Soziale Medien So ist das Leben als "TikTok"-Stars für ein junges Pärchen aus Minden

Minden. Keine Frage: Es ist ihre bedingungslose Authentizität, die mehr als eine Million Menschen so an zwei jungen Mindenern schätzen. Sie sind direkt, frei nach Schnauze und vor allem stets nahbar. Es ist nicht schwer, sich in manchen Situationen in ihnen wiederzuerkennen. So halten Manja Schönfeld und Faiez Bischo in hunderten Videoclips auf der Plattform &bdquo;TikTok" der Gesellschaft immer wieder den Spiegel vor – und haben wahnsinnigen Erfolg damit. Seit etwa einem Jahr ist das Pärchen aus Minden unter dem Namen &bdquo;manja_faiez" aktiv in der App, hat schon mehr als 45 Millionen &bdquo;Gefällt mir"-Angaben gesammelt. Für den Ruhm und die Bekanntheit im Netz müssen Manja und Faiez aber nicht selten kräftig einstecken, wie sie ganz ehrlich im Gespräch mit dem "Mindener Tageblatt" erzählen. Kennengelernt haben sich die beiden im Januar 2021. &bdquo;Es hat direkt gepasst zwischen uns, wir konnten unheimlich viel und gut miteinander lachen", erzählt Manja, die damals in Rahden gelebt hat. Die 21-Jährige ist zwar in Minden aufgewachsen, aber nach der Trennung ihrer Eltern dann mit ihrer Mutter in die Kleinstadt umgezogen. Mehr zu Freizeit-Themen im Kreis Herford und Kreis Minden-Lübbecke finden Sie in unserem Spezial "Lifestyle, Gastro, Shopping" Durchschnittlich mehr als eine Millionen Videoaufrufe Im Juli desselben Jahres haben die junge Frau und der 30-jährige Faiez dann das erste Video auf &bdquo;TikTok" veröffentlicht. Zunächst stellten sie Beiträge online, in denen sie sich gegenseitig Streiche spielen und sprichwörtlich auf den Arm nehmen. &bdquo;Ich kann mich noch an einen Anruf von Faiez erinnern, als er mir bei einem Video stolz von 16.000 Aufrufen erzählte", sagt Manja. Zum Vergleich: Aktuell schauen im Durchschnitt mehr als eine Millionen Menschen jedes Video der beiden, der beliebteste Clip zählt 7,3 Millionen Aufrufe. Inzwischen filmt das Duo verschiedene Situationen im Alltag: Zum Beispiel wie Manja reagiert, wenn Faiez die Wäsche falsch wäscht oder die Diskussion, wenn er den Klodeckel wieder oben lässt. Es sind häufig Szenen, die viele kennen, in die sich viele hineinversetzen können. &bdquo;Ich liebe ihre Art, sie ist genau wie ich", kommentiert etwa eine Nutzerin. Ein Mann schreibt: &bdquo;Seine Ruhe während der Gespräche hätte ich gerne, meine Freundin wäre dankbar." Es sind nur zwei von hunderttausenden Kommentaren unter allen Videos. &bdquo;Es ist schon verrückt, wie sich das alles so entwickelt", gesteht Faiez. Erst vor Kurzem habe ein kleines Mädchen geweint, als es Manja in der Stadt getroffen habe. Der 30-Jährige betont im Gespräch immer wieder, dass der Erfolg für ihn nicht selbstverständlich und er unheimlich dankbar dafür sei. Geplant war die Social-Media-Karriere nämlich ganz und gar nicht. So studiert Manja eigentlich Jura, Faiez geht normal arbeiten. &bdquo;TikTok" habe den beiden einfach Spaß gemacht. &bdquo;Früher sind wir dafür ausgelacht worden, selbst einige damalige Freunde haben sich für uns geschämt", gesteht die 21-Jährige. Mit den ersten Hasskommentaren kamen die Zweifel Ihr Kreis sei mit der Zeit enger geworden – freundschaftlich ebenso wie familiär. &bdquo;Es gefällt nicht jedem, was wir machen. Und ja, auch viele aus der Familie haben sich abgewandt. Es tut weh, aber letztlich ist das dann nicht die Art von familiärem Zusammenhalt, wie wir ihn uns vorstellen." Früher sei es der jungen Frau weitaus wichtiger gewesen, was andere von ihr denken. &bdquo;Irgendwann hat man in den Videos nur noch mich und mein Gesicht gesehen. Das hat sich ergeben", erzählt Manja. Gerade am Anfang seien negative Kommentare noch öfter ein Thema gewesen. &bdquo;Ich habe das Gefühl gehabt, dass all der Hass der Internet-Rambos in den Kommentaren zu den Videos nur gegen mich persönlich ging." Mehr als einmal habe sie ans Aufhören gedacht, durch Faiez aber durchgehalten. &bdquo;Ohne ihn hätten wir den Erfolg so nie gehabt", sagt die 21-Jährige und lächelt ihren Freund an. Für mehr Realität auf Social Media Mittlerweile veröffentlichen die beiden fünf Videos pro Woche. Die Produktion ist routiniert, nur manche Clips müssen nachträglich überhaupt geschnitten werden. Denn: Die Inhalte ergeben sich immer aus Situationen heraus. Sie sind echt und nicht wie bei vielen anderen auf der Plattform gestellt. &bdquo;Klar, ich sehe, wenn er filmt. Aber wenn ich eine Kappe auf ihn habe, habe ich eine Kappe auf ihn. Dann rege ich mich auf, egal ob die Kamera läuft." Bescheidenheit trotz beachtlichem Gehalt Mittlerweile seien beide daran gewöhnt, irgendwie ist es ja inzwischen auch ihr Job. Es ist ja kein Geheimnis, dass man heutzutage von Social Media gut leben kann. Vor allem die Summen, die sich über das soziale Netzwerk Instagram verdienen lassen, sind beachtlich. Dort kommt Manja ebenfalls auf fast 250.000 Abonnenten. Geld ist aber nicht alles, stellt Faiez klar: &bdquo;Ich will lieber von Bekannten und Fans gefragt werden, wie es mir geht und nicht, wie viel ich verdiene." Das Pärchen, das in einer Wohung in Dankersen lebt, träume von einem Haus in Rahden, &bdquo;schön auf dem Dorf", wie die 21-Jährige sagt. Dafür werde das Geld eines Tages ausgegeben, nicht für Handtaschen oder so etwas. &bdquo;Wir leben bescheiden und sind immer noch dieselben Ottos wie vor ,TikTok. Wir fahren mit einem Auto rum, das so ruckelt, dass wir nie wissen, ob wir ankommen", offenbart Manja laut lachend. Für sie sei Social Media eher eine kleine Parallelwelt. &bdquo;Es scheint immer alles so perfekt, aber das ist es nicht. Auch bei uns nicht." In jeder Beziehung gebe es Streit, das sei völlig normal, sagt die junge Frau. &bdquo;Und das zeigen wir in unseren Videos." Und während andere in der Branche den Frühstückstisch minutenlang herrichten, &bdquo;kommt bei uns die Lidl-Mortadella direkt in der Packung auf den Tisch – so wie es normale Menschen halt machen." Familie steht an erster Stelle Egal, wie groß der &bdquo;TikTok"-Account der beiden noch wird, für sie steht fest, auf jeden Fall weiter normal zu leben und zu arbeiten. &bdquo;Wir haben mittlerweile ja noch eine größere Verantwortung für unser Kind", sagt Manja und schaut liebevoll in den schwarzen Maxi-Cosi, in dem der wenige Monate alte Aras eingekuschelt schläft. Die Schwangerschaft hat das Pärchen übrigens auf Social Media komplett verheimlicht. Zum einen weil durch medizinische Gründe lange nicht klar war, wie die Schwangerschaft verlaufen würde. Zum anderen weil die zwei die Zeit für sich genießen wollten, ohne Kommentare von Fremden. &bdquo;Wir sind in erster Linie nun mal keine ,TikToker, sondern eine kleine Familie. Und deshalb wird man unseren Sohn auch nie im Internet sehen", argumentiert Faiez. Es sei wichtig, das Wesentliche nicht aus den Augen zu verlieren. Und das seien nicht Likes und Abonnenten, sondern Liebe, Ehrlichkeit und Dankbarkeit.

Mehr zum Thema