Gast verletzt Betreiber in Mindener Altstadtkneipe mit Messer: „Ich dachte, dass ich sterbe!“

Minden. An sich ist die Sache klar, es kommt jedoch wie so häufig vor Gericht auf die Details an. Ein derzeit in Untersuchungshaft sitzender 22-Jähriger hat am Dienstag vor dem Amtsgericht Minden zugegeben, dass er ein Messer benutzt und damit den Betreiber der Altstadtkneipe in der Königstraße verletzt hat. Dabei soll er selbst angegriffen worden sein und sich nur verteidigt haben. Sein Kontrahent behauptet das Gegenteil und gerät im Zeugenstand selbst massiv unter Druck. Ein inzwischen 29-jähriger Syrer aus Minden erleidet eine Stichverletzung an der Schulter, er soll auch zusammengeschlagen worden sein. Ein Krankenwagen bringt ihn ins Klinikum, wo ein Arzt die Wunde näht. Kurze Zeit später nimmt die Polizei am ZOB den 22-jährigen Eritreer fest. Seitdem sitzt der in Minden gemeldete und vorbestrafte Mann im Gefängnis. 📱News direkt aufs Smartphone: Kostenloser WhatsApp-Kanal der NW Kreis Minden-Lübbecke Hat der Angeklagte sich nur verteidigt? Das darf er für den Prozess verlassen und dort schildert er eine andere Sicht auf die Dinge. Obwohl ein Übersetzer bereitsteht, gibt der Afrikaner selbst Auskunft. So berichtet er, dass er mit Landsleuten in der ehemaligen Altstadtkneipe um Geld Karten gespielt und dann Differenzen mit einem Bekannten gehabt habe. &bdquo;Ich war wütend und warf die Karten auf den Tisch.“ Ein Angestellter habe ihn daraufhin aus dem Lokal befördern wollen. Dann sollen sie sich gegenseitig beleidigt und geschubst haben. &bdquo;Im Anschluss bin ich in Richtung Innenstadt gegangen und habe gesehen, wie er auf mich zu gerannt ist“, so der Angeklagte. Danach habe der Mitarbeiter des Lokals ihn attackiert und geboxt. Als Schutz habe er sein Taschenmesser benutzt, um sich zu wehren. &bdquo;Ich wurde gezwungen, mich zu verteidigen.“ Bereits vorbestraft Beide sollen in dem Lokal bereits bei vorherigen Besuchen aneinandergeraten sein. &bdquo;Wir mögen uns nicht, ich habe aber keine Ahnung, was er gegen mich hat.“ An dem Abend habe der Angeklagte Cannabis und Alkohol konsumiert, könne sich aber noch gut an alles erinnern. Das Schweizer Taschenmesser habe er nach dem Konflikt weggeworfen. &bdquo;Das brauchte ich nicht mehr.“ Möglicherweise macht er das bewusst, zuvor ist er bereits am Jugendschöffengericht verurteilt worden und fürchtet offenbar erneut rechtliche Konsequenzen. Der Vorsitzende Richter Andreas Böhme stellt die Version des Angeklagten infrage und bemerkt, dass kein anderer Zeuge den Vorfall genauso geschildert habe. Auch das mutmaßliche Opfer gibt an, dass der Eritreer ihn angegriffen habe, als er nachts auf dem Nachhauseweg war. Er sei ausgerutscht, habe das Messer nicht bemerkt und dann aber erkannt, dass er blute. Außerdem soll ihm ein kurdisch-stämmiger Mann auf der Straße zugerufen haben, dass ein Messer im Spiel sei. &bdquo;Ich dachte, dass ich sterbe und habe immer noch Albträume nach diesem Angriff“, so der Syrer. Was hat es mit dem Lokal auf sich? Es kommt selten vor, dass ein Zeuge plötzlich im Gerichtssaal einen Anwalt fordert - im Fall des Syrers geschieht das dann überraschend mitten in der Verhandlung. Das mutmaßliche Opfer muss mehrere Stunden aussagen. Vor allem der Verteidiger des Angeklagten, Ali Senol, hat viele Fragen, da der Zeuge sich in Widersprüche verstrickt und abweichende Aussagen macht. &bdquo;Ich bin ziemlich vergesslich“, entgegnet der Zeuge, an dessen Seite ein Dolmetscher für Arabisch sitzt. Irgendwann gibt er zu, dass es zu Beleidigungen in der Altstadtkneipe gekommen sein könnte. &bdquo;Ich wollte den Laden schließen und der Angeklagte nicht gehen.“ Er selbst sei ihm aber nicht hinterhergerannt, &bdquo;obwohl er meine Mutter beleidigt hat“. Ausführliche Fragen hatte Verteidiger Senol auch zum Lokal selbst. Der Angeklagte schildert, dass sein Kontrahent dort illegal beschäftigt sei und es einen anderen Chef gebe. Der Zeuge erklärt jedoch, dass er die Altstadtkneipe selbst und seit zwei Jahren alleine betreibe. &bdquo;Ich habe sie als Gewerbe bei der Stadt angemeldet.“ Im Lokal selbst hat es in den vergangenen Jahren mehrere Razzien gegeben, im Sommer 2023 ermittelte die Polizei dort zuletzt wegen des Verdachts des illegalen Glücksspiels. Dass es sich tatsächlich um eine öffentliche Kneipe mit einer Schanklizenz handeln soll, ist MT-Informationen zufolge neu. Vielmehr soll es ein kurdischer Club oder Verein sein. Der Prozess gegen den 22-jährigen Eritreer wird fortgeführt, nachdem das Schöffengericht am ersten Verhandlungstag mehrere Zeugen gehört hat. Es sind zwei weitere Termine geplant, ein Urteil könnte am 30. April gesprochen werden. Lesen Sie auch: Illegaler Spieltreff? Polizei-Razzia in ehemaliger &bdquo;Altstadt Kneipe“

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