Menschen aus Minden und Umgebung teilen die Geschichten ihren Tattoos

Minden. Als Erinnerung an den verstorbenen Vater, an ein besonderes Treffen mit dem größten Idol oder als Freundschaftsbeweis: Die Gründe, warum sich Menschen Tattoos stechen lassen, sind vielfältig. Der Gang zum Tätowierer, um sich ein bestimmtes Motiv für immer auf der Haut verewigen zu lassen, ist längst Normalität geworden. Doch warum haben sie sich für ein Tattoo entschieden? Warum ist es gerade das Motiv geworden? Welche Emotionen verbinden sie damit? Ein paar Menschen aus dem Kreis Minden-Lübbecke haben dem MT ihre Geschichte dahinter erzählt. &bdquo;Till Lindemann ist für mich ein inspirierender Mann“ Das Tattoo von Frauke Abraham (57) aus Oberlübbe lässt sich wohl eher der Kategorie außergewöhnlich zuordnen. Im vergangenen Sommer hat sie sich das Gesicht von Till Lindemann, Frontsänger der Band Rammstein, auf dem Oberarm verewigen lassen. &bdquo;Das Tattoo von Till Lindemann ist eine Erinnerung an ein Treffen mit ihm. Für mich ist er ein sehr faszinierender Mann“, sagt sie. Mit Lindemann habe sie &bdquo;nett gequatscht“. Im Juli wurde das Tattoo von einem Tätowierer aus Porta gestochen. Drei Sitzungen waren nötig: Die erste dauerte elf Stunden und dann noch mal zweimal neun Stunden. Abraham ist begeistert von ihrem Tattoo, so auch ihre Bekannten, Freunde und Familie: &bdquo;Bis jetzt gab es nur positives Feedback“, sagt sie. Der Notenschlüssel aus Liebe zur Musik Nils Ruschemeier aus Minden hat sich bereits beide Arme und beide Beine bis zum Knie tätowieren lassen. Ein Notenschlüssel auf seinem Unterarm hat für ihn eine ganz besondere Bedeutung und steht für seine Leidenschaft zur Musik. &bdquo;Es ist ein Eckpfeiler in meinem Leben. Ich habe schon mehrere eigene Songs geschrieben, unter anderem, als ich meiner Frau einen Heiratsantrag gemacht habe. Alle wichtigen Momente in meinem Leben verbinde ich mit verschiedenen Songs, und wenn diese Lieder laufen, erinnere ich mich an die Situation“, sagt der Mindener. Lesen Sie auch: Kuriose Heiratsanträge aus Minden und Umgebung Die Erinnerung an den verstorbenen Vater Sara P. war 15 Jahre alt, als ihr Vater im August 2011 plötzlich stirbt. An einem Abend schauten Sara und ihr kleiner Bruder (3) zusammen in den Nachthimmel und beobachteten die Sterne. &bdquo;Bei dem hellsten Stern hat mein Bruder gesagt, dass es der Stern unseres Papas ist und er uns sieht“, sagt sie. Für Sara P. war schon seit längerer Zeit klar, dass sie sich ein Tattoo stechen lassen möchte. Als sie schließlich 16 Jahre alt war, hat sie sich mit der Erlaubnis ihrer Mutter das Wort &bdquo;Papa“ mit einem kleinen Stern auf der Unterseite des Handgelenks stechen lassen. &bdquo;Auch so viele Jahre später suchen wir am Himmel den hellsten Stern und schauen, wo unser Vater gerade ist“, sagt sie. R2-D2 und BB-8 erinnern an Star-Wars-Liebe Mit Star Wars verbindet Joshua Reinhardt aus Minden einen Teil seiner Kindheit. Schon in jungen Jahren war er von R2-D2, Luke Skywalker und Darth Vader begeistert. In der Vergangenheit war er bereits an einem Drehort in Tunesien, wo die Episode 3 der Star-Wars-Filme gedreht wurde. Die Liebe zu der Fantasy-Reihe hat er sich im Frühjahr 2023 in Form von R2-D2 und BB-8 auf der Unterseite seines linken Arms verewigen lassen. Die beiden Charaktere gehören zu den Droiden. Das sind fiktive Roboter, der über ein gewisses Maß an künstlicher Intelligenz verfügen. &bdquo;Ich wollte ein Tattoo, das nicht Mainstream ist. Es sind zwar keine Hauptcharaktere, agieren in den Filmen aber häufig als Schlüsselfiguren, und helfen, bestimmte Ziele zu erreichen“, sagt er. Die Zeichnung habe er auf der Social-Media-Plattform Tiktok gefunden. &bdquo;Ich fand sie simpel und clean“, sagt Reinhardt. &bdquo;Schon als Kind pflückte ich Pfingstrosen“ Schon als kleines Mädchen pflückte Sara Märtens aus Vlotho die Pfingstrosen aus dem Garten ihrer Eltern und nahm sie mit auf ihr Zimmer. Vergangenes Jahr hat sie sich ein großes Motiv der Pfingstrose auf den Oberarm tätowieren lassen. &bdquo;Sie gehören zu meinen Lieblingsblumen“, sagt sie. Familie und Freunde würden positiv auf das Tattoo reagieren, ihre Mutter habe sich sogar auch eines stechen lassen. &bdquo;Die Tattoos sind kein Problem, auch bei meinem Arbeitgeber nicht“, sagt sie. Märtens arbeitet in einem Pflegeberuf und sieht dort in den letzten Jahren immer mehr tätowierte Angestellte. &bdquo;Ein Charakter kann schnell unter sozialem Druck brechen“ Das zerbrochene Spiegelbild einer Frau ziert seit zweieinhalb Jahren den Oberschenkel von Jessica Galla aus Stemwede. &bdquo;Emotional verbinde ich mit diesem Tattoo den sozialen Druck, unter dem man heute steht“, sagt sie. Damit meint Galla unter anderem das persönliche Bild, das man in der Gesellschaft abgibt und wie andere einen sehen. &bdquo;Hierbei zu sich und zu seinen Werten zu stehen ist nicht immer überall einfach“, sagt sie. Charakterzüge könnten im Laufe der Jahre &bdquo;zerbrechen“, meint Galla. Noch mehr Inspiration? Für diese Tattoos haben sich Löhner entschieden Freundschaftstattoo mit dem besten Kumpel Wenn Max Bredthauer sich ein Tattoo stechen lässt, ist es immer mit einer besonderen Erinnerung verbunden, sagt er. So hat er sich mit seinem besten Kumpel jeweils auf eine Wade einen Labrador mit Sonnenbrille tätowieren lassen. Darunter geschrieben steht das Wort &bdquo;Labrodor“ - und das absichtlich falsch geschrieben. &bdquo;Er ist halt mein Bro“, erklärt Bredthauer. Das englische Wort &bdquo;Bro“ steht für Bruder. Innerhalb eines Jahres hat er sich nun sieben Tattoos stechen lassen. Unter anderem auch die Längen- und Breitengrade des Johannes-Wesling-Klinikums in Minden, wo sein Sohn zur Welt kam. &bdquo;Für mich sind Tattoos ein Statement“, sagt der 32-Jährige. Im nächsten Jahr denkt er darüber nach, sich ein Fahrrad als Erinnerung an seine verstorbene Oma zu stechen: &bdquo;Sie ist immer gerne Rad gefahren“, sagt er. Ein Tattoo als Motivation, um charakterlich zu wachsen Auf dem Unterarm von Kevin Fink stehen die Worte &bdquo;Unvergessen, unvergänglich, lebenslänglich“ und erinnern ihn an zwei prägende Ereignisse seines Lebens. &bdquo;Der Hauptgrund, weshalb ich mir dieses Tattoo stechen lassen habe, ist mein viel zu früh verstorbener Opa, zu dem ich eine sehr starke Verbindung hatte und welcher mir bis heute jeden Tag fehlt. Der zweite Grund ist meine von Fehlentscheidungen geprägte Spätjugend, aber auch letztendlich die Zeit, die ich nicht vergessen möchte“, sagt er. Wenn sich Fink sein Tattoo angucke, erinnere er sich daran, nicht alleine auf der Welt zu sein, und jede persönliche Tat Folgen für andere Leute haben kann. &bdquo;Im gleichen Zug möchte ich das, was ich erlebe, selbst nie vergessen, ob positiv oder negativ, weil man sich nur so persönlich weiterentwickeln kann“, sagt er. Für ihn habe dieses Tattoo eine motivierende Begründung, da er dadurch immer nach vorne schaue und die schönen Sachen am Leben anders wahrnehme. Tätowierer: Wünsche nach kleinen Sammelsurien statt großen Porträts Tätowierer Jan Hartmann von Artcore Minden sticht mindestens ein Motiv am Tag bei seinen Kunden. Die Wünsche seien dabei &bdquo;zum Glück vollkommen verschieden“, wie er sagt. Mittlerweile würde der Trend aber zu kleineren Motiven gehen, Wünsche nach großen Porträts haben über die Jahre abgenommen. &bdquo;Relativ viele Leute wollen kleine Sammelsurien tätowiert haben“, sagt er. Dazu gebe es häufig eine witzige Geschichte, das Tattoo soll an eine Freundschaft erinnern oder ein Andenken darstellen. Sowohl junge Menschen ab 18 Jahren als auch Personen über 70 würden zu seiner Kundschaft zählen. Tattoos werden in der Öffentlichkeit zwar immer noch kontrovers diskutiert, doch so verpönt wie früher sei der Ruf nicht mehr: &bdquo;Es ist eine ganze Ecke besser geworden und wird in der Gesellschaft mehr akzeptiert“, sagt Hartmann.

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