Neues vietnamesisches Restaurant „Phô Bà Gái“ in Bielefeld eröffnet

Bielefeld. Den Traum hatte sie schon lange – eigentlich schon, bevor sie 1989 den weiten Weg von Vietnam nach Deutschland kam: Ein eigenes Restaurant wollte Thi Phuong Mai Nguyen eröffnen. Und zwar nicht irgendeines, sondern ein Spezialitäten-Restaurant, in dem sie das vietnamesische Nationalgericht, die Nudelsuppe &bdquo;Phô“ serviert, gekocht nach dem Geheimrezept ihrer Mutter. &bdquo;Damals hat man ihr aber immer wieder gesagt, dass das in Deutschland nicht funktionieren wird“, sagt Neffe Anh Duy Nguyen. Inzwischen haben sich die Zeiten aber gewandelt, und mit ihr der Geschmack und auch der kulinarische Horizont der deutschen Gäste. Entsprechend hat jetzt Thi Phuong Mai Nguyen ihren Traum an der August-Bebel-Straße 122 endlich wahr gemacht. &bdquo;Phô Bà Gái“ nennt sich das kleine Restaurant, in dem jetzt die äußerst schmackhafte Nudelsuppe aus dem Fernen Osten gekocht und aufgetischt wird. Und die Chefin des kleinen Familienunternehmens legt großen Wert darauf, dass alles authentisch vietnamesisch ist. News direkt aufs Smartphone: Hier finden Sie den kostenlosen Whatsapp-Kanal der NW Bielefeld Eine Verneigung vor Großmutters Kochkunst Das fängt beim Interieur an, das ihr Schwager höchstselbst in Bambus-Optik gebaut hat, geht über den umwerfend köstlichen Geruch nach Phô, der den Gast beim Eintreten wie in einer asiatischen Garküche sofort umhüllt und endet natürlich bei dem Rezept, das sie von ihrer Mutter übernommen und nur vorsichtig weiterentwickelt hat. Auch der Name des Restaurants ist eine Verneigung vor der alten Dame: Phô Bà Gái (ausgesprochen etwa: &bdquo;Phöö Ba Rai“) kann lose übersetzt werden mit &bdquo;Die Phô-Suppe der verehrten Großmutter Gái“. &bdquo;Wir hätten das Restaurant auch wie einen typischen Asia-Imbiss nennen können“, sagt Anh Duy Nguyen. &bdquo;Aber diesmal sollte alles echt vietnamesisch sein.“ Lesen Sie auch: Restaurants Bielefeld: Aktuelle News & Informationen Das &bdquo;diesmal“ unterscheidet sich von den ersten gastronomischen Gehversuchen der Familie, die in Gütersloh stattfanden. Seit 24 Jahren gibt es dort an der Brockhäger Straße &bdquo;Asiasnack Saigon“, das sich dort einiger Beliebtheit erfreut – allerdings mit eher chinesischer, dem deutschen Gaumen angepasster Küche. Statt Phô stehen entsprechend eine süß-saure Pekingsuppe oder die unvermeidlichen Frühlingsrollen auf der Karte. Ein solider Asia-Imbiss – aber eben nicht der große Traum, der aus der Jugend von Thi Phuong Mai Nguyen stammt und der im Kern sogar einen traurigen Ursprung hat: Den frühen Tod des Vaters. &bdquo;Er ist 1976 gestorben“, erzählt Anh Duy Nguyen. &bdquo;Seine Frau – meine Großmutter – ist mit 37 Jahren Witwe geworden und musste zehn Kinder versorgen.“ Sie erwies sich in der schweren Aufgabe aber als Kämpferin. Und als hervorragende Köchin: Sie führte ein Phô-Restaurant, in dem sie ihr eigenes Rezept entwickelte. Die Kinder packten mit an. Und sie lernten, dass man mit einem gut geführten Restaurant nicht nur gut über die Runden kommen, sondern auch ein recht gutes Leben führen kann. Mit dem im Restaurant verdienten Geld schaffte es die Familie dann auch, nach Deutschland überzusiedeln. Bis der Traum vom Phô-Restaurant in der neuen Heimat dann aber endlich wahr wurde, sollten noch einmal 35 Jahre vergehen. Das Aah!-Gefühl ist das besondere von Phô Es ist Thi Phuong Mai Nguyen anzusehen, wie glücklich sie jetzt ist, ihrer inzwischen 87 Jahre alten Mutter im eigenen Phô-Restaurant eine Schale der dampfenden Suppe zu servieren. Zehn bis zwölf Stunden köchelt die Brühe, in die wahlweise Fleisch, vegetarische Zutaten und natürlich Reisbandnudeln gegeben werden. Und auch die inzwischen auf den Geschmack gekommenen Gäste wissen die vietnamesische Spezialität zu schätzen. &bdquo;Es ist dieses &bdquo;Aaah!“-Gefühl, was Phô so besonders macht“, sagt Anh Duy Nguyen. &bdquo;Wenn man den letzten Schluck Brühe genommen hat und die Schale absetzt, lehnt man sich einfach nur satt und zufrieden zurück und macht Aaah!. Das hört man tatsächlich oft hier im Restaurant.“ Lesen Sie auch: Trend-Viertel in Bielefeld: Neue kulinarische Hot-Spots entlang der Lutter Neben der Phô-Suppe findet sich auf der bewusst übersichtlich gehaltenen Karte dann auch noch eine weitere vietnamesische Spezialität: Kaffee. &bdquo;Ich will jetzt nicht sagen, dass wir genau so eine Kaffeekultur haben wie die Italiener, es ist aber schon etwas ganz Besonderes“, sagt Anh Duy Nguyen. In Vietnam sei es durchaus üblich, Phô schon zum Frühstück zu essen und parallel dazu den Kaffee durch den kleinen Filter auf die süße Milchmädchen-Creme laufen zu lassen. &bdquo;Wenn man aufgegessen hat, kann man dann den Kaffee trinken.“ So weit, dass es an der August-Bebel-Straße schon zum Frühstück Nudelsuppe und Kaffee gibt, ist es indes noch nicht. &bdquo;Dafür fehlt momentan wohl doch noch die Kundschaft“, sagt Anh Duy Nguyen. Vielleicht dauert es noch ein paar Jahre, bis die Zeit dafür reif ist – aber träumen wird man ja wohl noch dürfen.

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