Hohe Nachfrage im Tattoo-Studio: So tragen Löhner ihre Körperkunst

Löhne. Tätowierungen sind mittlerweile genauso normal wie E-Autos. Die Zeiten, in denen Menschen mit schwarzer Farbe unter der Haut schief angeguckt wurden, sind schon lange vorbei. So tragen die Leute in Löhne ihre Kunstwerke heute: Jeanette: Nur klein und relativ versteckt tätowiert Sonja S. hat ihr erstes Tattoo mit 19 Jahren bekommen. Vor zehn Jahren hat sie sich dann sogar ihre eigene Maschine bestellt. &bdquo;Ich habe schon immer viel und gerne gezeichnet, also dachte ich mir irgendwann: Warum nicht auch auf mir selber?“ Tattoos findet man deshalb auch nur auf ihrer linken Körperseite. &bdquo;Ich bin offensichtlich Rechtshänderin“, sagt sie und lacht. Ihre Tochter Jeanette Ott hat nur ein Tattoo am Fußknöchel, ein sogenanntes &bdquo;Tribal“. Ein Tribal-Tattoo ist ein Design, das durch seine schwarzen Linien, geometrischen Muster und oft symmetrischen Formen gekennzeichnet ist. In den 90er-Jahren war das Symbol besonders beliebt. &bdquo;Sollte ich noch mal ein Hochzeitskleid tragen, wollte ich das dadurch nicht kaputtmachen. Darum ist es nur klein und relativ versteckt“, sagt Jeanette. &bdquo;Früher war das noch so verpönt, heute sieht man grade hier im Freibad kaum noch Leute, die kein Tattoo haben, abgesehen von den Kindern“, sagt Sonja. &bdquo;Ich will später auch mal eins“, mischt sich ihr Enkel ein. &bdquo;Das kann Oma dir dann ja stechen.“ Simon: Sechs Tattoos sind nicht genug Simon S. ist 31 Jahre alt und hat sechs Tattoos, sein erstes bekam er mit 18. &bdquo;Ich wusste aber schon lange vorher, dass ich später unbedingt Tattoos möchte“. Es soll auch nicht nur bei den sechs Motiven bleiben. Ganz voll tätowiert fände er auch cool, gerade den Rücken, er hat aber Respekt vor den Schmerzen. Im Job haben ihn seine Tattoos bisher nicht eingeschränkt. &bdquo;Ich arbeite im Büro und habe anfangs immer lange Ärmel getragen und irgendwann gefragt, ob es ein Problem wäre, dass ich Tattoos an den Armen hab“, sagt er. &bdquo;Mein Chef meinte nur, warte Mal ab, im Sommer siehst du, dass hier jeder irgendwo tätowiert ist. Und so war es dann auch.“ In Löhne seien in Simons Augen mittlerweile viele Menschen tätowiert. &bdquo;Und wenn es nur ein kleines ist, aber irgendwo findet man immer eins.“ Wenn seine beiden Töchter später sagen: &bdquo;Papa, ich will mich jetzt voll tätowieren lassen“, hätte er damit kein Problem. Lea Josefin: Blumen - schön, auch ohne Bedeutung Lea Josefin Tänzer ist Auszubildende im Freibad Löhne. &bdquo;Ich würde schon sagen, dass es überwiegend Männer sind, die Tattoos haben“, sagt sie. Viele Jugendliche hätten hingegen eher kleine Tattoos an eher unauffälligen Stellen wie die Innenseite vom Arm. &bdquo;Mir ist auf jeden Fall nicht aufgefallen, dass es in den letzten Jahren mehr geworden ist“, sagt Iris Momma, Bademeisterin. Freibad-Besucherin Janine hat sich ihr erstes Tattoo mit 20 stechen lassen. Heute sind es vier. Am auffälligsten ist eine bunte Pusteblume am Arm. &bdquo;Weil meine Tochter die so liebt.“ Auch den Namen ihrer Tochter trägt sie unter der Haut. &bdquo;Die anderen beiden Tattoos sind auch Blumen, die haben aber keine Bedeutung, die finde ich einfach schön“. Und wie sieht die Lage in Löhne in den Augen eines Profis aus? &bdquo;Die Nachfrage ist in den letzten Jahren auf jeden Fall gestiegen.“ Löhner Tätowiererin hat große Nachfrage &bdquo;Ich glaube die Generation, die jetzt in ihren Zwanzigern ist, wird später fast ausnahmslos tätowiert sein“, sagt Noemi Culot. Seit vier Jahren hat sie ein Tattoo-Studio in Löhne. &bdquo;Die meisten meiner Kunden sind allerdings zwischen 30 und 50 Jahre alt“, sagt sie. Die 27-Jährige nimmt einen deutlichen Tattoo-Trend der vergangenen Jahre wahr. &bdquo;Ich arbeite viel mit Fine-Line, das sind ganz dünn gestochene Linien“, sagt sie. Diese Technik sei aktuell besonders im Trend. Neben dieser Technik macht Noemi außerdem viele &bdquo;Cover-Ups“, also tätowiert sie über alte Tattoos drüber, die den Kunden nicht mehr gefallen. &bdquo;Ich zeichne fast immer frei Hand, direkt auf der Haut. Das Tattoo soll sich dem Körper möglichst perfekt anpassen und anschmiegen. Das geht am besten, wenn man direkt auf dem Körper zeichnet.“ Sieh dir diesen Beitrag auf Instagram an Ein Beitrag geteilt von TATTOO by Noemi (@noemiculottattoo) In ihrem aktuellen Studio bleibt sie nicht mehr lange, sie würde sich gerne räumlich vergrößern. &bdquo;Die Nachfrage ist wirklich groß und es sieht nicht so aus, als würde sich das in Zukunft ändern.“ In Löhne bleiben möchte sie aber auf jeden Fall. &bdquo;Ich habe hier schon einige Stammkunden. Meine älteste Kundin ist 72 Jahre alt.“ Immer mehr Menschen wollen Tätowierer werden Die häufigsten Motive, die sie bisher gestochen hat, seien Herzen jeglicher Art. Auch Blumen und Schmetterlinge seien besonders beliebte Motive. &bdquo;Wenn mir ein Motiv einer Kundin gar nicht gefällt oder ich das Gefühl habe, die Chemie zwischen uns passt überhaupt nicht, sage ich auch, dass ich sie nicht tätowieren möchte“, sagt Noemi. Andere Künstler würden sie dafür verurteilen, doch für sie sei die Energie zwischen zwei Menschen sehr wichtig und spiele beim Tätowieren eine große Rolle. Das Tätowieren hat sich Noemi selbst beigebracht. &bdquo;Ich habe in vielen Studios angefragt, aber niemand wollte mir das Stechen beibringen.“ Also hat sie sich mithilfe von Videos aus dem Internet und Online-Schulungen selber beigebracht zu tätowieren. Im kommenden Jahr will sie selbst Schulungen anbieten: &bdquo;Ich selbst war damals so überfordert, worauf ich achten muss und an was ich alles Denken muss. Ich möchte die Leute gerne an die Hand nehmen.“ Eine richtige Ausbildung zum Tätowierer gibt es nicht, obwohl immer mehr Leute professionell tätowieren wollen. Aktuell arbeitet Noemi noch an der Konkretisierung der Schulungen. &bdquo;Die Grundlagen, wie: Welche Nadel nehme ich? Wie tief darf ich stechen? Was sind die Hygiene-Vorgaben? Die werde ich wahrscheinlich in einem Kurs für mehrere Leute anbieten. Wenn es dann ans Stechen geht, mache ich lieber Eins-zu-Eins-Schulungen“, sagt sie. Tattoos ohne Termin beim Walk-In-Day in Löhne Noemi findet es schade, dass es immer noch Menschen gibt, die Tattoos verurteilen. &bdquo;Ich kann nachvollziehen, dass das nicht für jeden was ist. Es muss ja auch nicht jeder machen. Aber ein Tattoo sagt nichts über den Charakter eines Menschen aus. Dass Leute keinen Job bekommen aufgrund einer Tätowierung verstehe ich einfach nicht.“ Am 4. Januar 2025 ist der nächste &bdquo;Walk-In-Day“. An dem Tag können Kundinnen und Kunden ohne Termin in ihr Studio kommen und sich von Noemi tätowieren lassen.

Meistgelesen