Lichter, soweit das Auge reicht: Zu Besuch im Weihnachtshaus mit 120.000 Lampen in Minden

Minden. Es rumpelt in der noch verschlossenen Glühweinhütte. Die Schotten sind noch dicht, nur die Hintertür steht einen Spalt weit offen. Das Licht brennt. Nach einem kurzen Augenblick steckt Mirko Kuberkiewicz seinen Kopf durch die Tür. Es ist kurz nach 16 Uhr – in einer guten Stunde geht es los. Dann herrscht auf seinem Grundstück an der Leuthenstraße im Mindener Norden wieder reges Treiben. Denn seit einigen Tagen hat das Weihnachtshaus geöffnet, jeden Tag von 17 bis 20 Uhr. Wenn die Dunkelheit über Minden hereinbricht, bräuchte man im Garten des 30-Jährigen beinahe eine Sonnenbrille. Abertausende Lichter strahlen jede Pflanze, jeden Busch, jeden Baum an. Lichterketten am Boden weisen den Weg durch ein Paradies für Weihnachtsfans. Das Weihnachtshaus ist in diesen Tagen vermutlich der hellste Ort in der ganzen Stadt. Schon von Weitem ist der Hof gut zu erkennen. Kein Wunder also, dass sich dort allein an einem Wochenende auch schon mal mehrere Hundert Menschen tummeln und der Weg durch die faszinierende Kulisse im Garten etwas beschwerlich wird. Geduld ist gefragt, zuweilen auch Anstehen. Zum Beispiel an der selbstgebauten Märchenlandschaft für eine Modelleisenbahn. Vor allem Kinder stehen lange davor und bestaunen das, was Mirko Kuberkiewicz dort geschaffen hat. Weihnachtshaus besteht seit 2010 Seit 2010 gibt es das Weihnachtshaus, erzählt der Mindener. &bdquo;Damals hat alles mit drei Lichterketten und einer Figur angefangen.“ Daraus wird jedes Jahr mehr. Und immer mehr Menschen blieben vor dem Haus stehen. 2016 kommt dann die Glühweinhütte auf der Einfahrt des Grundstücks dazu. &bdquo;Wir wollten den Nachbarn ein warmes Getränk anbieten“, erinnert sich Mirko Kuberkiewicz. Auch daraus wird mehr. &bdquo;Irgendwie hat sich das Ganze hier verselbstständigt“, staunt der 30-Jährige selbst über das Ergebnis. So wie jetzt war das Ganze nie geplant. Und trotzdem ist er froh, dass sich das Weihnachtshaus so entwickelt hat. Lesen Sie auch: Die schönsten Ausflüge für Familien zur Weihnachtszeit im Kreis Minden-Lübbecke Das hat einige beeindruckende Zahlen zu bieten: Rund 120.000 Einzellichter erleuchten den Garten und das Haus – &bdquo;95 Prozent davon sind stromsparende LED-Leuchten“, erklärt Kuberkiewicz. Die einzelnen Birnen hängen an insgesamt etwa sieben Kilometer Kabel – mal als Wegweiser am Boden verlegt, mal um eine Tanne gewickelt, mal an der Hecke entlang gehängt. Dazu kommen 250 Meter Eiszapfenketten, 23 Bäume, zahlreiche weihnachtliche Figuren. Und all das hängt an etwa 350 Steckerplätzen. Fünf von fünf Sternen bei Google Der Gesamtverbrauch vom ersten Montag nach Totensonntag bis zum 30. Dezember eines jeden Jahres summiert sich mittlerweile auf rund 2.700 Kilowattstunden. Dazu kommen pro Jahr etwa 2.500 bis 3.000 Euro Ausgaben für neue Lichterketten, Figuren und Reparaturen. Ein teures Hobby, &bdquo;aber ich rauche und trinke nicht. Ich mache halt das Weihnachtshaus“, erzählt Mirko Kuberkiewicz sichtlich stolz auf das, was dort in der Leuthenstraße über die Jahre entstanden ist. Sogar Google-Rezensionen hat der private Weihnachtsmarkt bereits erhalten – immerhin vier in den vergangenen zwei Jahren. Das Ergebnis: fünf von fünf Sternen. Damit der Garten so hell erleuchtet werden kann wie in diesen Tagen, müssen die Vorbereitungen schon viele Wochen zuvor beginnen. &bdquo;Mit dem Aufbau beginnen wir schon im September“, erzählt der 30-Jährige. &bdquo;Unter der Woche mache ich nach Feierabend jeden Tag so zwei bis drei Stunden etwas. Am Wochenende helfen dann Nachbarn und Freunde beim Aufbau der Hütten.“ Dazu zählt neben dem Glühweinstand auch die große &bdquo;Hirschbar“, an der es an den Wochenenden warmes Essen gibt, und die Märchenhütte, die immer sonntags öffnet. Schweißen im Sommer für Freude im Winter Und dann sind da noch die selbstgebauten Dekorationselemente. &bdquo;Die haben wir bei 35 Grad gefertigt“, erinnert sich Kuberkiewicz an schweißtreibende Arbeiten im Hochsommer. In diesem Jahr ist zum Beispiel ein Geschenk aus Stahl dazugekommen, das auf einem Vordach steht und beleuchtet ist. Schweißen im Sommer für die Freude im Winter lautete da das Motto. Andere Beleuchtungen kauft Mirko Kuberkiewicz über das ganze Jahr verteilt. Mal online, mal vor Ort, mal in den Niederlanden: &bdquo;Da bekommt man Dinge, die es hier so nicht zu kaufen gibt.“ Der Hausherr setzt auf eine Mischung aus Selbstgemachten und Gekauftem. Viel geplaudert, so langsam muss Mirko Kuberkiewicz sich beeilen. Er öffnet die Glühweinbude. Damit hier alles reibungslos läuft, kann er sich auf ein Team aus mittlerweile zwölf Leuten verlassen – alles Nachbarn und Freunde. Sie sorgen dafür, dass den Gästen warm bleibt und niemand unter Durst oder Hunger leiden muss. Weihnachtsmann im Glaskasten einer Laterne So wie Birgit Grams-Hanau und ihre drei Freundinnen aus Petershagen. Mit einem Glühwein in der Hand machen sie es sich unter dem Dach der neuen Hütte gemütlich – genau das Richtige an kalten Abenden wie diesem, findet Grams-Hanau. Von dem Weihnachtshaus hätten sie von Freunden erfahren und seien neugierig geworden, berichtet die Petershägerin. An diesem Wochenende haben sie sich nun selbst auf den Weg gemacht. &bdquo;Hier muss man wirklich viel Zeit verbringen, um alles erfassen zu können“, staunt Grams-Hanau über die aufwendige Dekoration. &bdquo;Überall finden sich immer wieder neue Details. Man muss ganz genau hinschauen.“ Besonders gut gefällt ihr der Weihnachtsmann im Glaskasten einer Laterne, die mitten im Garten steht. Dort rieselt der Schnee in Form kleinster Styroporkügelchen permanent auf die Figur herab. &bdquo;Einfach toll. Das ist für mich Weihnachten“, sagt Birgit Grams-Hanau. Mit ihren Freundinnen ist sie sich sicher, dass sie auch nächstes Jahr in die Leuthenstraße kommen wollen. Tausende Besucher im vergangenen Jahr Kaum ein Fuß lässt sich vor den anderen setzen – Geduld ist gefragt. Allein an diesem Wochenende kommen mehrere Hundert Menschen in den Garten. Sie kommen aus Hameln, Warmsen, aber auch Herford und Bielefeld. An jeder Ecke wollen sie die vielen Details entdecken. Den beleuchteten Schlitten, das neue Riesenrad aus Holz – reine Handarbeit -, die Modelleisenbahn, die Sterne. Genießen Sie die Vorweihnachtszeit: Alle Weihnachtsmärkte im Kreis Minden-Lübbecke im Überblick &bdquo;Im letzten Jahr waren es rund 7.000 Besucher über die gesamte Zeit“, sagt Mirko Kuberkiewicz, der mittlerweile zwischen den Hütten und Buden hin- und herflitzt, um sich um die Logistik zu kümmern. Warum er sich diesen Stress in der Vorweihnachtszeit und schon Monate zuvor antut? &bdquo;Lichttechnik und Elektrizität faszinieren mich“, sagt er. Das Konzept mit den mehreren Hundert Stromanschlüssen müsse schon durchdacht sein, sonst ist der Strom ganz schnell wegen Überlastung auch mal weg. Heiligabend und erster Weihnachtstag geschlossen Was im Garten und vor dem Haus deutlich üppiger an Beleuchtung ausfällt als in einem normalen Garten, das spart Mirko Kuberkiewicz im Haus übrigens ein. &bdquo;Da ist alles ganz schlicht gehalten“, verrät er. Der Trubel und die Lichter im Garten reichen ihm. So schnell sieht er sich daran aber nicht satt. Erst Ende Dezember, &bdquo;wenn wir mehrere Tage durchgefroren sind“, sehnt er sich so langsam nach dem Abbau. Bis dahin ist aber noch viel Zeit, um sich gemeinsam mit den zahlreichen Besuchern auf Weihnachten einzustimmen. Nur an Heiligabend und dem ersten Weihnachtstag ist der Garten geschlossen. &bdquo;Aber selbst da würden Besucher kommen, viele bleiben auf dem Rückweg von der Kirche auch hier stehen“, erzählt Mirko Kuberkiewicz. Aber irgendwann sei auch mal Zeit für die Familie an Weihnachten. So gerne er seinen Garten in der übrigen Zeit sogar bis 30. Dezember mit Tausenden anderen teilt.

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