Rund 40 Vögel sterben „qualvoll“ in Minden: Brandserie treibt Bewohner zur Verzweiflung

Minden-Todtenhausen. Im Hinterhof des Hauses an der Bremer Straße liegt auch am Donnerstagnachmittag, 20. Februar, noch beißender Brandgeruch in der Luft. Glasscherben von Fenstern, die durch die Hitze gesprungen sind, knirschen unter den Füßen, und die Fassade ist stellenweise schwarz von Ruß und abgeplatzter Farbe. Inmitten der Zerstörung stehen Manfred und Martin Fischer sowie ihr Mitbewohner und sind sichtlich mitgenommen. &bdquo;Es ist bereits der siebte oder achte Brand“, berichten sie wütend. Auch diesmal sei es großes Glück gewesen, dass nur Sachschäden in Höhe von rund 5.000 Euro entstanden sind und keine Menschen zu Schaden kamen. Das Feuer brach nach Angaben der Polizei in einer nahe am Haus stehenden Vogelvoliere sowie in einem Gewächshaus aus. Rund 40 Vögel – überwiegend Wellensittiche und Nymphensittiche – konnten nicht gerettet werden. &bdquo;Die sind qualvoll gestorben“, sagt Martin Fischer. Neben der zerstörten Vogelvoliere und dem Gewächshaus wurde auch die Außenfassade des Hauses leicht beschädigt, teilt die Polizei mit. &bdquo;Um drei Uhr hat es angefangen“, erinnert sich Martin Fischer. Wach wurden die Bewohner durch das energische Bellen ihrer Hunde. &bdquo;Die haben bereits gegen Mitternacht angeschlagen, aber da habe ich rausgeschaut und nichts gesehen.“ Kurz vor drei Uhr wollten die Hunde dann erneut ins Freie. Als Martin Fischer aus dem Fenster schaute, stand laut eigener Aussage &bdquo;alles in Flammen“. Schnell alarmierte er die Feuerwehr, die bis etwa 4.30 Uhr im Einsatz blieb und dafür die komplette B61 sperren musste. Nach Angaben der Polizei sei der Notruf gegen drei Uhr eingegangen. Mindener vermuten wiederholte Brandstiftung Die Hitze im Volierenbereich war offenbar so stark, dass Fensterscheiben platzten und Türen sich verzogen, berichtet Manfred Fischer. &bdquo;Gerade erst hatten wir alles neu gemacht. Keine vier Wochen alt waren die neue Wärmedämmung und die Türen. Jetzt ist alles Schrott. Wenn wir die Isolierung nicht draufgehabt hätten, hätte diesmal sogar das Haus Feuer gefangen“, glaubt er. Die Bewohner vermuten Brandstiftung, denn die nächtlichen Feuer kommen nicht zum ersten Mal vor. &bdquo;Bereits sechs oder sieben Mal in den vergangenen Jahren wurde hier gezündelt“, sagt Manfred Fischer. 2023 sollen nach Angaben der Anwohner Unbekannte auf dem weitläufigen Grundstück, das rund 3.500 Quadratmeter misst, sechs Mal Feuer gelegt haben. Unter anderem wurden dabei ein Stall und eine Werkstatt von den Flammen zerstört. Mehrere Enten starben damals. Die Polizei ermittelte, kam aber zu keinem Ergebnis, wie die Bewohner berichten. Zuletzt hatte es im August 2024 gebrannt, an der Garage sind noch die Rußspuren sichtbar. &bdquo;Da hatten wir Glück, dass es nicht aufs Haus übergegriffen hat. Eine feuerfeste Tür hat uns damals gerettet“, berichtet Fischer. Mehr Infos: Sechster Brand auf Minden-Lübecker Grundstück Brandursache beim Volieren-Feuer noch unklar Bei dem jetzigen Brand kamen rund 40 Tiere ums Leben. Ihr Mitbewohner, dessen Vögel dieses Mal verbrannt sind, sei völlig am Boden zerstört. &bdquo;Insgesamt haben wir schon Schäden in Höhe von rund 150.000 Euro“, rechnen die Fischers vor. Ihre Versicherung habe ihnen aufgrund der ständigen Schadensfälle bereits gekündigt. Die Brandspezialisten der Kriminalpolizei waren am Morgen vor Ort und haben die Ermittlungen aufgenommen. &bdquo;Die Kripo war hier, hat alles gründlich in Augenschein genommen und Fotos gemacht“, berichtet Martin Fischer. Allerdings zweifeln die Bewohner, ob die Ermittlungen diesmal zu einem eindeutigen Ergebnis führen. &bdquo;In den anderen Fällen wurden die Verfahren nach einiger Zeit eingestellt“, ärgert sich Manfred Fischer. Von den Behörden fühlen sie sich im Stich gelassen. Besonders schlimm ist für die Fischers, dass sie sich selbst immer wieder unter Verdacht fühlen: &bdquo;Die Polizei glaubt offenbar, wir zünden regelmäßig unser eigenes Haus an. Warum sollten wir das tun?“ Der Brandort wurde nach Rücksprache mit der Staatsanwaltschaft Bielefeld bereits am Donnerstag wieder freigegeben, erklärt Polizeisprecher Thomas Bensch. Nach derzeitigem Sachstand sei die Brandursache unklar. Für die Fischers ist jedoch klar, es handelt sich um Brandstiftung. Sie haben zwar eine Person in Verdacht, gegen die es bereits eine einstweilige Verfügung gibt. &bdquo;Er darf sich uns nicht nähern, weil es Morddrohungen und Beleidigungen gab“, erklärt Martin Fischer. Doch die Polizei habe ihm zumindest für einen der Brände ein Alibi bescheinigt, sodass sich der Verdacht nicht bestätigte. Andere Konflikte gebe es nach Angaben der Bewohner nicht: &bdquo;Mit den Nachbarn verstehen wir uns. Wir wissen nicht, wer uns das antut.“ Lesen Sie auch: Tiere sterben bei Brand, Eigentümer fürchten um ihr Leben Nach Minden gezogen, um mehr Platz für Vögel und Enten zu haben Zwar würden sie mittlerweile Kameras einsetzen, um das weitläufige Grundstück zu überwachen, aber diesmal sei der Brand genau zwischen den Aufnahmebereichen von zwei Kameras entstanden. Sie vermuten, dass der Brandstifter möglicherweise über das Feld hinter dem Grundstück gekommen sei. Der psychische Druck ist mittlerweile immens, berichten sie. &bdquo;Ruhig schlafen können wir nicht mehr. In den Nächten, in denen wir keine Feuer sehen, liege ich trotzdem wach und habe Panik, dass wieder etwas los ist“, sagt Manfred Fischer. Sie fühlen sich von der Polizei im Stich gelassen und haben Angst um ihr Leben. &bdquo;Alcatraz-Bedingungen“ könnten langfristig die einzige Lösung sein, um sich sicherer zu fühlen, heißt es verbittert. Manfred und Martin Fischer waren 2019 aus Gütersloh nach Todtenhausen gezogen, um ihren Tieren auf dem rund 3.500 Quadratmeter großen Grundstück mehr Platz zu bieten. &bdquo;Wir halten Enten und andere Vögel nur als Hobby“, erklärt Manfred Fischer. &bdquo;Geschlachtet werden die nicht.“ Doch statt des ersehnten ländlichen Friedens häufen sich seit einiger Zeit mysteriöse Feuer. Ob sie in Todtenhausen bleiben oder wegziehen, wissen die Bewohner nicht. &bdquo;Ich baue hier nichts mehr auf“, sagt Manfred Fischer – zu groß sei die Angst, alles wieder durch Flammen zu verlieren.

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