Düsseldorf (dpa/groe). Zum Schutz vor Wolfsangriffen werden jetzt in ganz Nordrhein-Westfalen Schutzzäune und Hütehunde finanziell gefördert. Ab sofort können Tierhalterinnen und Tierhalter etwa von Schafen und Ziegen in allen Regionen des Landes finanzielle Unterstützung für Herdenschutz beantragen, wie das NRW-Umweltministerium mitteilte. Bislang hatte die Förderung nur etwa die Hälfte der Landesfläche umfasst.
Die Kosten für spezielle Zäune oder unter bestimmten Voraussetzungen auch für die Anschaffung und Ausbildung von Herdenschutzhunden werden zu 100 Prozent übernommen. Entschädigungen für Schäden durch Wolfsrisse von Haus- und Nutztieren werden weiterhin landesweit gezahlt.
Entschädigung nur bei Grundschutz
Allerdings wird die Entschädigung für Wolfsrisse nach einer Übergangsfrist von einem Jahr nur noch gewährt, wenn ein Grundschutz vorhanden ist. Damit solle langfristig ein flächendeckender Herdenschutz erreicht werden, hieß es weiter. Auch in den bereits bestehenden Wolfsgebieten gab es bereits eine Übergangsfrist. Ein Antrag auf Herdenschutzförderung kann auch nach Ablauf der Frist gestellt werden. Für Herdenschutzmaßnahmen stehe auch im Jahr 2025 bis zu einer Million Euro zur Verfügung.
Wandernde Wölfe könnten am Tag mehr als 50 Kilometer zurücklegen, erklärte Landesumweltminister Oliver Krischer (Grüne). Effektiver Herdenschutz schütze die Tiere und helfe, dass Wölfe nicht lernten, Nutztiere zu reißen. Eine ausführliche Beratung zu den möglichen Schutzmaßnahmen bietet die Landwirtschaftskammer NRW kostenlos für alle Weidetierhalter an.
Landwirtschaftsverband kritisiert Förderung als „halbherzig“
Erich Gussen, Präsident des Rheinischen Landwirtschafts-Verbandes (RLV), kritisiert die Herdenschutz-Förderung in NRW als „halbherzig“: „Während in Nachbarbundesländern wie Rheinland-Pfalz und Niedersachsen der Mehraufwand beim Weidemanagement gefördert wird, bleiben unsere Tierhalter beim Schutz ihrer Herden nach wie vor auf Kosten sitzen. Hier muss dringend nachgebessert werden“, mahnt der RLV-Präsident. Der Verband fordert laut einer Mitteilung auch finanzielle Unterstützung bei Folgekosten für Aufbau und Unterhaltung von Schutzzäunen sowie für Futter, Versicherung und Tierarzt bei Schutzhunden.
Zudem spricht sich Erich Gussen neben einer leichteren Entnahme von Problemwölfen für „eine aktive Regulierung des Wolfsbestandes in Deutschland“ aus. Tierhaltung auf der Weide sei mit Herdenschutzmaßnahmen allein nicht zu sichern, viel zu oft würden Schutzzäune inzwischen von Wölfen überwunden.
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80 Attacken auf Nutztiere im Jahr 2024
Schaf- und Nutztierhalter beklagen immer wieder hohe Schäden durch Wolfsattacken. Auf der anderen Seite steht der hohe Schutzstatus für die Wölfe.
NRW hatte 2024 mehr als 45.800 Euro an Schadenausgleichsleistungen bei 80 Angriffen gezahlt, wie das Landesamt für Natur, Umwelt und Klima (Lanuk) im Juli mitgeteilt hatte. 2023 waren noch knapp 26.000 Euro nach 55 Wolfsangriffen auf Nutztiere gezahlt worden.
Den Angaben zufolge wurden 2024 bei Wolfsangriffen insgesamt 379 Nutztiere geschädigt. Es habe sich in rund 95 Prozent der Fälle um Schafe gehandelt. Die Daten aus den Bundesländern stellte die Dokumentations- und Beratungsstelle des Bundes zum Wolf (DBBW) zusammen.
Demnach wurden in NRW 2024 für Präventionsmaßnahmen mehr als 812.000 Euro verteilt auf 180 Fälle gezahlt, zum Beispiel für den Bau von Wolfsschutzzäunen. Im Jahr davor waren es knapp 570.000 Euro für 136 Fälle. In NRW gibt es vier Wolfsrudel.
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