18-Jährige eröffnet asiatisches Restaurant in ehemaliger Mindener Shisha-Bar

Minden. In Sachen Inneneinrichtung ist bei Ùm Asia nichts dem Zufall überlassen: Einige der Bilder an der Wand sind selbst gemalt, die rote Beleuchtung soll Glück bringen und die vielen Pflanzen, die die Mama so liebt, Leben. Dass es das neue vietnamesische Restaurant in der Obermarktstraße überhaupt gibt, ist ein umso größerer Zufall. Denn als Familie Nguyen sich entschloss, Berlin zu verlassen, war es ihr vollkommen egal, wo es hingehen sollte. Klar war nur: weg aus der Großstadt und hinein in ein kleineres Städtchen. Irgendwohin, wo die Konkurrenz nicht hinter jeder Nachbarstür lauert und das Geschäft schwermacht. Thuy Linh Nguyen, Geschäftsführerin von Ùm Asia, ist mit ihren gerade mal 18 Jahren wohl eine der jüngsten Gastronominnen Mindens. Ein Onkel hatte der Familie die Verkaufsanzeige eines Ladengeschäfts am Marktplatz gezeigt, woraufhin sich die ganze Familie - Mutter, Vater und fünf Kinder - in den Zug gesetzt haben, um sich das Lokal anzusehen. &bdquo;Das war uns aber zu teuer“, erzählt Thuy Linh Nguyen, die älteste Tochter. Also seien alle wieder nach Berlin gefahren. Noch am selben Tag entdeckte sie allerdings die Annonce eines weiteren Lokals, einer Shisha-Bar, in der Mindener Innenstadt und so ging es schon am nächsten Tag für die gesamte Familie wieder zurück an die Weser. Mindener Fußgängerzone hat 18-Jährige überzeugt Gott sei Dank war es der 18. Geburtstag von Thuy Linh Nguyen, denn sonst hätte sie die Shisha-Bar, die sie kaufen wollte, gar nicht betreten dürfen. Schnell war klar, dass der Laden passt und alle Anforderungen der Gastronomen-Familie erfüllt. &bdquo;Wir hatten das Restaurant, bevor wir eine Wohnung hatten“, erinnert sich Thuy Linh Nguyen, die, genau wie ihre jüngeren Geschwister, in Berlin geboren wurde. Die sind zwischen drei und 16 Jahre alt. Ihre Mutter, die aus Vietnam stammt und seit mehr als 20 Jahren in Deutschland lebt, hatte zuletzt ein Restaurant in Berlin-Charlottenburg, in dem die älteste Tochter bereits neben der Schule mitgearbeitet hat. Für sie war schon immer klar, dass sie in der Gastronomie arbeiten möchte. &bdquo;Das macht unsere ganze Familie, meine Onkel und Tanten, einfach alle.“ Von ihnen sei auch der Tipp gekommen, die Großstadt hinter sich zu lassen. Für die 18-jährige Thuy Linh Nguyen sei das keine schwere Entscheidung gewesen. &bdquo;Ich bin jetzt in einem Alter, in dem auch meine Freunde alle ihrer Wege gehen“, meint sie ziemlich abgeklärt. Und ihrer habe sie eben nach Minden geführt. Überzeugt habe sie schließlich die Fußgängerzone: &bdquo;Als ich gesehen habe, dass es hier H&M und viele andere Geschäfte gibt, war ich beruhigt. Wäre hier nichts gewesen, hätte ich nicht bleiben können. Ein bisschen städtisch muss es schon sein“, gibt sie zu. Im asiatischen Restaurant hängen Gemälde vom Bruder Ein Kulturschock sei es für sie und ihren 16-jährigen Bruder, der nun in Minden zur Schule geht, aber trotzdem gewesen. Am meisten irritiert die beiden Jugendlichen, dass es in Minden weder S- noch U-Bahn gibt und nur etwa alle halbe Stunde ein Bus fährt. &bdquo;In Berlin ist es viel einfacher, von A nach B zu kommen“, findet Hung Lam Nguyen. Von ihm stammen viele der Bilder, die in dem Lokal an der Obermarktstraße hängen. Er zeichnet, seit er ein kleines Kind ist, und hat vietnamesische Landschaften für das Restaurant gemalt. &bdquo;Das habe ich mir selbst beigebracht“, erzählt er. In dem Berliner Restaurant hing ein riesengroßes Wandbild von ihm und auch in den Restaurants der Onkel und Tanten sind Gemälde von ihm zu finden. Vielleicht möchte er später Kunstlehrer werden. Noch hilft er im Restaurant und bedient die Kunden. Die kämen noch etwas zaghaft, berichtet die Geschäftsführerin. &bdquo;Ich glaube, einige trauen sich noch nicht“, vermutet sie. Umso freundlicher seien sie von den Nachbarn in der Obermarktstraße empfangen worden. Alle um sie herum hätten für einen kurzen Moment ihre Geschäfte geschlossen und seien mit einem großen Blumenstrauß vorbeigekommen. &bdquo;Das hat mich total gefreut“, erzählt Thuy Linh Nguyen. Vietnamesische Gerichte an europäischen Geschmack angepasst Um den europäischen Geschmack zu treffen, mussten die Nguyens ihre asiatischen Familienrezepte anpassen. &bdquo;In Vietnam kocht man weniger salzig, dafür schärfer“, beschreibt Thuy Linh Nguyen den Unterschied. &bdquo;Wenn Gäste zu uns kommen und sagen, dass sie es scharf mögen, dann meinen sie trotzdem nicht das vietnamesische scharf“, sagt sie und lacht. Auch gebe es in Asien nicht die typisch europäischen Tellergerichte. &bdquo;Wir stellen Schälchen mit verschiedenen Speisen auf den Tisch und dann wird geteilt. Das ist hier in Deutschland anders, da bekommt jeder sein Gericht.“ Um sich auch den muslimischen Gästen anzupassen, verzichten die Köche im Ùm Asia komplett auf Schweinefleisch. &bdquo;Gerichte, die traditionell mit Schweinefleisch zubereitet werden, kochen wir stattdessen mit Huhn“, so die junge Gastronomin. Das würde im Übrigen genauso gut schmecken. Eine Geschichte steckt auch im Namen des Restaurants: Tom Hun bedeute Hummer und sei der Spitzname des jüngsten Bruders. Seit der sprechen kann, würde er sich Ùm nennen, da er Tom Hun am Anfang nicht aussprechen konnte. &bdquo;Und so ist Ùm Asia entstanden, das hat uns irgendwie gefallen“, erzählt Thuy Linh Nguyen.

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