Streit ums Impfen: Land kritisiert "unsolidarische" Kliniken

Kreis Minden-Lübbecke. Minden. Die gekappten Liefermengen an Impfstoff für Krankenhäuser führen zu Zwist zwischen dem Land und den Mühlenkreiskliniken. Das Ministerium für Arbeit, Gesundheit und Soziales warf den MKK indirekt unsolidarisches Verhalten vor. MKK-Vorstand Olaf Bornemeier reagierte entsetzt. Vorangegangen war der Diskussion ein neuer Erlass des Ministeriums, nach dem die bereits bestellten Liefermengen für Kliniken auf ein Maximalmaß von 50 Prozent der Mitarbeiter begrenzt wurde. Ministeriumssprecher Marko Martic schrieb dem Mindener Tageblatt dazu: &bdquo;Derzeit können in den Krankenhäusern aufgrund der noch geringen Impfstoffmengen nur Beschäftigte geimpft werden, die nach der Impfverordnung eine Berechtigung der höchsten Priorität besitzen.“ Dabei handele es sich vorrangig um Personal von Intensivstationen, in Notaufnahmen, in Bereichen wie Betreuung und Pflege sowie auf Stationen der Onkologie oder Transplantationsmedizin. Unsolidarische Mediziner und Pflegekräfte? &bdquo;Vor diesem Hintergrund hat das Ministerium kürzlich alle Krankenhäuser abgefragt, wie viel Personal unter diese Vorgabe fällt“, so Martic weiter. In der Regel liege der Anteil unter 50 Prozent. &bdquo;Einige Krankenhäuser haben jedoch bis zu 100 Prozent des Personals gemeldet. Aus Sicht des Ministeriums ist dies nicht plausibel und zudem aufgrund der begrenzten Impfstoffmengen unsolidarisch.“ Auch die Mühlenkreiskliniken wurden laut Auskunft von Sprecher Christian Busse gekappt. Wie viel Prozent der Mitarbeiter der Verbund als priorisiert gemeldet hatte, teilten die MKK nicht mit. Vorstand Bornemeier machte allerdings seinem Ärger Luft: &bdquo;Den Vorwurf, Mediziner und Pflegekräfte verhielten sich unsolidarisch, weise ich mit allem Nachdruck zurück.“ Das Personal setze sich seit einem Jahr besonderen Infektionsgefahren aus. &bdquo;Wenn es nun einen Impfstoff gegen Corona gibt, haben diese Berufsgruppen auch das moralische Recht, als eine der ersten geimpft zu werden – so hat es auch die Ständige Impfkommission empfohlen. Solche abstrakten und pauschalen Schuldzuweisungen sind darauf ausgerichtet, Misstrauen und Zwietracht zwischen den Bürgern und den Krankenhäusern zu schüren.“ Er halte individuelle Absprachen für zielführender, wenn das Ministerium Zweifel habe. Eine pauschale Kappung bei 50 Prozent sei bei einem verzahnten und interdisziplinär ausgerichteten Klinikbetrieb inhaltlich nicht begründbar. Differenz von mehr als einer Million Impfdosen Auch auf den Vorwurf, nur ein Bruchteil der verfügbaren Impfstoffdosen würde auch verimpft, reagierte das Ministerium. Das Nachrichtenmagazin &bdquo;Der Spiegel“ hatte unter Berufung auf Zahlen des Bundesgesundheitsministeriums berichtet, dass NRW bis zum 2. Februar bereits rund 1,8 Millionen Impfdosen erhalten habe. Verglichen mit den Impfzahlen wären nur rund 25 Prozent der Dosen genutzt worden. Das Landesgesundheitsministerium schreibt dazu: &bdquo;Ihre Angaben zu den gelieferten Impfstoffmengen können nicht bestätigt werden. Bis zum 2. Februar sind 763.425 Impfdosen durch den Bund geliefert worden.“ Wie es zu der Differenz von mehr als einer Million Impfdosen zwischen den Bundes- und Landesangaben kommt, bleibt unklar. Mit den gelieferten Impfdosen seien 387.345 Erstimpfungen vorgenommen worden. &bdquo;Damit wurden 50,7 Prozent der Gesamtlieferung als Erstimpfung verimpft“, so Sprecher Martic. Grundsätzlich solle nach den Vorgaben des Bundes die Hälfte der Lieferungen für notwendige Zweitimpfungen zurückgelegt werden. Ein Verzug bestehe daher nicht.

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