Aufträge gehen zurück - Wago aus Minden kündigt Kurzarbeit an

Minden. Die Folgen der schwächer werdenden Konjunktur sind auch in Minden unübersehbar. Mit Wago hat jetzt einer der größten Arbeitgeber der Region seine Mitarbeiter über erste Sparmaßnahmen informiert. Wie eine Sprecherin bestätigt, soll es dabei unter anderem um einen zwischenzeitlichen Einstellungsstopp und die Einführung von Kurzarbeit gehen. "Wie viele Unternehmen ist auch Wago von der schwachen wirtschaftlichen Entwicklung und Konjunktur betroffen", heißt es auf Anfrage des Mindener Tageblattes (MT). Das zeige sich in einem deutlichen Auftragsrückgang, heißt es, konkrete Zahlen nennt das Unternehmen zu diesem Zeitpunkt nicht. "Um diesen Rahmenbedingungen verantwortungsvoll zu begegnen, werden wir temporäre Maßnahmen zur Reduzierung der Kosten ergreifen", so die Sprecherin weiter. Zu weiteren Details äußert sich das Familienunternehmen nicht und verweist auf laufende Gespräche zwischen Geschäftsleitung und Betriebsrat, zunächst sei lediglich eine Grundsatzentscheidung getroffen worden. Man sei "sehr zuversichtlich, gemeinsam sozialverträgliche Lösungen zu finden". In welchen Bereichen und in welchem Umfang es zu Kurzarbeit kommen könnte, ist damit offen, gleiches gilt für den Zeithorizont. Der Einstellungsstopp betreffe alle Bereiche des Unternehmens. Mit rund 3.200 Mitarbeitern allein an den beiden Mindener Standorten an der Hansastraße und in Päpinghausen zählt Wago zu den größten Arbeitgebern der Region. Ein weiterer Standort befindet sich im thüringischen Sondershausen. Arbeitgeberverband in Sorge um den Standort Deutschland Über die aktuelle Entwicklung beim größten privatwirtschaftlichen Arbeitgeber Mindens hinaus wachsen die Sorgen um den Standort Deutschland. Der Vorsitzende des Arbeitgeberverbandes Minden-Lübbecke, Robert Falch, spricht von einer großen Verunsicherung. Bis auf Unternehmen aus den Bereichen Energie und Nachhaltigkeit hätten alle "ordentlich zu knabbern - und das ist erst der Anfang". Die Einschätzung der Bundesregierung sei aus seiner Sicht zu positiv: "Es gibt ohne Ende Warnsignale, die Wirtschaftsforschungsinstitute sagen alle das gleiche - und niemand arbeitet dagegen." Die aktuellen Zahlen zur Kurzarbeit sind aus Falchs Sicht auch kein guter Gradmesser für die Lage, weil viele Unternehmen dieses Instrument nur sehr zögerlich einsetzten. Mit Blick auf den Arbeitskräftemangel gibt es offenbar die Sorge, ein falsches Signal an die Mitarbeiter zu senden. An Untergangsszenarien will sich Falch indes nicht beteiligen, "aber wir werden einen Teil unseres Wohlstandes verlieren". Schon jetzt sei erkennbar, dass sich fast alle großen Unternehmen bei Investitionen gegen Deutschland entscheiden und stattdessen auf die USA, China oder Indien setzen. Auch die Mittelstandsvereinigung der CDU im Kreis (MIT) hatte sich zuletzt sehr kritisch zum im Bundeskabinett vertagten Wachstumschancengesetz geäußert. Die Bundesregierung sei "nicht mehr arbeitsfähig", sagte der MIT-Kreisvorsitzende Olaf Hartmann. Die Betriebe warteten seit Monaten auf Entlastungen, so Hartmann weiter: "Unser Land braucht wieder Wachstum. Die strukturellen Bedingungen für die Wirtschaft müssen verbessert werden." Statistik zur Kurzarbeit lässt kaum eine Prognose zu Ein Blick in die Kurzarbeitsstatistik der Bundesagentur für Arbeit lässt in der Tat kaum Rückschlüsse zu. So haben im Juli kreisweit zwölf Unternehmen Anzeigen über Kurzarbeit gestellt, die 228 Mitarbeiter betreffen. Im Juli des Vorjahres waren es noch 23 Anzeigen mit 132 betroffenen Personen. Allerdings handelt es sich hier zunächst um hypothetische Zahlen, die nichts darüber aussagen, ob die Kurzarbeit tatsächlich zum Einsatz gekommen ist. Da Anzeigen für einen gewissen Zeitraum gestellt werden und nach Ablauf ein Folgeantrag gestellt werden muss, könne es auch vorkommen, dass einige Betriebe doppelt gezählt würden, erläutert BA-Sprecherin Janine Billerbeck. Erst nach sechs Monaten werden die tatsächlichen Kosten der Kurzarbeit abgerechnet. Die aktuellsten Zahlen stammen also aus dem Januar 2023, Hochrechnungen gibt es für Februar. Allerdings lassen sich die Werte auch nicht in ein Verhältnis zu den Anzeigen setzen, da diese manchmal für mehrere Monate Gültigkeit hätten, so Billerbeck weiter. Hochgerechnet gab es im Februar 2023 im Kreis Minden-Lübbecke 89 Betriebe, die in Kurzarbeit waren, und 821 kurzarbeitende Beschäftigte. Damit lag der Anteil der Kurzarbeiter an allen Beschäftigten im Kreis bei 0,7 Prozent. Die historischen Höchstwerte stammen wenig überraschen aus dem April des Corona-Jahres 2020: Damals waren 2.177 Betriebe mit 21.387 Beschäftigten in Kurzarbeit.

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