebot habe sich Weier bereits geben lassen - um das Gelände komplett mit wolfssicheren Zäunen auszustatten, würden 23.000 Euro fällig.

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