Bunt, ausgefallen und umstritten: Automatenkioske sind ein neuer Trend in Minden

Minden. Sie stehen auf Bahnsteigen, Flughäfen, in Hotels, Schulen oder Firmen. Schnell das Kleingeld ausgepackt und schon ist der Schokoriegel oder die Cola nur noch einen Münzwurf entfernt. Verkaufsautomaten - egal in welcher Form und für welchen Zweck - umgeben uns dauernd. Und sie werden immer beliebter und moderner. Das zeigt sich deutschlandweit und seit geraumer Zeit auch in Minden. Hier gibt es am Königswall inzwischen sogar einen durchgehend geöffneten Automatenkiosk - und der sorgt für Kritik bei den ansässigen Schulen. &bdquo;Supaladn“ steht in großen Lettern auf den Schaufenstern des Ladenlokals, das nie geschlossen hat. Mit dem Schriftzug &bdquo;24/7“ bewirbt der Betreiber dies auch - und zeigt sich nach den ersten Monaten nach der Eröffnung Anfang diesen Jahres zufrieden. &bdquo;Es ist sofort angenommen worden“, berichtet Patrick Zander als Mitarbeiter der Betreiberfirma vom Start. Es habe noch keine Probleme gegeben und die dauerhafte Videoüberwachung habe dafür gesorgt, dass es noch keinen Aufbruch gab. Angeboten werden dort unter anderem internationale Süßigkeiten und Erfrischungsgetränke, die sich besonders bei Jugendlichen großer Beliebtheit erfreuen wie Chips von Takis oder Prime-Drinks von Influencer Logan Paul. &bdquo;Automation ist die Zukunft - und das gilt für alle Bereiche der Gastronomie und alle Bereiche der Verpflegung“, ist er sich Zander sicher. Betrieben wird der Kiosk nicht von ihm, sondern von Geschäftsführer Mohammed Al Qirfan und dessen Firma Studio L. Diese ist an der Obermarktstraße 1 in Minden beheimatet und steckt auch hinter dem Co-Working-Space &bdquo;Martini Neun“ in den Räumlichkeiten der alten Schwedenschänke. Zander selbst tritt dort auch als Mitarbeiter auf und ist zudem in der Mindener Gastronomieszene tätig. Bedenken bezüglich Jugendschutz &bdquo;Die Chöre von Belcantolino waren mir lieber“, sagt Cordula Küppers als Schulleiterin des Mindener Ratsgymnasiums mit Blick auf den Umzug des Vormieters nach Dankersen vielsagend. Ihre Schule liegt genau wie das Herdergymnasium und die Kurt-Tucholsky-Gesamtschule (KTG) nicht weit von dem Automatenkiosk entfernt. Auch Peter Kock, stellvertretender Schulleiter des Herders, ist alles andere als begeistert von dem Angebot. Für ihn liegt nahe, dass sich der Kiosk vom Zuschnitt und dem Standort vor allem an Schüler richtet. &bdquo;Ich konnte kaum glauben, dass so etwas genehmigt werden kann“, sagt Kock, den das Thema nicht nur als Lehrer, sondern auch als SPD-Kommunalpolitiker umtreibt. &bdquo;Gerade mit Blick auf den Jugendschutz hätte ich gedacht, dass dies nicht so einfach möglich wäre.“ Schließlich würden dort neben Süßigkeiten, Softdrinks und belegten Brötchen auch Energydrinks und sogar Alkohol, Zigaretten und die bei jungen Erwachsenen und Jugendlichen beliebten elektrischen Wegwerfzigaretten (Vapes) angeboten. Besonders beliebt ist der &bdquo;Supaladn“ MT-Informationen zufolge auch bei den Schülern und Schülerinnen der in unmittelbarer Nähe befindlichen KTG. Schulleiterin Katharina Langner meldete sich auf eine Anfrage der Redaktion nicht zurück. Werbung mit Influencer und &bdquo;Boxer-Challenges“ &bdquo;Der Kiosk ist nicht auf Schüler ausgerichtet“, sagt unterdessen Patrick Zander zu den Vorwürfen und berichtet davon, dass der Kundenstamm die ganze Gesellschaft abbilden würde. Ein Blick in den Kiosk zeigt jedoch: Optik, Musik, Atmosphäre, Angebot - alles ist auf die Zielgruppe Schüler und Jugendliche zugeschnitten. &bdquo;Natürlich sind es morgens und mittags vor allem Schüler. Aber das liegt in der Natur der Dinge“, sagt Zander. So sei es für Schüler ein Anziehungspunkt, weil auch &bdquo;coole Musik“ aus den Boxen schallt und neben den Verkaufsautomaten auch ein Flipper, ein Kicker und zwei Boxautomaten dort zu finden sind. @supaladn Die nächste Boxer-Challenge im SUPALADN in Minden! Diesmal mit 2 starken Girls! Trainiert fleißig fürs nächste Mal und schlagt unseren @S A E R B E R 𒀭 ! #supaladn #minden #boxing #boxergirl #boxen #ekiosk #automatenkiosk #24hours ? Walker - Official Sound Studio &bdquo;Warum es gerade Boxautomaten sein müssen, kann ich nicht nachvollziehen“, sagt Cordula Küppers, die sich erst jüngst einen Eindruck von dem Geschäft machte. Auf dem Tiktok-Kanal des Kiosks hingegen wirbt der Betreiber mit einem lokalen Influencer und lädt dort Videos von &bdquo;Boxer-Challenges“ hoch. &bdquo;Das wird angenommen und abends kommen zum Beispiel auch Besucher aus der Shisha-Bar von gegenüber rüber. Sie machen einen Wettbewerb daraus, wer die Shisha zahlen muss.“ Durch die Innenstadtnähe und die Entwicklung des Königswalls mit dem zuletzt eröffneten Döner-Ladens &bdquo;Krispy Kebab“ oder den Partys im Bunker würde stets reger Kundenverkehr herrschen. &bdquo;Es ist eine belebte Lage“, schildert Zander - und erklärt damit auch, dass sich das Angebot eben nicht nur an Schüler richte. In diesem Zusammenhang verweist er auch darauf, dass der Jugendschutz voll eingehalten werde. &bdquo;Das sieht die Ordnungsbehörde übrigens auch so.“ Volljährigkeit muss trotzdem nachgewiesen werden So dürfen Getränkeautomaten in Deutschland gemäß des Jugendschutzgesetzes eigentlich nicht zum Verkauf alkoholischer Getränke eingesetzt werden. &bdquo;Ausnahmen sind jedoch möglich, wenn sich der Automat in einem gewerblich genutzten Raum befindet und durch technische Vorrichtungen oder durch ständige Aufsicht sichergestellt ist, dass Minderjährige keine alkoholischen Getränke entnehmen können“, heißt es dort. Und genau diese Vorrichtungen sind in dem Kiosk am Königswall vorhanden. &bdquo;Man muss mit dem Personalausweis verifizieren, dass man volljährig ist“, erklärt Zander und fügt an: &bdquo;Wir haben nicht den Faktor Mensch, der Fehler machen kann, sondern eine Maschine, die ja oder nein sagt.“ Dass Minderjährige rein theoretisch Alkohol, Vapes oder Zigaretten von über 18-Jährigen gekauft bekommen könnten, sei ihm bewusst. &bdquo;Aber das ist eine gesellschaftliche Sache, die es auch bei Supermärkten oder Tankstellen gibt.“ Generell geht Zander davon aus, dass es perspektivisch immer mehr Automaten und auch Automatenkiosks geben wird. &bdquo;Niemand mit Personalkosten kann einen solchen Laden 24/7 betreiben“, sagt er. Da sowohl das Feiertagsgesetz, als auch das Ladenöffnungsgesetz in Nordrhein-Westfalen einen solchen Betrieb zulassen, ist die tägliche Öffnung rund um die Uhr möglich. Laut Zander würden die Automaten nahezu täglich befüllt, entleert und auch das Ladenlokal gesäubert. &bdquo;Das ist notwendig, aber es gibt keine größeren Auswüchse in Sachen Verschmutzung.“ Räumlichkeiten kamen vor der Idee Neben dem Kiosk am Königswall gibt es in Minden noch das &bdquo;Snack Trio 24/7“ in der Nähe des Leo-Sympher-Berufskollegs und Freiherr-vom-Stein-Berufskollegs. Wadim Bondarenko (26), Sergej Janle (24) und Maxim Nickel (23) sind einst alle dort zur Schule gegangen und führen den Kiosk nun dort, wo früher das &bdquo;Haus der feinen Backwaren“ war. Ursprünglich sollte es auch ein 24/7-Shop sein, doch nun ist dieser von 7.30 bis 15 Uhr geöffnet und versorgt die Schüler und Schülerinnen unter anderem mit Bagels, Wraps und Sandwiches. &bdquo;Wir betreiben auch zwei weitere Automaten in Minden, die rund um die Uhr zugänglich sind“, sagt das Trio. Perspektivisch hoffen sie, auch an dem Standort stets erreichbar zu sein - doch inwiefern das möglich sei, müsse sich noch zeigen, da es sich um ein Wohngebiet und kein Mischgebiet handele, erklären sie. @snacktriogmbh Habt ihr weitere Produktwünsche? #snacktrio #automaten #minden #ekiosk #snacks #anime ? Ride It - Regard Die drei Männer kommen alle aus Minden und haben eine GmbH gegründet, um mit den Automaten durchzustarten. &bdquo;Wir haben sie alle gekauft“, sagen sie. Zwei von ihnen betreiben das Geschäft nebenberuflich, einer macht es hauptberuflich. &bdquo;Die Idee ist recht schnell erstanden“, erinnert sich Maxim Nickel. Die Räumlichkeiten waren da - und dann musste eine Idee her. &bdquo;Es ist guter Standort und viele Menschen brauchen auch nach 20 oder 22 Uhr, wenn die Supermärkte zu haben, noch Sachen.“ &bdquo;Geschäft läuft über Standardware, Profit kommt von Trends“ &bdquo;Es ist wie eine Tankstelle ohne Personal“, sagt Sergej Janie, der bei einem Urlaub vor zwei Jahren in Österreich erstmals mit Automaten in Berührung kam. &bdquo;Da standen überall welche, auch an Apotheken.“ Davon inspiriert haben die Freunde sich dann in den letzten Monaten viel über die Materie beigebracht und unterschiedliche Hersteller getestet. &bdquo;Die Automaten heutzutage haben nichts mehr mit den alten Teilen zu tun“, sagen sie. So erfolgt die Auswahl etwa über ein Touch-Display, es kann ein Warenkorb erstellt - und natürlich mit Karte gezahlt werden. Ihre Waren beziehen sie von verschiedenen Großhändlern, berichten sie. Auch bei ihnen fällt auf, dass die Getränke bunt und die Chipssorten außergewöhnlich sind. &bdquo;Die älteren Kunden kaufen die Klassiker und die Jüngeren probieren bestimmte Sachen und sind heiß auf Neues“, sagt Wadim Bondarenko. Ihr Geschäft laufe über die Standardware, der Profit käme von den Trends. So findet sich dort Red Bull ohne Kohlensäure aus Vietnam und daneben spezielle Kinder-Bons aus Dubai. Der stolze Preis: neun Euro. Trotzdem sagt das Trio: &bdquo;Wir geben den Schülern hier mit etwas zurück. Das ist eine Oase für sie.“ So werde dort bewusst kein Alkohol und keine Zigaretten angeboten. &bdquo;Vapes allerdings schon. Die sind nachgefragt“, sagen sie mit Blick auf die zum größten Teil volljährigen Schüler der Berufskollegs.

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