Ladenhüter und Glücksgriffe: Die Menschen hinter dem Mindener BÜZ-Flohmarkt

Minden. &bdquo;Die Standgebühr hatten wir schon raus, da war nicht mal der Tisch aufgebaut“ – für Lothar Bruse scheint es ein guter Tag auf dem ersten Flohmarkt am BÜZ in diesem Jahr zu sein. Während die Reporterin mit seiner Frau Kerstin spricht, verkauft er grade für stolze 40 Euro zwei solarbetriebene Gartenleuchten. Die beiden sind erfahrene Verkäufer: Einmal im Jahr haben sie einen Stand auf dem Flohmarkt am Kulturzentrum und das schon seit mehreren Jahren. Dabei haben sie unerwartete Kassenschlager entdeckt: Was bei dem einen im Keller Staub sammelt, ist für den anderen eben ein wahrer Glücksgriff. Seit 6.30 Uhr sind die beiden am Samstag vor Ort. &bdquo;Da haben wir hier vorne schon keinen Parkplatz mehr bekommen und mussten ins Parkhaus zum Abladen“, berichtet die Portanerin. Dabei beginnt der Aufbau erst um 7 Uhr. Gegen 8.15 Uhr herrscht bereits reges Treiben auf dem Hof und in den Gassen rund ums BÜZ – Lothar und Kerstin Bruse sind schon in Hochform. &bdquo;Heute habe ich aber mal keinen Prosecco mit“, kichert Kerstin, die einen Becher Kaffee in der Hand hält. Sonst sei auch der jedes Jahr dabei. Kuscheltiere, Kleidung - Marmeladengläser? Die ersten Male war sie mit Freundinnen auf dem Flohmarkt. &bdquo;Seit ich Lothar einmal mitgenommen habe, hat er Blut geleckt. Jetzt ist er es, der mich jedes Jahr erinnert, dass wir hier hinmüssen.“ An den originalen Kuscheltieren von Steiff zeigen einige Besucher Interesse. &bdquo;Die machen dann aber meistens nur Fotos oder googeln, wie viel die wert sind“, erklärt Kerstin Bruse, &bdquo;Klamotten gehen immer gut, oder meine Heinzelmännchen.“ Manche Sachen verkaufen sich allerdings nie. &bdquo;Die Bilder hier hat mein Schwager mit Öl gemalt. Schön sind die, wir haben sie sogar teuer rahmen lassen“, sagt sie und schmunzelt. &bdquo;Jetzt sollen sie weg.“ Andere Standwärmer sind ein Eier-Teller und eine Kuchenplatte. &bdquo;Die haben wir immer dabei. Nehmen wir aber auch immer wieder mit nach Hause.“ Vor dem Tisch steht ein großer Karton voller leerer Marmeladengläser mit der Aufschrift &bdquo;Glück“. &bdquo;Ich hab ihm gesagt, er soll die wegschmeißen – dann hat er in einem Jahr 48 Stück davon hier an einen Imker verkauft. Seitdem haben wir sie jedes Jahr dabei“, berichtet Kerstin Bruse. Währenddessen versucht Lothar, diese an den Mann zu bringen: &bdquo;Wie wäre es mit diesen Glücks-Gläsern? Da kann man zum Beispiel Honig ganz toll einmachen.“ Kerstin lacht darüber. &bdquo;Irgendwie findet sich ja doch immer wer, der die Sachen noch gebrauchen kann.“ Antike Dinge finden ein Zuhause Ein Schatzfinder auf dem Flohmarkt ist Uwe Hempfing. In seiner Museumswerkstatt in Petershagen restauriert er antike Möbel und Maschinen mit historischem Werkzeug. Am Samstag ist er allerdings rein privat auf dem Flohmarkt – ob er etwas für die Werkstatt oder seine Einrichtung findet, beschreibt er als 50/50-Chance. Beim Schlendern hat er zwei Schallplatten von Sängerin und Gitarristin Joan Baez und einen Stickrahmen gefunden: &bdquo;Für sechs Euro. Solche alten Sachen werden heute meistens nicht mehr wertgeschätzt, da ist das bei mir gut aufgehoben.“ Bei ihm finden einige antike Dinge ein Zuhause: &bdquo;Ich kaufe Sachen oft nicht, weil ich sie brauche, sondern weil ich sie sammle.“ Beim Reden über seine Werkzeuge und seine Restaurationen wird seine Leidenschaft für das Thema deutlich. &bdquo;Wenn Leute etwas zu mir in die Werkstatt bringen, dann weil ihr Herz dran hängt.“ Seltene Funde auf dem Mindener Flohmarkt Kevin Fink freut sich sehr über seinen heutigen Fund. &bdquo;Die Leute wissen zum Teil gar nicht, was sie da auf ihrem Tisch stehen haben“, sagt er und präsentiert eine kleine Modelleisenbahn. &bdquo;Für 20 Euro habe ich die grade bekommen! Sie ist zwar ein bisschen dreckig, aber auch in schlechtem Zustand, ohne Zubehör und unverpackt werden die im Internet ab 600 Euro verkauft.“ Mit seiner Freundin diskutiert er anschließend über den Zustand seines Fundes: &bdquo;Die hat zwar ein bisschen Zinkpest, aber da habe ich ein Mittel gegen“, ist sich der Sammler sicher. Sieh dir diesen Beitrag auf Instagram an Ein Beitrag geteilt von Mindener Tageblatt (@mindener_tageblatt) Schon seit er klein ist, interessiert er sich für Eisenbahnen. An jedem Stand hält er nach ihnen Ausschau - eine originale Eisenbahn-Laterne fällt ihm heute ebenfalls ins Auge. &bdquo;Aber ich kann ja nicht immer alles mitnehmen. Fast an jedem Stand mit Loks sehe ich etwas Schönes.“ Er berichtet, dass er sich das Hobby mit seinem Vater teile. Erst neulich habe der auf einem Trödel für 30 Euro ein Modell ergattert, das er für 1.000 Euro weiterverkaufen könne. Wenig später ist am Stand von Kerstin und Lothar Bruse der Korb mit den Kuscheltieren schon deutlich dezimiert. &bdquo;Ich sag ja, die gehen gut weg“, kommentiert sie. Also ein erfolgreicher Tag? &bdquo;Es geht gerade erst los“, sagt sie und lacht. Der Eier-Teller und die Kuchenplatte sind noch da. Es bleibt abzuwarten, ob sie an diesem Tag noch den Besitzer wechseln oder beim nächsten Mal wieder auf dem Verkaufstisch liegen. Lesen Sie auch: Diese Flohmärkte gibt es im Kreis Minden-Lübbecke zu entdecken

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