Sieben Monate Corona-Krise - Stimmung in Wirtschaft und Handel angespannt

Minden. Ob Konzert, Silberhochzeit oder Weihnachtsfeier: &bdquo;Es plant doch niemand eine große Veranstaltung, ohne zu wissen, ob sie stattfinden kann." Bernd Niemeier, Geschäftsführer des Hotels Lindgart, kann sich an keine vergleichbare Krise erinnern. Die Corona-Pandemie macht seiner Branche auch im siebten Monat schwer zu schaffen. Seit 1982 leitet Niemeier Hotels. Im Frühjahr musste er erstmals in seiner Laufbahn Kurzarbeit anmelden: &bdquo;Das war früher für uns ein Fremdwort." Der Weg zurück in die Normalität wird lang und steinig: Daran lässt die aktuelle Konjunkturumfrage der Industrie- und Handelskammer Ostwestfalen zu Bielefeld (IHK) keinen Zweifel. An der Umfrage beteiligten sich von Mitte August bis Mitte September 334 Minden-Lübbecker Unternehmen. Das Fazit: Die konjunkturelle Lage hat sich zwar leicht verbessert, stellt sich aber insgesamt noch als sehr schlecht dar. Bis Ende 2020 wird in erster Linie die Industrie Arbeitsplätze abbauen. Branchen unterschiedlich betroffen Die Branchen sind unterschiedlich stark betroffen. Die Gastronomie sieht derzeit noch kein Licht am Ende des Tunnels. &bdquo;Wenn die Überbrückungs-Hilfen auslaufen, werden wir 35 Prozent der Betriebe verlieren", schätzt Bernd Niemeier, der auch Präsident des Hotel- und Gaststättenverbands NRW ist. Besorgt schaut die Branche auf Herbst und Winter. Er setzt auf ein Entgegenkommen der Kommunen bei nutzbaren Ausflächen, Sperrzeiten und auch bei dem Thema Heizpilze, die aus Umweltschutzgründen vielerorts verboten sind. In Corona-Zeiten möchten viele Gäste aus Angst vor Ansteckung aber lieber draußen sitzen. In Minden sind Heizpilze nicht verboten. &bdquo;Solange dieses nicht zum Beispiel über eine Satzung ausdrücklich geregelt ist, dürfen Gastronomen diese draußen aufstellen", schreibt Pressesprecherin Susann Lewerenz auf Anfrage. Neben Niemeyer stellten gestern Georg Böcker, IHK-Vollversammlungsmitglied, und der Mindener Zweigstellenleiter Karl-Ernst Hunting die Ergebnisse vor. Was den Unternehmen insgesamt Bauchschmerzen macht, ist die Perspektivlosigkeit: &bdquo;Eine Rückkehr zur Normalität ist kurzfristig nicht zu erwarten", sagte Böcker. Es werde bis weit ins Jahr 2021 dauern, bis sich die Wirtschaft annähernd vollständig wieder im &bdquo;Normalmodus" befinde. Fast 80 Prozent der mit Beschäftigtenzahlen gewichteten Unternehmen gehen von einer Rückkehr zur Normalität erst nach sechs Monaten oder viel später aus. Zukunft sieht nicht gut aus Die Zukunftserwartungen für die Erträge sind in allen drei Branchen negativ. Den mit Abstand schlechtesten Wert verzeichnet die Industrie. Dies bereitet Sorgen, weil unter anderem die Erträge mit den damit möglichen Innovationen und Investitionen den Weg für die Zukunft der Unternehmen bereiten. Und: Wegen geringerer Erträge zurückgefahrene Investitionen führen zu weniger Folgeaufträgen für andere Unternehmen. Minden-Lübbecke liegt im Vergleich mit den anderen ostwestfälischen Kreisen und der Stadt Bielefeld mit seinem aktuellen Gesamt-Klimaindikator an letzter Stelle. Laut Böcker ist es jetzt wichtig, die in den Konjunkturpaketen verabredeten Investitionen zügig umzusetzen, um Forschung, Entwicklung, Digitalisierung und Zukunftstechnologien zu beschleunigen. Er plädierte auch dafür, die Belange der Unternehmen auch in den Kommunen mehr in den Vordergrund zu rücken, um der Wirtschaft mit guten Standortbedingungen Wachstumsimpulse zu geben. Zugunsten wieder anlaufender Exportgeschäfte forderte er – soweit verantwortbar – Erleichterungen bei Geschäftsreisen. Mit wenigen Ausnahmen seien die Umfragewerte in den drei Sektoren Industrie, Handel und Dienstleistungen negativ. Die besten Umfragewerte kommen aus der Dienstleistungsbranche. Böcker: &bdquo;Die Unternehmen bereiten sich mit gezielten Maßnahmen wie Rationalisierungen und Produktinnovationen auf eine positive Entwicklung nach der Pandemie vor." Allerdings seien die Zukunftserwartungen für die Erträge in allen drei Branchen noch negativ. Der mit Abstand schlechteste Wert stamme auch hier aus der Industrie, wo rund 52 Prozent der befragten Betriebe von sinkenden Erträgen ausgingen. Dort könnten auch die meisten Arbeitsplätze auf der Kippe stehen. Im siebten Monat der Krise gehen die Betriebe im Mühlenkreis insgesamt von einem Beschäftigtenabbau aus.

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